Bauen

Der Kirchenraum mit Blick in die Scheinkuppel. (Foto: Uwe Gaasch)

22.11.2016

Wuchtiges Schieferdach

Renovierung der Stadtpfarrkirche St. Martin in Bamberg

Die Stadtpfarrkirche St. Martin in Bamberg ist die größte Barockkirche im Stadtgebiet und wurde von 1686 bis 1691 nach Plänen von Georg Dientzenhofer (1643 bis 1689) errichtet. Nach dem Tod Georgs führte sein jüngerer Bruder Leonhard Dientzenhofer (1660 bis 1707) die Arbeiten weiter, 1690 war die Fassade vollendet, Silvester 1691 zogen die Jesuiten feierlich in den Neubau ein. Im Jahr 1693 wurde die Kirche auf den „Heiligsten Namen Jesu“ geweiht. Nach zwischenzeitlicher Nutzung als Kollegiatskirche der Universität wurde das Gotteshaus 1803 von der Pfarrei St. Martin übernommen, deren Patrozinium sie übernahm.
Die große Wandpfeilerkirche nach italienischen Vorbildern wird im Innern von einem weiten Tonnengewölbe geschlossen, die Kuppelkalotte der Vierung erhielt 1716 eine freskierte Scheinkuppel durch Giovanni Francesco Marchini (1672 bis 1745), die als hoch aufragende Tambourkuppel nach Vorbildern von Andrea Pozzo (1642 bis 1709) den Kirchenraum überhöht.
Der gesamte Außenbau präsentiert sich als steinsichtige Sandsteinquaderkonstruktion mit einer zweigeschossigen barocken Schaufassade zum Grünen Markt. In der Dachlandschaft der Altstadt ist das wuchtige Schieferdach von Weitem ablesbar und wird von einem 55 Meter hohen Glockenturm überragt.

Kühne Gewölbekonstruktion


Von technikgeschichtlicher Bedeutung ist die kühne Gewölbekonstruktion, welche mit nur einem halben Steinformat im Gewölbesegel eine Spannweite von 16,55 Meter überbrückt. Schäden an eben jener Gewölbekonstruktion führten 2012 zur teilweisen Sperrung der Kirche und in deren Folge zu den nun fertiggestelten Sanierungsarbeiten.
Seit dem Frühjahr 2014 wurden unter der Leitung des Ingenieurbüros Burges+Döhring, Bayreuth, die umfangreichen Schäden an der Dachkonstruktion behoben und Risse im Gewölbe geschlossen. Nach Vorgaben des leitenden Restaurators Peter Turek, Forchheim, wurden die Gewölbeoberseiten mit einer Bockshaut überzogen, einer etwa drei Zentimeter dicken Schicht aus Kalkputz mit Spezialzuschlägen aus winzigen leichten Hohlglaskügelchen zur Wärmedämmung. Die Risse an den Außenwänden wurden verpresst, die gesamte Natursteinfassade steinmetzmäßig überarbeitet und die Fenster instandgesetzt. Im Innenraum wurden die Innenwände, Deckengewölbe und Altäre gereinigt.
Nachdem nun auch die Bilder und die bewegliche Ausstattung wieder an die angestammten Plätze zurückgekehrt sind, erstrahlt der Kirchenraum nicht nur in neuem Glanz, sondern auch im Licht der neuen, energiesparenden LED-Beleuchtung. Besonders Wert gelegt wurde auf die Ausleuchtung des Kuppelgemäldes von Francesco Marchini von 1716.
Eine weitere technische Maßnahmen war der Einbau einer Lüftungsanlage, welche mit den Lüftungsflügeln der Kirchenfenster gekoppelt ist. Das Lüftungssystem reagiert insbesondere auf Feuchtigkeitsspitzen im Raum. Ebenso wurden Bankheizungen, Lautsprecheranlage und die Liedanzeige erneuert. Die vorderen zwei Bankblöcke besitzen eine Induktionsschleife für Hörgeschädigte.
Rechtzeitig zum Patronatstag am 11.11. war die Sanierung der Stadtpfarrkirche St. Martin bis auf kleinere Restarbeiten und im Rahmen der veranschlagten Gesamtkosten von rund fünf Millionen Euro abgeschlossen. (Johannes Sieben) (Das Dachwerk mit Kuppelgewölbe und der Hochaltar - Fotos: Uwe Gaasch)

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