Jenny, unsere Stadtführerin für die Tour durch Berlins „Wildes Kreuzberg“, nimmt uns am U-Bahnhof Kottbusser Tor in Empfang. Nach den – bis 1993 gültigen – Postleitzahlen unterscheidet man in Kreuzberg zwei Ortslagen, benannt nach den Nummern der damaligen Zustellpostämter: Das größere Kreuzberg 61 (ehemals Südwest 61) und das kleinere SO 36 (SO = Südost). Zu Zeiten der Berliner

Mauer war SO 36 von drei Seiten umschlossen und entwickelte eine alternative Eigenkultur am Ostrand West-Berlins. Unser Stadtspaziergang führt durch SO 36. Dieser Teil Kreuzbergs erstreckt sich zwischen Spree, nördlich der Lohmühleninsel und des Landwehrkanals sowie östlich des heute zugeschütteten Luisenstädtischen Kanals. Heute gilt diese Gegend als einer der einkommensschwächsten Teile Berlins.
Seine überregionale Bekanntheit verdankt Kreuzberg vor allem der bewegten Geschichte des SO 36 in den 1970er und 1980er Jahren als Zentrum der Alternativbewegung und der Hausbesetzerszene. Ab 1987 geriet Kreuzberg (SO 36) regelmäßig durch teils schwere Straßenschlachten zum 1. Mai in die Schlagzeilen, erzählt Jenny. Ausgangspunkt der Krawalle war meist der Zusammenstoß von Teilnehmern der Mai-Kundgebungen und der Polizei. Heute hat sich laut Jenny sich die Gewalt mehr und mehr ritualisiert. Die ursprünglich politische Motivation ist in den Hintergrund getreten, es betätigen sich nun überwiegend Jugendliche auf der Suche nach einem Abenteuer. Unsere Führerin spricht daher von Krawall-Tourismus.
1987 vom Lausitzer Platz ausgehend konzentrierten sich die damaligen Krawalle um das Kottbusser Tor und den Oranienplatz. An der Skalitzer Straße ging in jenem Jahr eine Filiale des Lebensmittelmarktes

Bolle in Flammen auf, wurde bis auf die Grundmauern zerstört, und nicht wieder aufgebaut. Wie sich aber später herausstellte, hatte, so Jenny, dabei aber ein Feuerteufel seine Hände im Spiel. Auf dem Gelände wurde 2004 ein islamisches Gemeindezentrum (Maschari-Center) mit Moschee errichtet. Seit einigen Jahren ist laut Jenny aber ein Rückgang der Gewalt zu beobachten.
Vorbei am Club SO36, früher Hotspot für die Punk- und New Wave-Szene, heute finden dort regelmäßig Konzerte und Partys statt, geht es weiter zum Kunstquartier Bethanien. Das Bethanien war bis zu seiner Stilllegung im Jahr 1970 ein Diakonissen-Krankenhaus. Der Abriss konnte durch eine Bürgerinitiative verhindert werden. Seitdem wird es von kulturellen, künstlerischen und sozialen Einrichtungen und selbstorganisierten Initiativen genutzt. Unmittelbar vor dem Bethanien gelegen, zeigt uns Jenny eine alternative „Wohnsiedlung“, bestehend aus alten Lkws und Bauwagen; Schrottplatz würde es wohl eher treffen.
Eine Kuriosität ist auch das Baumhaus an der Mauer. Diese von dem türkischen Einwanderer Osman

Kalin aus Sperrmüll errichtete zweigeschossige Hütte befindet sich auf einer besetzten Verkehrsinsel am Bethaniendamm. Genau genommen handelt es sich allerdings nicht um ein Baumhaus, sondern um ein, um zwei Bäume herum gebautes Gartenhaus in einem Kleingarten.
Das etwa 350 Quadratmeter große Grundstück, auf dem sich das heutige Baumhaus an der Mauer befindet, lag direkt am Mauerstreifen, erzählt Jenny. Die dreiecksförmige Verkehrsinsel gehörte zwar zu Ost-Berlin, befand sich jedoch wegen der aus Kostengründen ungenau errichteten Mauer auf der West-Berliner Seite, weshalb es von keinem der beiden Sektoren genutzt wurde. 1983 begann Kalin die Brache von Sperrmüll zu befreien und mit dem Anbau von Gemüse zu bewirtschaften. Er baute zunächst eine eingeschossige Hütte mit einer niedrigeren Höhe als die Mauer. Ein höherer Bau war ihm nach einem Besuch von DDR-Grenzsoldaten seitens der DDR untersagt worden. Dort bestand der Verdacht, Kalin könne das Grundstück zum Bau eines Fluchttunnels nutzen. Für die Nutzung des

Geländes erhielt er jedoch von der DDR-Seite eine Genehmigung, wobei die Angelegenheit bis zum Zentralkomitee der SED gegangen sein soll. Nach dem Mauerfall erweiterte Kalin den Garten nach Osten und errichtete auf einer Fläche von etwa 80 Quadratmetern ein zweigeschossiges Gebäude und gab ihm die imaginäre Postanschrift „Bethaniendamm Nr. 0, Berlin 10997“.
Vom Baumhaus an der Mauer geht es weiter zum Görlitzer Park, dem ehemaligen Görlitzer Bahnhof. Heute erinnern nur noch Gleisreste, die Reste eines Fußgängertunnels, die ehemalige Einfassungsmauer und drei umgenutzte Güterschuppen an die ehemalige Bahnhofsnutzung. Traurige Berühmtheit hat der Görlitzer Park dadurch erlangt, dass er als einer der größten Drogenumschlagplätze Berlins gilt.
Unser Stadtspaziergang endet in der „Markthalle Neun“. Die Geschichte der Kreuzberger Eisenbahnmarkthalle ist über 120 Jahre alt. Am 1. Oktober 1891 wurde sie als „Markthalle IX“ offiziell eröffnet. Die Markthalle in Kreuzberg hat sich zum Ziel gesetzt, zu zeigen, wie „Anders-Essen“ und

„Anders-Einkaufen“ in der Stadt möglich sein kann.
Wer eine entsprechende Unterkunft in Berlin sucht ist mit dem Maritim Hotel an der Stauffenbergstraße nicht schlecht beraten. Das Haus mit 505 stilvollen Zimmern, inklusive 66 Suiten, darunter zehn exklusive Suiten im gesicherten Suitenturm, liegt innmitten des Botschaftsviertels am malerischen Tiergarten und ist idealer Ausgangspunkt für Erkundungs-, aber auch Shoppingtouren. Das Hotel, im Stil der goldenen 20er Jahre eingerichtet, hat alle Annehmlichkeiten, die der Gast von einem 4-Sterne-S-Haus erwartet.
Ein völlig neues gastronomisches Konzept offeriert das zweite Berliner Maritim Hotel, das Maritim proArte Hotel, in der Friedrichstraße mit dem „berlin tapas“. Das neue Restaurant bietet täglich ab Mittag eine einzigartige Auswahl an deftiger Berliner Hausmannskost, die in kleinen Tapas-Schälchen serviert wird und beliebig kombinierbar ist: als Vorspeise, Snack oder Hauptgericht. Die Idee zu „berlin tapas“ stammt von den Mitarbeitern des Hotels.
(Friedrich H. Hettler)
(Das Wohnzentrum Kreuzberg am Kottbusser Tor; die Lkw-Siedlung; Protest wird in SO 36 immer noch großgeschrieben; die umgenutzten Güterschuppen im Görlitzer Park und "Der Klomann" in der Markthalle Neun - Fotos: Friedrich H. Hettler)
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