Bauen

Einbringen der Spundwand. (Foto: Wasserwirtschaftsamt Regensburg, Fabian Mauff-Grotrian)

03.05.2023

Risiko einer Überschwemmung stark minimiert

Hochwasserschutz in Regensburg – der Abschnitt Westhafen

In der Vergangenheit war die Stadt Regensburg immer wieder von Hochwasserereignissen betroffen, die erhebliche Schäden verursacht haben. Nach mehreren gescheiterten Versuchen, einen Hochwasserschutz in der Stadt voranzutreiben, gelang es dem Wasserwirtschaftsamt Regensburg als Vorhabensträger gemeinsam mit der Stadtverwaltung, ab 2001 das Projekt sowohl technisch voranzubringen, als auch eine hohe Akzeptanz bei Politik und Bürgerschaft durch Öffentlichkeitsbeteiligung zu erreichen. Im innerstädtischen Bereich und insbesondere im Weltkulturerbe der Stadt Regensburg, stellen sich komplexe Anforderungen hinsichtlich Technik, Städtebau und Naturschutz.

2001 haben sich daher in einem europaweiten Wettbewerb Teams aus den Fachrichtungen Ingenieurbau, Architektur und Landschaftsplanung darum beworben gute Lösungen zu finden, den Hochwasserschutz möglichst verträglich in das Stadtbild zu integrieren und an vielen Stellen auch eine Aufwertung der flussnahen Bereiche zur erreichen.

Die besten Ergebnisse wurden ausgewählt, um als Grundlage für die Detailplanung der einzelnen Abschnitte zu dienen. Das Stadtgebiet Regensburg wurde hierfür in 18 Abschnitte aufgeteilt, die als einzelne Projekte realisiert werden können und jeweils in einem abgegrenzten Bereich den Schutz vor einem hundertjährlichen Hochwasser sicherstellen sollen.

Bisher wurden mit den Abschnitten Irl, Schwabelweis, Reinhausen, Steinweg und jetzt dem Westhafen fünf Abschnitte baulich umgesetzt. Insgesamt hat das Projekt ein Volumen von 150 Millionen Euro, wovon 35 Millionen Euro bereits ausgegeben wurden. In weiteren fünf Abschnitten sorgen städtebauliche Entwicklungen oder vorgezogene Maßnahmen der Stadt Regensburg dafür, dass keine Maßnahmen mehr erforderlich sind.

Im Westhafen und dem Ostenviertel der Stadt Regensburg war bisher bei einem hundertjährlichen Hochwasser der Donau eine Fläche in der Größe von 112 Fußballfeldern überflutet und dabei waren etwa 5000 Einwohner und rund 380 Betriebe betroffen.

Für Bauvorhaben und städtebauliche Entwicklungen in diesem Gebiet galten daher viele Einschränkungen, um die Sicherheit der Menschen und deren Hab und Gut zu gewährleisten. Viele Gebäude konnten nicht gegen Hochwasserschäden versichert werden, neue Bauvorhaben waren nur unter strengen Auflagen möglich.

Das Wasserwirtschaftsamt Regensburg und die Stadt Regensburg begannen 2011 mit den Planungen, die 2022 in der Fertigstellung der Maßnahme mündeten. Während des gesamten Prozesses hatten Bürgerinnen und Bürger sowie Fachverbände die Möglichkeit sich zu beteiligen und ihre Ideen einzubringen.

Der ortsfeste Hochwasserschutz besteht zum größten Teil aus einer Mauer aus Stahlbeton. Er ist je nach Bauweise unterschiedlich breit und auf der geschützten Landseite je nach vorhandenem Gelände 90 Zentimeter bis 2,70 Meter hoch. Im Hafenbereich wurde der ortsfeste Schutz passend zur Umgebung als sichtbare Spundwand ausgeführt.

Der Übergang zwischen Mauern und Spundwand markiert optisch den Wechsel vom Misch- zum Hafengebiet. Mobile Dammbalken schließen die Öffnungen und Durchgänge bei Hochwasser. Diese werden im Hochwasserfall innerhalb der Vorwarnzeit von Mitarbeitern der Stadt Regensburg aufgebaut.

Die Spundwände binden bis zu 8 Meter tief im Untergrund ein und leiten die Kräfte der Mauern und des bei Hochwasser anstehenden Wassers in den Boden ab.

In Teilbereichen bestehen die Hochwassermauern für den Schutz aus Fertigteilen, die aufgrund eines vorhandenen Abwasserkanals als Flachgründungen ausgeführt wurden.

Dränagen auf der Landseite der Mauer sammeln das bei Hochwasser nach oben steigende Grundwasser und leiten es zu zwei Schöpfwerken ab, die das Dränagewasser wieder in die Donau pumpen.
An der Kläranlage Regensburg wird zudem das Schneckenhebewerk ertüchtigt, um das Niederschlagswasser aus dem Kanalsystem der geschützten Stadtteile aufzunehmen und ebenfalls in die Donau abzuleiten.
Die Gesamtkosten des Hochwasserschutzes Westhafen in Höhe von 10 Millionen Euro teilen sich die Stadt Regensburg und der Freistaat Bayern zur Hälfte. Die Stadt Regensburg unterhält und betreibt die staatlichen Hochwasserschutzanlagen für 100 Jahre.

Der Bayernhafen, die Stadt Regensburg und das Wasserwirtschaftsamt Regensburg haben im Zuge der Maßnahme vor und während des Baues der Hochwasserschutzanlagen die umliegende Infrastruktur angepasst.
– Der Entfall und die Bündelung von Gleisen ermöglichen eine neue Nutzung der Flächen.
– Durch den Rückbau von Straßen führt kein Güterverkehr aus dem Hafen mehr durch die Wohngebiete.
– Neue Wege am und zum Donauufer verbessern Fuß- und Radverkehr.
– Neue freie Flächen zwischen Ufer und Hochwasserschutz schaffen hochwasserverträgliche Gestaltungsspielräume. Die nunmehr geschützten Areale können sich zukünftig städtebaulich hochwertig weiterentwickeln.

Durch den Bau der neuen Schutzanlagen ist das Gebiet bis zu einem hundertjährlichen Hochwasser geschützt. Die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Bereich nun überschwemmt wird, hat stark abgenommen. Dennoch sind an der Donau Hochwasserabflüsse möglich, die die Schutzhöhe der neuen Anlagen übersteigen. (Fabian Mauff-Grotrian)
 

Kommentare (0)

Es sind noch keine Kommentare vorhanden!
Die Frage der Woche
Vergabeplattform
Vergabeplattform

Staatsanzeiger eServices
die Vergabeplattform für öffentliche
Ausschreibungen und Aufträge Ausschreiber Bewerber

Jahresbeilage 2024

Nächster Erscheinungstermin:
28. November 2025

Weitere Infos unter Tel. 089 / 29 01 42 54 /56
oder
per Mail an anzeigen@bsz.de

Download der aktuellen Ausgabe vom 29.11.2024 (PDF, 19 MB)

E-Paper
Unser Bayern

Die kunst- und kulturhistorische Beilage der Bayerischen Staatszeitung

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.