Bauen

Die Rankmühle ist ein typisches Schwarzwaldhaus. Unter dem Walmdach lagern die Holzvorräte für den Winter. (Foto: Hochschwarzwald Tourismus GmbH)

21.04.2016

Walmdächer schützen vor Hitze und Kälte

Zur Geschichte und Architektur der Schwarzwaldhäuser

Manche von ihnen sind über 400 Jahre alt und nur im Schwarzwald zu finden: Die Wohnstallhäuser, besser bekannt unter dem Namen Schwarzwaldhäuser. Sie haben typische herabgezogene Walm- oder Krüppelwalmdächer und werden von einer Firstsäule getragen. Diese Gebäude haben für ihre Bewohner eine eigene, besondere Charakteristik: Trotz der einsamen Lage – meistens an einem Hang stehend – halten sie schon seit Jahrhunderten prima großen Schnee- und Sturmbelastungen stand.
Der heute noch bewirtschaftete Hierahof in der Nähe von Lenzkirch-Saif ist sogar über 400 Jahre alt. Typisch für diese einsam gelegenen Schwarzwaldhöfe sind die bereits erwähnten Walmdächer, die auch auf der Giebelseite geneigte Dachflächen haben, um so den starken Windböen weniger Angriffsfläche zu bieten. Außerdem bilden die Gratsparren in Verbindung mit den Sparren, Schiftern und Pfetten ein Dreieck in der Dachfläche, das zu einer höheren Stabilität des gesamten Dachtragwerks führt.

Unterschiedliche Haustypen


Die Innenausstattung ist für ein Schwarzwaldhaus von „anno dazumal“ besonders typisch. Der Keller besteht aus gemauerten Natursteinen und schützt somit vor Bodenfeuchtigkeit. Er dient das ganze Jahr über als Lagerraum für leicht verderbliche Lebensmittel. Darüber befinden sich der Wohnraum mit der Küche sowie direkt nebenan die Stallungen mit dem Vieh, die durch ihre Wärme das Schwarzwaldhaus zusätzlich mitbeheizen. Eine Etage höher sind die Kammern für die Mägde und Knechte zu finden. Es gibt aber noch eine andere Möglichkeit: Über den Wohn- und Viehräumen hatte man Platz für Werkstätten und Holzvorräte geschaffen. Genau darüber lagern dann auf dem Dachboden, auch Tenne genannt, die Heuvorräte für den nächsten Winter, erreichbar über eine Rampe, die hinter dem Haus am Hang angebracht wurde. Das Heu wurde dann über ein Loch in die darunterliegenden Viehstallungen geworfen. Im Mittelpunkt der Wohnräume befindet sich ein großer, gemütlicher Kachelofen, der von der Küche aus geheizt wird und das ganze Haus warm hält. Diese Wärme wird in den oberen Räumen über hölzerne Schiebeklappen weitergeleitet. Da es in diesen Schwarzwaldhäusern oft keinen Kamin gibt, zieht der Rauch durch einen so genannten Rauchfang, der durch eine Räucherkammer führt, übers Dach ab. Diese Einrichtung wird noch zusätzlich genutzt: Hier werden zum Beispiel Fleischvorräte eingelagert, die nach einigen Monaten ihren typischen rauchigen Geschmack haben. Die heutigen Schwarzwaldhöfe sind modern eingerichtet. Vielerorts ist aber der gemütliche Kachelofen im Wohnbereich geblieben. Neben dem Hauptgebäude sind oft neue Stallungen für das Vieh entstanden. Je nachdem wo die einzelnen Höfe stehen, sind so – entsprechend der Region – unterschiedliche Haustypen entstanden, die den verschiedenen klimatischen Bedingungen angepasst wurden. Im Hochschwarzwald gibt es zum Beispiel das Heidenhaus, auch Höhenhaus, genannt. Es ist die älteste Form eines Schwarzwälder Bauernhauses. Die besondere Charakteristik: Die Wohnräume sind schützend zum Hang hin ausgerichtet. Ein neues Heidenhaus hat einen ganz anderen Grundriss. Hier gibt es eine Drehung um 180 Grad, das heißt, die Wohnräume liegen jetzt zum Tal hin. Die Dächer aber sind über die Jahrhunderte hinweg immer gleich geblieben. Beide Hausformen besitzen ein weit nach unten gezogenes Walmdach. Im Tal findet man häufig das Zartener Haus, das seinem Namen von den Orten Zarten und Kirchzarten hat. Das letzte Zartener Haus mit der typischen Raumaufteilung ist der Falkenhof. Er wurde 1737 in Buchenbach-Wagensteig errichtet und noch bis 1976 als Wirtschaftsgebäude genutzt. Der Wohnbereich stammt aus dem Jahr 1844. Der dazugehörige Stall wurde allerdings vor 60 Jahren umgebaut. Zu sehen ist das Zartener Haus im Schwarzwälder Freilichtmuseum Vogtsbauernhof in Gutach.
Im südlichen Schwarzwald sind häufig die so genannten Schauinslandhäuser, benannt nach dem Freiburger Hausberg, zu finden. Sie stehen mit der gesamten Breitseite zum Hang, um so auch besser das Heu einfahren zu können. Diese Ausrichtung mit einem nach allen Seiten heruntergezogenem Dach haben die Hotzenhäuser, benannt nach dem rauen Hotzenwald. Eines haben aber alle Schwarzwaldhäuser gemeinsam – die Dächer. Diese sind tief heruntergezogen, um so im Sommer vor Hitze und im Winter vor Schnee, Wind und Kälte zu schützen. Früher wurden die Dächer der Schwarzwaldhöfe mit Holzschindeln oder Stroh abgedeckt; heute verwendet man gerne Ziegel. (Sabine Neumann)

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