Beruf & Karriere

Auf Bildern sieht immer alles toll aus, doch zu einem Auslandsaufenthalt gehören auch oft Einsamkeit, Heimweh und ein Kulturschock. (Foto: Marie)

23.08.2024

Bangkok statt Bavaria

Selbstbewusster werden und aus Fehlern lernen: Genau darum geht es neben den beruflichen Vorteilen bei einem Hochschulauslandssemester

Für Marie war schon vor dem Studium klar, dass sie ein Auslandssemester machen wird. Deswegen hat sich die heute 23-Jährige auch für die Münchner Ludwig-Maximilians-Universität entschieden. „Hier gibt es einfach die meisten Reisemöglichkeiten“, erzählt die BWL-Studentin. Sie wollte möglichst weit weg, Europa war keine Option. Die Entscheidung fiel auf Bangkok in Thailand. „Ich wollte einfach mal raus aus meiner Komfortzone und mich challengen“, erzählt die gebürtige Münchnerin. Und eine Herausforderung wurde es tatsächlich zum ersten Mal so weit weg von Deutschland in einer anderen Kultur ohne Familie und Freunde. 

„Die Beweggründe, wo man im Ausland studieren will, sind immer sehr unterschiedlich“, erklärt Philippa Menzel vom International Office der LMU. Manche interessiere aufgrund ihres Studiengangs das Land, andere die Kultur, die Landschaft oder das Klima. Wer nicht so weit wie Marie reisen will, könne auch in Europa interkulturelle Erfahrung machen. „In jedem Fall ist es wichtig zu erkennen, dass man – egal wohin man geht – immer einen gewissen Kulturschock erlebt und eine gewisse Eingewöhnungszeit benötigt“, betont Menzel.

Obwohl ihre Mutter und ihr Vater am Anfang noch zu Besuch waren, hatte Marie in den ersten Wochen großes Heimweh. „Rückblickend war es ein Fehler, dass meine Eltern dabei waren“, erklärt sie. Dadurch habe sie den entscheidenden Moment verpasst, an dem sich alle Austauschstudierenden das erste Mal trafen und Gruppen bildeten. Ein Nachteil sei es auch gewesen, so viel gefacetimed und am Smartphone gehangen zu haben. Doch mit der Zeit lernte sie zum Glück in ihrem Wohnheim und in den Kursen andere Studierende kennen. „Ich war am Anfang viel zu schüchtern“, erinnert sie sich. Heute würde sie einfach andere Menschen beim Mittagessen am Streetfoodstand ansprechen.

So ergeht es vielen Auslandsstudierenden am Anfang, beruhigt Menzel. „Der Start in einer völlig fremden Kultur kann sehr überfordernd sein – selbst für die weltoffensten Menschen!“ Die Expertin empfiehlt, daran zu denken, dass es allen anderen Studierenden genauso geht und sie die Gelegenheit zum Vernetzen, also für das persönliche Gespräch, genauso schätzen wie man selbst. „Es lohnt sich also, mutig zu sein.“

In Bangkok lief das Studium laut Marie ganz easy. „Die meisten Probleme hat mir das Klima mit 40 Grad und mehr gemacht“, erzählt sie gut gelaunt. Die Organisation sei aber kein Problem, wenn man regelmäßig seine E-Mails checkt. Fragen habe ein Fachbetreuer immer sofort beantwortet. Das überrascht nicht, denn Thailänder zahlen an der Chulalongkorn Universität 2000 Euro – pro Semester. Die Note bildet sich dort aus den Abgaben und Gruppenarbeiten – also nicht nur durch eine Abschlussprüfung wie an der LMU. „Der Unterricht war aber in Englisch und vom Niveau her nicht schwieriger als bei uns“, versichert sie. 

Das kann zwar nicht immer garantiert werden. „Die LMU arbeitet aber natürlich mit Universitäten zusammen, deren Niveau und Struktur mit unserer vergleichbar sind“, unterstreicht Menzel. Das Wichtigste sei, dass man sich bei der Wahl der Kurse beraten lässt – sowohl vor Ort als auch bei den Programmkoordinatorinnen und -koordinatoren an der LMU. „Auch die Erfahrungsberichte ehemaliger Studierender, die an der gleichen Universität im Ausland studiert haben, können sehr hilfreich sein.“ Die haben Marie sehr geholfen.

Das Studium ist auf Englisch

Ins kalte Wasser springen, selbstbewusster werden und aus Fehlern lernen: Genau darum geht es neben den beruflichen Vorteilen bei einem Auslandsaufenthalt. Auch für Marie wurde es noch die Zeit ihres Lebens. „In der zweiten Hälfte des Semesters habe ich Freunde fürs Leben kennengelernt“, berichtet die 23-Jährige. Sie kämen aus aller Welt und unterschiedlichsten Kulturkreisen. Sechs von ihnen hat sie in den wenigen Monaten seit ihrer Rückkehr schon getroffen. Viele Erinnerungen begleiten sie bis heute. Beispielsweise die vielen Insel-Rollerausflüge. „Oder als einmal ein Student durch das Wohnheimdach gekracht ist“, sagt sie und lacht.

Entsprechend empfiehlt sie anderen jungen Menschen, unbedingt ebenfalls während des Studiums „die unbeschwerte Zeit im Ausland“ zu genießen. „Das schwierigste für mich war, mich für ein Ziel zu entscheiden“, berichtet Marie. Auch weil manche einen gewissen Notenschnitt erfordern. Natürlich müsse man viel ausfüllen, Anträge, Visa, Versicherungen, … „Aber das hat sich im Rahmen gehalten.“ Geholfen haben der BWL-Studentin neben den Erfahrungsberichten die Fachschaft bei der Wohnungssuche und bei der Vorbereitung die Kurse des International Office. Ihr Tipp: Vorher prüfen, ob die Kurse an der jeweiligen Uni auch in Deutschland angerechnet werden.

Diesen Punkt sollte man tatsächlich rechtzeitig klären, um Enttäuschungen zu vermeiden, rät Expertin Menzel. „Bevor man an einer ausländischen Universität studiert, unterschreibt man in der Regel ein Dokument, das Learning Agreement.“ Dort sei aufgelistet, welche Kurse man besuchen wird und welche man sich an der LMU anerkennen lassen kann. Danach steht einem Auslandssemester aber nichts mehr im Weg. (David Lohmann)

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