Freizeit und Reise

Mama Murmeli mit einem ihrer Sprößlinge. (Foto: Friedrich H. Hettler)

03.08.2020

Der Natur so nah

Warth-Schröcken im Sommer: Naturschönheit und Bergerlebnisse auf der stillen Seite des Arlbergs

Die traditionsbewussten Bergdörfer Warth (1500 Meter) und Schröcken (1270 bis 1500 Meter) liegen im österreichischen Bundesland Vorarlberg und sind bis heute stark von der Besiedlung der Walser aus dem Schweizer Kanton Wallis geprägt. Im Sommer finden Urlauber zwischen Lechtaler Alpen, Bregenzerwald und Allgäuer Alpen dank der Höhenlage ein fast pollenfreies Bergsportparadies. Höhentrainingseffekt inklusive.

Warth-Schröcken gilt im Bereich Outdoor als Vorreiter und weiß seine natürlichen Gegebenheiten optimal zu nutzen. Ob Canyoning oder Wildwasserschwimmen im Lech, einem der letzten Wildflüsse Europas, beim Klettersteiggehen, Ziplining oder im Abenteuerpark – die „BIG5“ von Warth-Schröcken sind ein Abenteuer für Profis und Familien.

Beim alpinen Gipfel-Wandern auf über 14 aussichtsreichen Gipfeln können Panoramajäger und erfahrene Wanderer gleichermaßen leicht in alpines Gelände vorstoßen. Entspannung bietet dagegen der „Schönste Platz Österreichs“, der Körbersee.

Canyoning und Wildwasserschwimmen lassen wir diesesmal sein, dafür schnüren wir die Bergstiefel und machen uns auf Schusters Rappen auf den Weg. Unser Ziel ist heute die Widdersteinhütte auf 2009 Metern. Vom Hochtannbergpass 1676 Metern Höhe führt der Weg südseitig zwischen wilden Blumen, frischen Almkräutern, saftigen Almmatten und Kühen stetig nach oben. Nach etwa einer halben Stunde erreichen wir einen schönen Höhenrücken nordöstlich des Hochkrumbacher Sattels, den Tschirggen, den temporären Sitz des früheren Walsergerichts. Das Walsergericht Tannberg umfasste ursprünglich die Gemeinden Lech, Warth, Hochkrumbach, Schröcken und Mittelberg und hatte seinen Sitz meistens im Hauptort Lech. Von 1528 bis 1563 tagte es allerdings auch am Tschirggen in Hochkrumbach, um den nach Selbständigkeit strebenden Kleinwalsertalern entgegenzukommen.

Von dort geht es dann weiter bergauf Richtung Koblatpass. Kurz davor ändern wir aber die Richtung, wenden uns nach links und folgen jetzt dem ehemaligen Schmugglerpfad. Geraume Zeit über begleitet uns schon der Pfeifen von Murmeltieren und dann, wie aus dem Nichts, taucht eine Murmeltiermama mit ihren drei Sprößlingen vor uns und ihrem Bau auf. Wir können uns den Tieren, die zu unserer freudigen Überraschung gar nicht so scheu sind, sogar bis auf etwa drei Meter nähern. Die Fotoapparate und Handies sind ja bereits seit geraumer Zeit gezückt, aber jetzt ergeht über die putzigen Pelzknäuel ein wahres „Blitzlichtgewitter“, natürlich ohne Blitzlicht. Sie lassen sich das einige Zeit gefallen, verschwinden dann aber wie auf Knopfdruck in ihrer Höhle.

Nach diesem Highlight geht es weiter zur Widderstein Hütte. Zwischendurch treffen noch wir ein schweizer Pärchen, das die Strecke von Kitzbühel bis zum Genfer See innerhalb von zehn Wochen zurücklegen will. Es sind, Gott sei dank, nicht allzu viele Wanderer auf unserer Route unterwegs, sodas wir zügig voran kommen. An der Widderstein Hütte angekommen, genehmigen wir uns eine kleine Pause und Erfrischung. Im Zick-Zack über die sanften Bergrücken Hochkrumbachs gelangen wir dann wieder zum Hochtannbergpass. Diese knapp acht Kilometer lange Hüttenwanderung – Gehzeit: rund vier Stunden – ist als mittelschwer eingestuft, aber für jeden, der etwas Kondition hat, ohne große Probleme zu meistern. Insgesamt hat man abschließend über 500 Höhenmeter in den Beinen.

Nach einem schmackhaften und leckeren Mittagessen im Gathof Tannberg in Schröcken, der hintersten Gemeinde im Bregenzerwald, besuchen wir in Warth einen leibhaftigen Olympiasieger. Die Rede ist von Hubert Strolz, der 1988 in Calgary in der alpinen Kombination die Goldmedaille gewann und den zweiten Platz im Riesenslalom hinter Alberto Tomba belegte. Heute ist Strolz in erster Linie Bergbauer, dessen landwirtschaftlichen Erzeugnisse zu 100 Prozent regional für Milch- und Käseerzeugnisse verwendet und an lokale Hotels geliefert werden.

Als wir in treffen, ist Strolz gerade dabei, an einem extrem steilen Hang eine Wiese zu mähen, um Heu zu machen. Um zu ihm hoch zu kommen, verlangt uns einiges an Kondition ab. Als Skipiste würde dieser Hang glatt als schwarz durchgehen. Da war die vormittägliche Tour zu Widderstein Hütte ja beinahe ein Klacks dagegen. Bei Heuarbeiten überlebte Strolz vor sieben Jahren nur knapp einen schweren Unfall. Damals geriet unter einen Heuwagen, der umkippte. Der ehemalige Skirennläufer erlitt dabei einen Verrenkungsbruch des Sprunggelenks und zog sich multiple Quetschungen zu.

Hubsi, wie Hubert in Warth genannt wird, hat nicht allzu viel Zeit, denn das Gras muss gemäht werden, denn es ist optimales Heuwetter. Dennoch erzählt er uns einiges aus seinem Leben und wie in Warth-Schröcken lokale Produktionsketten funktionieren und so auf lange Transportwege sowie den großflächigen Import von verschiedensten Lebensmitteln verzichtet werden kann. Wir wollen ihn nicht länger von der notwendigen und wichtigen Arbeit abhalten und lassen ihn die Almwiese fertig mähen.

Wer sich für Kräuter und Pflanzen interessiert ist in Warth am richtigen Ort. Unzählige Kräuter und wertvolle Pflanzen wachsen hier. Veronika Walch, Kräuterfachfrau aus Lech, begleitet uns bei der kurzen Wanderung „Kräuter mit allen Sinnen“ und taucht mit uns in die Kräuterwelt von Warth-Schröcken ein. Während wir durch die wundervolle Berglandschaft wandern, versucht die Expertin uns zum „Kräuterprofi“ zu machen. Wir lernen die vielen verschiedenen Kräuter, deren Wirkungen und den Einfluss auf unsere Gesundheit kennen. Zudem verrät sie köstliche Rezepte und Tipps für die Kräuterküche.

Da das Wetter nicht gerade ideal war, bekamen wir nur einen kleinen Einblick in die Welt von Veronika Walch. Passt das Wetter beginnt die etwa fünfstündige Kräuterwanderung normalerweise am Hochtannbergpass, führt bergauf zum Salobersattel und durch den unberührten „Alpengarten“ zum Körbersee. Nach einem Einkehrschwung oder einer Brotzeit im satten Grün, geht’s dann gemütlich vorbei am Kalbelesee zurück zum Hochtannbergpass.

Am Folgetag gehen wir in die Lüfte. Die Flying-Fox Parksafari in Schröcken ist eine Anlage mit sechs Flying Fox Bahnen inmitten der Natur. In 20 bis 90 Metern Höhe mit atemberaubenden Ausblicken fliegen wir, ausgestattet mit einem Sitz-Brustgurt, einer Seilrolle und angehängt an einem Stahlseil, über Bäume und wilde Schluchten dem Tal entgegen. Spaß, Erlebnis und Abenteuer sind garantiert. Das klingt noch nicht spannend genug? Dann kann man den Gurt einfach verkehrt herum anziehen, und schon fliegt man wie Superman durch die Luft.

Natürlich gibt es in Warth-Schröcken zahlreiche Beherbergungsbetriebe. Einer davon ist das Haus Wolfegg in Warth. In den neu erbauten Appartements – sechs an der Zahl mit Größen zwischen 45 und 75 Quadratmetern – mit schönem offenem Wohnraum, voll ausgestatteter Küche und Bad sowie Balkon mit Blick in die atemberaubende Bergkulisse kann der Gast entspannen. Nach einem ereignisreichen Tag in den Bergen führt dann der Weg in die kleine Wellnessoase mit Sauna, Saunarium, Infrarotliegen sowie Ruhebereich und Saftbar. Regionale Köstlichkeiten im hauseigenem Cafe & Bistro runden das Angebot ab. Darüber hinaus kann man den Tag in der hauseigenen Wein & Whisky Lounge nochmals Revue passieren beziehungsweise ausklingen lassen. .

Hier oben, zwischen Arlberg und Bregenzerwald, findet man Zeit zum Durchatmen, in aller Ruhe oder kraftvoll und voller Energie. Nicht umsonst lautet der Slogan von Warth-Schröcken: Der Atem der Berge. 
(Friedrich H. Hettler)

(Veronika Walch erklärt eine Pflanze. Blick auf Warth. Unterwegs zur Widderstein Hütte. Hubert Strolz bei der Arbeit - Fotos: Friedrich H. Hettler)

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