Die Staatsstraße (St) 2205 ist neben der Autobahn A 73 und den Bundesstraßen 4 und 303 eine wichtige Verkehrsachse im Landkreis Coburg. Das im November 2024 fertiggestellte Bauprojekt der St 2205 umfasst den zweiten Bauabschnitt der Verlegung der Staatsstraße zwischen Wiesenfeld (Gemeinde Meeder) bis zum Gewerbegebiet Bertelsdorf im Nordosten der Stadt Coburg.
Der erste Bauabschnitt zwischen der B 4 und der Anbindung der Firma Kaeser im Gewerbegebiet Bertelsdorf wurde im Vorfeld durch die Stadt Coburg gebaut und im Jahr 2023 fertiggestellt. Die damaligen Kosten für den rund 900 Meter langen Abschnitt haben sich auf 4 Millionen Euro belaufen. Der nun fertiggestellte zweite Bauabschnitt (BA 2) hat eine Länge von 5,3 Kilometern mit Gesamtkosten von rund 45,5 Millionen Euro.
Fund von Panzerminen
Beide Bauabschnitte wurden erforderlich, da der Zustand der ehemaligen Staatsstraße 2205 der heutigen Verkehrsbedeutung nicht mehr gerecht wurde. Sichere Überholmöglichkeiten waren kaum vorhanden. Weiterhin beeinträchtigten viele Feldwegeinmündungen und Grundstückszufahrten die Verkehrssicherheit.
Durch das Projekt neue Staatsstraße 2205 werden die Städte Bad Rodach und Coburg besser miteinander verbunden. Nach einer intensiven Bauzeit von nahezu fünf Jahren wurde der BA 2 Ende 2024 feierlich für den Verkehr freigegeben. Ein herausragendes Merkmal dieses umfangreichen Großprojekts war die durchgängige Aufrechterhaltung des fließenden Verkehrs. Es gelang, das Bauvorhaben ohne Vollsperrungen der bestehenden Staatsstraße 2205 zu realisieren, wodurch Umleitungen für den überregionalen Verkehr nicht notwendig waren.
Der im Jahr 2019 gestartete Bauabschnitt 2 sah sich mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert. So fiel ein Teil der Bauzeit in die schwierigen Jahre der Corona-Pandemie und den Beginn des Ukraine-Krieges. Diese Ereignisse führten immer wieder zu personellen Engpässen und Materialmangel. Zudem sorgte der unerwartete Fund von insgesamt 14 Panzerminen aus dem Zweiten Weltkrieg für kurzfristige Aufregung. Glücklicherweise konnten die Mienen gefahrlos geräumt werden. Bevor die Bauarbeiten fortgesetzt worden sind, wurde das Baufeld vorsorglich von einem Kampfmittelräumdienst sorgfältig untersucht.
Aufgrund des torfigen Untergrunds konnte der Straßendamm einer querenden Gemeindeverbindungsstraße mit einer Höhe von rund 6 Metern nicht wie üblich aufgeschüttet und verdichtet werden. Zur Stabilisierung des Untergrunds mussten im Vorfeld bis zu 14 Meter Betonfertigteilrammpfähle eingesetzt werden.
Die Querung des Gewässers Sulzbach stellte eine weitere große Herausforderung dar, da prognostizierte Setzungen des Untergrunds von bis zu 60 Zentimetern zu erwarten waren. Um diese Konsolidierung des Untergrunds zu beschleunigen, wurden sogenannte Vertikaldrains eingebaut. Hierbei kamen Drainagerohre aus Kunststoff, die mit einem Filtervlies ummantelt sind, zum Einsatz. Sie werden senkrecht in den Boden eingebracht und anschließend mit einer Auflast überschüttet. Dadurch konnte das Entweichen des Porenwassers beschleunigt und die Liegezeit des Dammes auf etwa sechs Monate verkürzt werden, bevor mit dem Bau fortgefahren werden konnte.
Im Bereich des Sulzbachs wurden insgesamt drei Brückenbauwerke errichtet. Diese sind auf bis zu 16 Meter tiefen Bohrpfählen gegründet. Dabei wurde hydraulisch gespanntes Grundwasser angeschnitten. Der Wasserdruck war in diesem Bereich zeitweise so hoch, dass das Wasser bis auf 1,20 Meter über das vorhandene Gelände gestiegen wäre.
Neun neue Brücken
Weiterhin handelte es sich im gesamten Baufeldbereich um sehr wasserempfindliche, schluffige Böden, die Gipsbeimengungen aufweisen. Um ein Aufquellen des Gipses und eine Volumenzunahme von bis zu 20 Prozent zu vermeiden, wurde ganz bewusst auf hydraulische Bindemittel verzichtet.
Trotz dieser bautechnischen Herausforderungen konnte das Projekt weitestgehend nach Plan abgeschlossen werden.
Der Bauabschnitt 2 umfasst neben dem bereits beschriebenen 5,3 Kilometer langen Streckenbau auch den Bau von neun Brücken sowie elf Regenrückhalte- und Regenklärbecken, die der Reinigung und gedrosselten Abgabe von Niederschlagswasser dienen.
Um die durch den Straßenbau verursachten Eingriffe in die Natur auszugleichen, wurden naturschutzfachliche Kompensationsmaßnahmen ergriffen, darunter die Schaffung von Retentionsräumen und Renaturierungen.
Die Gesamtkosten für die St 2205, eines der größten Staatsstraßenprojekte in Bayern, belaufen sich auf etwa 45,5 Millionen Euro. Davon trägt der Freistaat Bayern einen Anteil von 45,3 Millionen Euro, während der Landkreis Coburg mit knapp 200 000 Euro beteiligt ist.
Die neue Staatsstraße spielt eine wichtige Rolle für die Verkehrssicherheit, verbessert die Anbindung des ländlichen Raumes und optimiert den Verkehrsfluss sowie die Reisequalität. Die umliegenden Gemeinden profitieren von einer besseren Anbindung an das überörtliche Straßennetz der Bundesstraße 4 und die Autobahn A 73. Zudem werden die Ortsdurchfahrten von Beiersdorf und Neuses bei Coburg entlastet. (BSZ)
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