Bauen

Blick in die beiden Obergeschosse. (Foto: Stadt Gersthofen)

02.05.2018

Schon wieder zu klein

Gersthofen hat eine neue Mittelschule erhalten

Zehn Jahre sind seit den ersten Gesprächen vergangen, denn bereits 2008 stand im Rathaus Gersthofen die Frage im Raum: Was soll mit dem Gebäude der Mittelschule passieren? Dem deutlich in die Jahre gekommenen Bau aus den siebziger Jahren stand eine Generalsanierung bevor. Doch war diese in puncto Funktionalität und Energie wirklich sinnvoll? Nach reiflichen Überlegungen und dem Ausloten verschiedenster Optionen war klar, dass ein Neubau für den Schulstandort die sinnigste Lösung darstellte. So starteten Vertreter der Stadt vor über sechs Jahren die Gespräche mit der Regierung von Schwaben und lobten einen Architekturwettbewerb aus, der die verschiedenen Möglichkeiten der Bebauung des rund 24 000 Quadratmeter großen Geländes aufzeigen sollten. Neben dem Schulgebäude sollte auch eine neue Turnhalle sowie Vereinsräume für vier Musikvereine in die Konzeption einfließen. Vorschläge zur Umsetzung gab es viele, Mitarbeiter der Verwaltung und Mitglieder des Stadtrats konnten aus rund 50 Bewerberentwürfen wählen. Den Zuschlag erhielt letztlich das Münchner Architekturbüro Behnisch, welches durch ein äußerst kreatives und innovatives Konzept mit räumlicher Funktionalität sowie einem durchdachten Klima- und Energieprogramm überzeugte.

Alles verlief im
Zeit- und Finanzplan

Zwei Bauabschnitte und die Gestaltung der Außenanlagen – in insgesamt vier Jahren Bauzeit sollte eines der größten Bauprojekte in der Geschichte Gersthofens entstehen. Mit insgesamt 33 Millionen Euro wurde kalkuliert, die Regierung von Schwaben konnte 6,9 Millionen Euro Fördermittel zusagen. Davon entfielen 1,2 Millionen Euro auf den Bau einer neuen Sportstätte, die eigentlich zuerst als Zweifachturnhalle geplant wurde. Doch die Stadt entschied sich, ihrer Schulfamilie der Mittelschule und der vielfältigen Vereinslandschaft noch mehr Komfort zu bieten und stockte die Planungen auf eigene Kosten auf. So entstand eine Dreifachturnhalle auf technisch höchstem Niveau, die mit insgesamt über 2300 Quadratmetern, neun Metern Höhe und einer Tribünenanlage für Gersthofen und den ganzen Landkreis völlig neue Möglichkeiten eröffnet. Nach dem Spatenstich im Jahr 2014 wurde die Halle nach zwei Jahren Bauzeit feierlich eröffnet. Der Abriss der alten Turnhalle schaffte Platz für den Neubau. Das Schulgebäude mit seiner Grundfläche von 4297 Qudartmetern und zwei Obergeschossen sollte 24 Klassenzimmer und 16 Fachräume fassen, das Raumprogramm hierfür gab die Regierung von Schwaben vor. Die Klassenzimmergröße wurde pauschal auf 62 Quadratmeter festgelegt und fiel damit deutlich kleiner aus, also noch zu Zeiten des alten Baus in den siebziger Jahren. Doch auch hier fand man von Seiten der Stadt eine Lösung: Zwischen jeweils zwei Klassenzimmer wurde auf Kosten der Stadt ein zusätzlicher Raum eingeplant, welcher bei Bedarf eine Ausweichmöglichkeit bot und bei trotzdem andauerndem Sichtkontakt für Gruppenarbeiten und weitere Aktivitäten genutzt werden konnte.
Die Bauphase lief, trotz mehrerer Komplikationen, nach Zeit- und Finanzplan. Ein Brand im Oktober 2016 verursachte einen Schaden von 90 000 Euro, doch der Zeitplan hielt. In den Sommermonaten 2017 ergaben sich größere Probleme mit dem Estrich und auch an der Heizungs- und Lüftungsanlage musste nachjustiert werden. Nach den Weihnachtsferien sollte im neuen Schulgebäude mit dem Unterricht starten. Ein Wasserrohrbruch an Heilig Abend 2017 brachte diesen Wunsch nochmal ins Wanken, doch dank des Engagements aller Beteiligten hielt auch hier die Zeitschiene. So hieß es am 8. Januar 2018 für rund 650 Schüler und 65 Lehrer: Umzug. Seitdem der Schulbetrieb läuft, konnten kleinere Mängel, die nach Inbetriebnahme aufgefallen waren, beseitigt werden. An weiteren Punkten, wie zusätzlichen Schränken in den Klassenzimmern und der Feinjustierung der Heizungsanlage, wird aktuell noch gearbeitet. Im Rahmen einer festlichen Einweihung wurde am 17. April 2018 die Inbetriebnahme des neuen Schulgebäudes, das nicht nur für den Standort Gersthofen in puncto Bildung ein Flaggschiff darstellt, gefeiert. In seinem Grußwort machte Erster Bürgermeister Michael Wörle deutlich: „Mittelschulen sind für unsere Bildungslandschaft essentiell. Sie stellen die Grundlage für berufliche Ausbildung dar und schaffen damit den Einstieg in eine Laufbahn, die über den zweiten und dritten Bildungsweg auch später nahezu jede Chance bereithält.“ Denn Bildung sei die Grundlage für eine solide Lebensplanung, so Wörle weiter. Es ginge also darum, Kindern Spaß an Bildung und Schule zu vermitteln und dafür alle Möglichkeiten auszuschöpfen. Mit dem neuen Gebäude seien die perfekten Rahmenbedingungen geschaffen worden, um Freude am Lernen zu wecken. Auch Landrat Martin Sailer freute sich über die Strahlkraft des Gebäudes weiter über die Stadtgrenzen hinaus. Damit werde der Bildungslandkreis Augsburg weiter gestärkt und ermögliche es, den Schulstandort zukunftsfähig auszurichten. Neben der neuen Mittelschule, die ab 1. August den Namen „Anna-Pröll-Mittelschule Gersthofen“ tragen wird, soll in naher Zukunft in direkter Nachbarschaft ein weiteres Bildungs-Großprojekt starten. Laut Sailer habe man Anfang April den Auftrag zur Planungsvergabe für einen Gymnasiumsneubau erteilt.
Bei all den positiven Nachrichten gibt es allerdings einen Wehrmutstropfen: Die Schule war bereits beim Einzug schon zu klein geworden. Insgesamt fehlen sieben Klassenzimmer, die aktuell durch die Nutzung von Mehrzweckräumen und Fachklassenzimmern aufgefangen werden. Maßgeblich dafür ist die Berechnung des Raumkonzepts aus dem Jahr 2013, das keine Prognosen zu Schülerzahlen in den nächsten Jahren miteinbezog. Gersthofen ist eine überproportional wachsende Stadt und dieser Bevölkerungszuwachs blieb seinerzeit unberücksichtigt. Im Stadtrat habe man darum aber bereits einen ersten Erweiterungsbau als Sofortmaßnahme beschlossen, die Planungen hierzu laufen. Darauf freut sich besonders Rektorin Sigrid Puschner, die zwar laut eigener Aussage an dem fehlenden Platz knabbere, sich jedoch mit ihrer Schulfamilie im neuen Gebäude vor allem durch die offene und freundliche Raumgestaltung bereits heute sehr wohl fühle. Aktuell dauern die Abbrucharbeiten des alten Schulgebäudes an, danach entstehen die großzügigen Außen- und Campusflächen, die dann von Schülern der Mittelschule wie auch des Gymnasiums gemeinsam genutzt werden können. (BSZ) (Die neue Mittelschule und einer der Ausweichräume - Fotos: Stadt Gersthofen)

Kommentare (0)

Es sind noch keine Kommentare vorhanden!
Die Frage der Woche

Soll die tägliche Höchstarbeitszeit flexibilisiert werden?

Unser Pro und Contra jede Woche neu
Diskutieren Sie mit!

Die Frage der Woche – Archiv
Vergabeplattform
Vergabeplattform

Staatsanzeiger eServices
die Vergabeplattform für öffentliche
Ausschreibungen und Aufträge Ausschreiber Bewerber

Jahresbeilage 2024

Nächster Erscheinungstermin:
28. November 2025

Weitere Infos unter Tel. 089 / 29 01 42 54 /56
oder
per Mail an anzeigen@bsz.de

Download der aktuellen Ausgabe vom 29.11.2024 (PDF, 19 MB)

E-Paper
Unser Bayern

Die kunst- und kulturhistorische Beilage der Bayerischen Staatszeitung

Abo Anmeldung

Passwort vergessen?

Geben Sie Ihren Benutzernamen oder Ihre E-Mail ein um Ihr Passwort zurückzusetzen. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an: vertrieb(at)bsz.de

Zurück zum Anmeldeformular 

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.

Abo Anmeldung

Passwort vergessen?

Geben Sie Ihren Benutzernamen oder Ihre E-Mail ein um Ihr Passwort zurückzusetzen. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an: vertrieb(at)bsz.de

Zurück zum Anmeldeformular 

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.