Bauen

Die Fassaden der drei Kuben wurden in dezenten Grün-, Gelb- und Grautönen ausgeführt. (Foto: Gemeinde Ahorntal)

10.04.2025

Viel Platz zum Spielen und Toben

Neubau einer Kinderkrippe und eines Kinderhorts in Kirchahorn, Gemeinde Ahorntal

Nachdem in der Gemeinde Ahorntal bis zum Jahr 2020 keinerlei Betreuungsplätze für Krippenkinder angeboten wurden, hat die Gemeinde im Frühjahr 2020 kurzfristig beschlossen, zusammen mit dem Träger ASB Jura e. V. ab September 2020 bis zu zwölf Krippenplätze anzubieten. In nur wenigen Monaten wurden die Bedarfe bei den Eltern abgefragt, die notwendige Infrastruktur (Wasseranschluss, Abwasseranschluss, Strom) hergestellt und zunächst 23 Container aufgestellt, in denen alle für eine Kinderkrippe notwendigen Räumlichkeiten wie Gruppenraum, Schlafraum, Bad und Garderobe untergebracht wurden. Aufgrund der hohen Nachfrage wurde die Containerkita 2021 um eine weitere Kinderkrippe mit bis zu zwölf Plätzen und eine Gruppe für bis zu 25 Hortkindern erweitert.

Noch im Oktober 2020 wurde gemeinsam mit dem Architekturbüro holzmüller + detsch aus Bayreuth ein sogenanntes Zielfindungskonzept angestoßen, mit dem insbesondere die Umsetzbarkeit eines Neubaus auf der von der Gemeinde Ahorntal gewünschten Fläche südlich der Grundschule, der Kostenrahmen und ein mögliches Flächenkonzept näher beleuchtet werden sollten. Das fertige Zielfindungskonzept wurde dann im November 2020 dem Gemeinderat vorgestellt und war fortan Grundlage für die weiteren Planungen.

Aufgrund der voraussichtlichen Planungskosten musste das für die Planung und Ausführung zuständige Architekturbüro europaweit ausgeschrieben werden. Den Zuschlag erhalten hat schließlich das Architekturbüro horstmann + partner aus Bayreuth.

Nahe der Grundschule

Zunächst war die Einrichtung geplant für zwei Krippengruppen mit je zwölf Kindern und zwei Hortgruppen mit je 25 Kindern. Nachdem der Bedarf an Krippenplätzen jedoch immer höher wurde, erfolgte noch einmal eine Erweiterung der Krippenplätze im Neubau auf drei Krippengruppen zu je zwölf Kindern.

Der Neubau der Kinderkrippe mit Hort wurde, wie im Zielfindungskonzept bereits angedacht, in unmittelbarer Nähe der Grundschule in zweiter Reihe geplant, sodass die Hortkinder direkt von der Schule zum Hort laufen können, ohne dass hierfür eine öffentliche Straße passiert werden muss. Der Fußweg von der Grundschule zum Hort beträgt weniger als 50 Meter.

Der Standort der Einrichtung ist zentral, aber durch die Lage in zweiter Reihe sehr ruhig, das Gelände fällt von der Straße hin zur neu entstandenen Kinderkrippe mit Hort ab und ist eingefasst von einem bestehenden Spielplatz, einem Fußballplatz und der Grundschule. In Richtung Süden ist der Ausblick in die schöne Naturlandschaft des Ahorntals ob eines dort verlaufenden Baches unverbaubar. Damit sich das Gebäude gut in diese Naturlandschaft einfügt, wurden die Außenfassaden der drei Kuben des Neubaus in dezenten Grün-, Gelb- und Grautönen geplant und ausgeführt.

Um den Neubau in zweiter Reihe verkehrstechnisch zu erschließen, wurde eine kleine Erschließungsstraße geplant und ausgeführt, die neben dem Schulgebäude vorbei hin zum Neubau führt. Neben den notwendigen Stellplätzen für den Neubau der Kinderkrippe mit Hort wurden im Rahmen des Baus der Erschließungsstraße weitere Stellplätze in der Nähe der Einrichtung und außerdem neue Parkplätze für die Lehrkräfte der Grundschule Ahorntal geschaffen. Im Rahmen des Baus der Erschließungsstraße wurde auch ein Gehweg mit ausgeführt. Der Neubau der Erschließungsstraße mit den Stellplätzen am Neubau und den Lehrerparkplätzen war jedoch eine eigenständige Maßnahme und ist im Gegensatz zu den vorgeschriebenen Stellplätzen damit nicht in den Gesamtkosten des Neubaus inbegriffen.

Die Gesamtkosten des Neubaus einer Kinderkrippe mit Hort werden sich auf rund 4,9 Millionen Euro belaufen, wobei der Gemeinde Ahorntal nach Art. 10 des Bayerischen Finanzausgleichsgesetzes eine Förderung von 58 Prozent der förderfähigen Kosten zugesprochen wurde, was 2,2 Millionen Euro entspricht. Zusätzlich erhält die Gemeinde gemäß der Richtlinie zur Förderung von Investitionen zum Ausbau ganztägiger Bildungs- und Betreuungsangebote für Kinder im Grundschulalter weitere 300 000 Euro an Förderung, sodass von der Gemeinde Ahorntal ein Eigenanteil von ungefähr 2,4 Millionen Euro aufzubringen ist.

Das Gebäude wurde als ein- und zweigeschossiger Massivbau in Form von drei Kuben mit Mauerwerkswänden und Stahlbetondecken geplant, wobei das Erdgeschoss für die Krippenkinder vorgesehen ist und das Dachgeschoss für die Hortkinder. Im eingeschossigen Teil, der aus einem Kubus besteht, ist ein Speiseraum mit einer Aufwärmküche untergebracht, der in der Regel von den Hortkindern genutzt wird, aber auch von den Krippenkindern genutzt werden kann. Die Dachfläche des eingeschossigen Gebäudeteils wurde ursprünglich als begeh- und bespielbare Dachterrasse für die Hortkinder mit Rutsche in den sich im Erdgeschoss befindlichen Außenbereich geplant, aufgrund hoher Kosten für die Realisierung der geforderten Absturzsicherung wurde die Fläche jedoch als begrüntes, für die Hortkinder nicht begehbares Flachdach umgeplant und die Rutsche ist komplett entfallen.

Drei Kuben

Die beiden weiteren zweistöckigen Kuben haben eine extensive Dachbegrünung mit umlaufenden Kiesstreifen erhalten, wobei auf dem mittleren Kubus das Lüftungsgerät und die Luft-Wärmepumpe verortet sind und sich auf dem äußeren Kubus eine Photovoltaikanlage befindet, die als Insellösung ausgeführt wurde und zur Eigenversorgung des Gebäudes dient. Die Luft-Wärmepumpe soll die Grundlast des Gebäudes abdecken, zusätzlich wurde der Neubau über Nahwärme an die noch bestehende Ölheizung der Grundschule angeschlossen, wodurch die Spitzenlasten abgedeckt werden sollen. Diese Ölheizung soll in den kommenden Jahren durch eine Hackschnitzelheizung ersetzt werden.

Die Flachdächer haben eine Grund- und Gefälledämmung erhalten. Die Dachentwässerung erfolgt als Freispiegelentwässerung über Flachdachgullys in außenliegende Fallrohre. Eine Notentwässerung ist über Notabläufe sichergestellt. Um den Anforderungen an den von der Gemeinde als Bauherrn gewünschten KfW40-Standard gerecht zu werden, wurde ein Wärmedämmverbundsystem verputzt und gestrichen als Außenwandbekleidung vorgesehen.

Die tragenden Innenwände wurden aus Mauerwerk errichtet und verputzt. Die nichttragenden Innenwände wurden in Trockenbau erstellt und gespachtelt. In den Sanitärräumen wurden die Wände mindestens bis zur Oberkante Türzarge gefliest. Bei Putzräumen, Waschbeckennischen und in der Küche sind Fliesenspiegel zur Ausführung gekommen. Alle übrigen Wandflächen haben einen Anstrich erhalten. Für die Raumakustik wurden abgehängte Akustikdecken (gelochte Gipskartondecken und Rasterdecken) eingebaut. Diese wurden malerseitig gestrichen.

Grüne Oase zum Forschen

Die Bodenbeläge wurden auf einer schwimmenden Estrichkonstruktion verlegt. Im Eingangsbereich wurde Kautschuk ausgeführt, an der Eingangstür eine Sauberlaufzone vorgesehen. Die Treppe zur vertikalen Erschließung des Erd- und des Obergeschosses wurde als Stahlbetonfertigteiltreppenlauf belegt mit einem Plattenbelag konzipiert. Die Treppe wird von massiven Wandbauteilen begrenzt, sodass in diesen Bereichen ein Wandhandlauf eingebaut werden musste. Weiterhin wurde, um eine barrierefreie Erschließung beider Geschosse zu gewährleisten, ein triebwerkraumloser Seil-Personenaufzug eingebaut.

Alle Aufenthaltsräume werden durch einen außenliegenden Sonnenschutz in Form einer Raffstoreanlage verschattet, wobei die Steuerung elektrisch erfolgt. Die quadratischen Fensterelemente sind aus Kunststoff mit einer Dreifachverglasung, innen weiß und außen farbig. Die großformatigen Fensterelemente oder Elemente mit Sonderausstattungen wie Notausgänge wurden als Aluminiumkonstruktion geplant und ausgeführt.

Die Innentüren mit Brandschutz-Anforderungen wurden als Alu-Glaselemente mit der erforderlichen Brandschutzqualität eingebaut. Die Innentüren zu den Haupt-Aufenthaltsräumen wurden als Holz-Glastüren mit Glas-Seitenteil eingebaut. Die weiteren Innentüren sind aus Holz mit einer HPL-Beschichtung ausgeführt worden.

Die drei Krippengruppen im Erdgeschoss des Gebäudes bestehen jeweils aus einem Gruppenraum für bis zu zwölf Kinder, einem Ruheraum, einem Bad und einem kleinen Lager. Die drei Krippengruppen umrahmen einen gemeinsamen zentralen Spielflur, der von allen Krippenkindern genutzt werden kann. Im Krippenbereich existiert weiterhin noch ein sogenannter Therapieraum, um Kinder auch einmal in kleineren Gruppen oder einzeln zu betreuen. Außerdem befinden sich im Erdgeschoss noch der Hausanschlussraum, der Hauswirtschaftsraum, ein Raum für den Bereich Elektro, das Büro der Einrichtungsleitung und ein nur von außen zugänglicher Kinderwagenraum.

Im Dachgeschoss befinden sich die Räumlichkeiten für die Hortkinder. Dies sind zwei Hausaufgabenräume, eine Leselounge, eine sogenannte Grüne Oase, wo geforscht und experimentiert werden kann, ein Kreativraum und ein Werkraum. Highlight ist der sogenannte Mehrzweckraum, der von den Hortkindern als eine kleine Sporthalle genutzt werden kann. Dieser Bereich ist durch eine mobile Trennwand vom sogenannten Marktplatz abgetrennt, der das zentrale Element des Kinderhorts markiert und wo auch eine kleine Bühne vorhanden ist. Die Hortkinder können hier kleinere Stücke proben und aufführen.

Bei Veranstaltungen mit vielen Teilnehmern und Teilnehmerinnen kann die mobile Trennwand mit wenigen Handgriffen geöffnet werden, sodass eine große, zusammenhängende Fläche mit dem Mehrzweckraum und dem Marktplatz entsteht. Im Dachgeschoss befinden sich außerdem noch der Personalraum für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, zwei Lagerräume und außerdem Toiletten für Kinder und Personal.

Süd- beziehungsweise südöstlich der Einrichtung befinden sich die notwendigen Außenbereiche von Hort und Krippe. Für den Außenbereich des Kinderhorts ist eine große Terrasse vor dem Speiseraum geplant, an den eine große Spielfläche angrenzt. In der Nähe der Küche befinden sich Hochbeete und Pflanzflächen, wo die Hortkinder selbst Kräuter und Gemüse anbauen können. Weiterhin ist ein Aktivbereich geplant, wo geklettert und geschaukelt werden kann und wo ein Bodentrampolin zur Verfügung steht. Zur Entspannung existieren auch Sitzgelegenheiten und eine Hängematte.

Für den Außenbereich der Kinderkrippe sind verschiedene sogenannte Inseln geplant. Es gibt eine „Sandinsel“, die von einer BobbyCar-Bahn umgeben ist. Auf der Sandspielfläche ist ein Spielhäuschen und ein Sonnensegel vorgesehen. Weiterhin existiert eine „Grüne Insel“ mit einem Rasenhügel mit Rutsche und Klettermöglichkeiten. Auf der „künstlichen Insel“ ist eine Nestschaukel mit Fallschutzbelag zu finden. Die beiden Bereiche für Hort und Kinderkrippe sind durch eine Hecke voneinander getrennt.

Um beispielsweise für Initiativen von Eltern weitere Möglichkeiten zu eröffnen, existieren im Außenbereich auch noch Flächen, wo zum Beispiel Obstbäume gepflanzt, Hainbuchenhecken als Labyrinth oder Baum- beziehungsweise Strauchalleen angelegt werden können. Im nördlich gelegenen Zugangsbereich der Einrichtung befinden sich außerdem noch Stellplätze für Fahrräder, Sitzgelegenheiten sowie ein Raum für Abfalltonnen. Mit der Planung der Außenanlagen war ebenfalls das Büro horstmann + partner aus Bayreuth betraut. (BSZ)

 

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