Als eine der wichtigsten Verkehrsadern in Bayern kommt der A 9 ein hoher Stellenwert zu. Sie verbindet die Ballungsräume Nürnberg und Ingolstadt mit München und besitzt neben dem starken Pendlerverkehr sowohl für den Wirtschafts- als auch für den Reiseverkehr eine bedeutende überregionale Verbindungsfunktion. Da der 8-streifige Ausbau der A 9 zeitlich nicht absehbar ist, hat die Autobahndirektion Südbayern zur Verbesserung der Verkehrssituation vom Autobahnkreuz (AK) Neufahrn bis zum Autobahndreieck (AD) Holledau eine neue Streckenbeeinflussungsanlage (SBA) in Fahrtrichtung (FR) Nürnberg errichtet, die die seit 1992 bestehende SBA in FR München erneuert und in beiden Fahrtrichtungen eine temporäre Seitenstreifenfreigabe (TSF) vorgesehen.

Die Maßnahme besteht aus zwei Bauabschnitten. Der 1. Bauabschnitt umfasst den Bereich vom AK Neufahrn bis zur Anschlussstelle (AS) Allershausen in beide Fahrtrichtungen und ging bereits am 19. Dezember 2012 in Betrieb. Der 2. Bauabschnitt geht von der AS Allershausen bis zum AD Holledau. In diesem Abschnitt wurde die FR Nürnberg letztes Jahr in Betrieb genommen. In FR München wurde am 23. Juli 2015 aufgrund der noch fehlenden straßenbaulichen Anpassungen zunächst nur die SBA in Betrieb genommen.
Die wesentlichen Bestandteile der Anlage sind:
– Anzeigequerschnitte mit Wechselverkehrszeichen in LED-Technik, die an 24 Verkehrszeichenbrücken aus Schleuderbeton, an sieben Kragarmen und an zwei seitlichen Rohrmasten angebracht sind.
– Detektoren für die Verkehrsdatenerfassung (95 Überkopfdetektoren, 22 Induktionsschleifen) zur minütlichen Erfassung der fahrstreifenbezogenen Verkehrsstärke und Geschwindigkeit getrennt nach Pkw und Lkw.
– Messgeräte für die Umfelddatenerfassung (14 Sichtweiten- und 14 Niederschlagsmessgeräte, 22 Bodensensoren für Wasserfilmdicke, Gefrier- und Fahrbahnoberflächentemperatur) zur Erfassung der Sichtweite und der Nässe.
– 43 Streckenstationen, an die die Anzeigenquerschnitte, die Verkehrsdaten- und Umfelddatenerfassungsgeräte angeschlossen sind und die die Kommunikation mit dem Verkehrsrechner (so genannte Unterzentrale) übernehmen.
– Kabel zur Energieversorgung (36 Kilometer) und Lichtwellenleiter (66 Kilometer) zur Datenübertragung.
– Videoanlage mit schwenk und zoombaren Kameras (82 Stück) zur Überwachung des Seitenstreifens.
– StVO-Anzeigen Z 223 in LED-Technik (28 Stück) sowie
– Anzeige des vierten Fahrstreifens in der Wegweisung in Prismenwendertechnik.
Die Kosten für die Verkehrstechnik des 2. Bauabschnitts betragen rund 23,5 Millionen Euro. Des Weiteren wurden bauliche Maßnahmen (Anbau von Nothaltebuchten, zusätzliche Beschleunigungs- und Verzögerungsstreifen bei Parkplätzen und Knotenpunkten, Verstärkung des Seitenstreifens in Teilbereichen, Erneuerung der Fahrbahndeckschicht und Anpassung der Fahrstreifenbreiten durch Ummarkierung an die neue Verkehrsführung) in FR Nürnberg mit einem Kostenvolumen von rund 55 Millionen Euro durchgeführt. Dabei wurden auch diverse Bauwerke und die Entwässerung saniert.
Sonderschaltungen bei Unfällen oder Falschfahrern
Die Steuerung der SBA erfolgt im Wesentlichen automatisch aufgrund der erfassten Verkehrs- und Umfelddaten. In Abhängigkeit von der Verkehrssituation und der Witterung werden Geschwindigkeitsbeschränkungen, Warnhinweise (Stau, Nebel, Nässe) oder Lkw-Überholverbote geschaltet. Durch die Operatoren in der Verkehrs- und Betriebszentrale Südbayern, die rund um die Uhr besetzt ist, kann bei Bedarf jederzeit manuell eingegriffen und Hand- oder Sonderprogramme aktiviert werden. Möglich sind zum Beispiel Sonderschaltungen bei Unfall, Baustelle und Falschfahrer.

Bei hohem Verkehrsaufkommen schlägt der Steueralgorithmus die Freigabe des Seitenstreifens als Fahrstreifen vor. Nach Prüfung der Hindernisfreiheit mit dem Videosystem durch die Operatoren kann der Seitenstreifen freigegeben werden. Zusätzlich wird der Operator künftig durch eine automatische Videobildauswertung zur Kontrolle der für den Verkehr freigegebenen Seitenstreifenabschnitte unterstützt. Bei abnehmendem Verkehrsaufkommen oder bei Störungen (zum Beispiel Unfall, Pannenfahrzeugen, Fahrzeugen in der Nothaltebucht) erfolgt die Rücknahme der Seitenstreifenfreigabe.
Muss der Seitenstreifen nicht freigegeben werden, so kann das Videosystem zukünftig zusätzlich zur Verkehrsanalyse und -beobachtung verwendet werden und so Staus, liegengebliebene Fahrzeuge, Hindernisse, Falschfahrer oder besetzte Pannenbuchten detektieren und an den Operator melden.
Mit der Teilfertigstellung des 2. Bauabschnitts ist nun die Seitenstreifenfreigabe vom AK Neufahrn bis zum AD Holledau in FR Nürnberg auf der A 9 möglich und in beiden Fahrtrichtungen ist eine SBA in Betrieb. Durch die neue Anlage wird der Verkehrsablauf in diesem sehr störanfälligen Bereich verbessert. Zum einen wird sich die Verkehrssicherheit erhöhen, sodass es zu weniger Unfällen kommen wird. Zum anderen wird eine Harmonisierung und Stabilisierung des Verkehrsablaufs durch die SBA und die TSF erreicht, sodass es in Spitzenbelastungszeiten zu weniger Staus kommen wird.
Die Seitenstreifenfreigabe von der T+R Holledau bis zur AS Allershausen in FR München ist erst nach Durchführung der straßenbaulichen Anpassungen möglich. Diese sollen in 2016 erfolgen, sodass Ende 2016/Anfang 2017 eine durchgehende Seitenstreifenfreigabe auf der A 9 von der T+R Holledau bis zum AK Neufahrn auch in FR München vorhanden ist. (
Robert Wasmaier)
(Der Streckenverlauf; Anzeige des vierten Fahrstreifens in der Wegweisung in Prismenwendertechnik - Fotos: Autobahndirektion Südbayern)
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