Bauen

Immer mal wieder Ärger mit den Denkmalpflegern wegen der Instandsetzung des Gebäudes hat Schlossherr Friedel Pfeifer. foto bergmann

16.07.2010

Vom Traumschloss zum Albtraum

Schwierige Instandsetzung von Schloss Illesheim im Aischgrund

Eine Ruine war im Jahr 1980 das Berliching’sche Schloss in Illesheim nahe Bad Windsheim. Der Bund als Eigentümer hatte an dem Prachtbau über Jahrzehnte nicht die dringendsten Sicherungsmaßnahmen durchführen lassen. Was das Dehio-Handbuch als „zweigeschossiges corps de logis mit Mansarddach und dreigeschossigem Mittelrisalit, 18. Jh.; die Architekturgliederung des 19. Jh. in interessantem Kontrast zur älteren Substanz“ beschreibt, stellte sich damals so dar: Der Dachstuhl verfault, das Mansarddach eingebrochen; zahllose Steine und Verblendbossen beschädigt oder verloren; im Innern nur skelettierte Wände und Decken; Fenster und Türen zerstört.
Einer der beiden eingeschossigen Seitenflügel war spurlos verschwunden, der Abgang des Ganzen nur noch eine Frage der Zeit. Denn das Schloss war durch viele Hände gegangen, hatte Umgestaltungen erfahren, stand öfters leer und war mehrfach verwüstet worden. Friedel Pfeifer unterschrieb damals trotzdem den Kaufvertrag. Der Steinbildhauer und Fliesenleger wusste, was er sich auflud. Zwar verfügte er nur über beschränkte Mittel, aber über eine enorme Arbeitskraft, reichlich Idealismus und Erfahrung bei der Sanierung alter Bausubstanz.
Es gilt festzuhalten, dass er dies zu einer Zeit tat, als eine blinde Modernisierungswut in den Dörfern ganze Straßenzüge abriss. Der neue Schlossherr veranschlagte zwölf Jahre für die Sanierung des völlig maroden Baus mit beachtlichen Dimensionen: Das Hauptgebäude rund 30 Meter lang, 14 Meter breit, 17 Meter hoch; allein die Prunkräume im Obergeschoss mit einer Höhe von 3,40 Metern. Nebenher galt es, einen Baulastanteil an Kirche und Pfarrhaus gegen Zahlung eines hohen fünfstelligen Betrags abzulösen. Dennoch begann die Sanierung mit dem Ziel einer Nutzung als Hotel oder Seniorenheim hoffnungsvoll.
Anfang 1981 hatte Pfeifer das gewaltige Dach bereits nicht nur gerichtet, sondern sogar mit alten Ziegeln neu eingedeckt. Das Denkmalpflegeamt lobte: „Hervorzuheben ist die Anschaffung und Verwendung von alten Ziegeln.“ So weit der angenehme Teil des Schreibens. Gleichzeitig forderte die Behörde, den verschwundenen Seitenflügel neu zu errichten. Da hatte die äußerst aufwändige Sanierung des Hauptgebäudes gerade erst begonnen. Dabei dachte der Eigentümer auch an das Gemeinwohl, wenn er die Behörde bat: „Wenn ich mit Ihrer Hilfe wenigstens die Eingangsfront von Schloss Illesheim instand bringen könnte, wäre das eine ganz große Sache, weil im Sommer 1983 die 700 -JahrFeier der Gemeinde Illesheim begangen wird.“
Tatsächlich aber hatte er über die Jahrzehnte Auseinandersetzungen mit der Behörde zu führen, die sich ein Außenstehender schwer vorstellen kann. Mal verstieß er mit dem Anstrich gegen „Befundanalysen“, mal mit den neuen Fenstern gegen die ästhetischen Wünsche der Denkmalpfleger. Eine Referentin träumte von der Wiederherstellung des Ehrenhofs mit Wasserspielen. Mal machte man Auflagen zur Wiederherstellung einer nicht sichtbaren, aber angeblich historischen Kellerwand. Wie das alles zu finanzieren, wie etwa ein „denkmalgerecht“ hergestelltes Schloss sinnvoll und kostendeckend zu nutzen sei, das spielt für die musealen Planspiele der Denkmalpfleger keine Rolle.
Unterschiedliche Vorstellungen
Übrigens unterscheiden sich die Vorstellungen der Referenten in der Behörde erheblich hinsichtlich der „richtigen“ Sanierung. Nur für Kompromisse mit den Eigentümern gibt es in der Regel keinen Spielraum. Wie viele Baudenkmäler nicht dem Unvermögen der Eigentümer, sondern dem Starrsinn der Behörde zum Opfer fallen, lässt sich nur vermuten.
Über der Toreinfahrt eines herrlichen Fachwerkhauses in Hofheim (Hassberge) steht nach der Sanierung in großen Lettern: „Gott schütze mich vor Staub und Schmutz, vor Feuer, Krieg und Denkmalschutz“. Auch die Rettung des Illesheimer Schlosses droht an der Behörde zu scheitern. Schildert der nun 75-jährige Pfeifer seine Erfahrungen, denkt man an Ausführungen des Stadtplaners Dieter Hoffmann-Axthelm bei einer Tagung in Tutzing im Jahr 2002:
„Besitzer, die einen Zugriff auf die lokale Politik haben, der lokalen Zeitung nahestehen, mit dem Wegfall von Arbeitsplätzen drohen können, und was dergleichen Repressionsmöglichkeiten mehr sind, erreichen immer wieder, dass Gebäude, die sie abreißen wollen, gar nicht erst unter Denkmalschutz gestellt werden oder aus der Denkmalliste gestrichen werden. Vergleichbar gilt das auch für den Staat, der, sobald fiskalische Interessen berührt werden, keinen Denkmalschutz kennt. Gegenüber Privaten ohne politische Einflussmöglichkeiten wird dagegen der Denkmalschutz mit aller erdenklichen Schärfe exekutiert, als würde es um die öffentliche Sicherheit gehen. Die Masse der betroffenen kleinen privaten Eigentümer hat weder die Zeit noch das Geld, um sich prozessual zu wehren, noch dazu mit der Aussicht, vor dem Verwaltungsgericht den Kürzeren zu ziehen. Man kann den Eindruck haben, dass die Rigidität gegenüber den kleinen Bauherren durchaus eine kompensatorische Funktion hat hinsichtlich der erzwungenen Nachgiebigkeit gegenüber wirtschaftlich starken und politisch erwünschten Bauherren.“
(Rudolf Maria Bergmann)

Kommentare (1)

  1. Christian Martin Gutekunst am 25.07.2016
    Nun ist das Jahr 2016, und das Schloss steht wiederum zum Verkauf. Hoffen wir, dass die Behörden gesunden Menschenverstand walten lassen und einem neuen Eigentümer keine unnötigen Steine in den Weg legen werden!
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