Seit mittlerweile 15 Jahren ermittelt er im „mörderischen“ Allgäu. Wer? Kommissar Kluftinger. Inzwischen hat er schon Kultstatus erlangt – rund sieben Millionen verkaufte Exemplare sprechen eine deutliche Sprache –, was wiederum seine beiden Väter, Volker Klüpfel und Michael Kobr, zum bekanntesten Krimi-Autorenduo im deutschsprachigen Raum gemacht hat. Der Kriminaler, der inzwischen als Charakterkopf

fürs Allgäu steht, rückt im neuesten Buch, dem nunmehr Zehnten, mit dem Titel Kluftinger noch mehr in den Mittelpunkt der Geschichte als sonst.
Sein Sohn Markus und Schwiegertochter Yumiko haben Kluftinger endlich zum Opa gemacht, weshalb er immer noch ganz hin und weg ist. Die Freude über den Nachwuchs wird jedoch schnell getrübt: Beim „Totenmarathon“, dem Allerheiligen-Kirchgang, mit der Familie Beobachtet Kluftinger auf dem Altusrieder Friedhof eine Menschentraube vor einem frisch aufgehäuften Grab. Darauf ein Holzkreuz, das seinen Namen trägt. Nach außen hin bleibt er gelassen. Als jedoch eine Todesanzeige für ihn in der Zeitung erscheint, sind auch die Kollegen alarmiert. Um dem Täter zuvorzukommen, muss der Kommissar tief in seine eigene Vergangenheit eintauchen. Je mehr er herausfindet, desto klarer wird ihm, dass ein Maulwurf in den eigenen Reihen seine Ermittlungen erschwert. Und die Zeit ist knapp, denn alles deutet darauf hin, dass Kluftingers angekündigter Tod unmittelbar bevorsteht.
Der Reiz des neuen Kluftinger-Romans liegt gerade in den Rückblenden, in denen der Leser viel über den jungen und heranwachsenden Protagonisten erfährt. Klüpfel und Kobr betonen in einem Gespräch, dass sie zum Doppeljubiläum – 15 Jahre Kluftinger; 10. Band – etwas Besonderes machen wollten, zu zeigen wie es dazu kam, warum Kluftinger so ist wie er ist. War neun Bände lang Kluftingers Vorname ein gut gehütetes Geheimnis, wird das jetzt endlich gelüftet, ohne es aber hier zu verraten.
Offen lassen es Klüpfel und Kobr aber auch, ob es einen weiteren, elften Kluftinger geben wird.

Allerdings haben die beiden Autoren im aktuellen Band einen Cliffhanger eingebaut. Und es wäre unlogisch sowie der Kluftinger-Fangemeinde nicht vermittelbar, wenn jetzt auf einmal Schluss wäre mit dem zum Teil schon etwas schrulligen und tollpatschigen Kommissar und Menschen. Man hat sich einfach an ihn gewohnt, er gehört quasi zur Familie.
Nicht zufrieden waren/sind Klüpfel und Kobr auch mit den bisherigen Kluftinger-Verfilmungen, fünf an der Zahl. Sie hatten bis dato kein Mitspracherecht, da die Filmrechte nicht bei ihnen lagen, mittlerweile hat sich das aber geändert. Vor allem kritisieren sie den Grundton der Filme und dass Kluftinger „stark reduziert wird auf den Allgäuer Grantler“. Der Kommissar sei aber eigentlich kein Misanthrop, so Klüpfel und Kobr. Die Kritik der Allgäuer ging dahin, dass sie sich als „dumm verkauft vorkommen“, das sei aber in keinster Weise ihre Absicht und Sichtweise gewesen, betont das Autorenduo. In diesem Zusammenhang erklären Klüpfel und Kobr auch, dass es keine weiteren Verfilmungen geben wird, wenn ihnen kein entsprechendes Mitspracherecht eingeräumt wird.
Die Frage, ob einer von ihnen schon einmal alles hinschmeißen wollte, verneinen die Erfolgsautoren, um noch hinzuzufügen: „Zu sagen, zu zweit zu schreiben wäre einfach, ist es nicht, auch wenn es Vorteile bringt.“ Privat lesen Klüpfel und Kobr selbst gerne Krimis. Klüpfel früher Schweden-Krimis und heute

Wolf Haas’ Brenner-Krimis. Kobr hält es da eher mit Andrea Camilleris Montalbano-Krimis.
Seit einigen Jahren können Kluftinger-Fans auch die Tat- und Drehorte der einzeln zehn Fälle – Milchgeld, Erntedank, Seegrund, Laienspiel, Rauhnacht, Schutzpatron, Herzblut, Grimmbart, Himmelhorn und Kluftinger – an den Originalschauplätzen für sich entdecken.
In Erntedank führen die Mordermittlungen den Kommissar, ausnahmsweise in Begleitung seiner Frau Erika, nach Buxheim in die dortige Kartause. Denn sie hatte den bußfertigen Sünder auf dem rätselhaften Foto als Teil des Buxheimer Chorgestühls erkannt. Bad Grönenbach und hier das Hohe Schloss sind Schauplatz in Grimmbart. Der Brauerei Gasthof in Kronburg war ein Drehort für Erntedank.
Kluftingers Heimatort Altusried ist mit seiner Freilichtbühne einer der Schauplätze für den Krimi Laienspiel. Die Burgruine Kalden ist Tatort von Schutzpatron. Ein etwas makaberer Schauplatz im neuesten Kluftinger-Roman ist das Gschnaidt. Es ist ein kleiner Weiler und zugleich ein Wallfahrtsort, er liegt mitten im Staatswald und ist weit über die Grenzen des Allgäus bekannt. Bekannt wurde die Siedlung, die zum Markt Altusried gehört, in den letzten Jahren vor allem durch den „Wald der Sterbekreuze“. Denn es hat sich mittlerweile

eingebürgert, die Sterbekreuze der Verstorbenen von Nah und Fern nach Gschnaidt hinauf zu tragen, um sie dort aufzubewahren. Auch Kluftinger will im Gschnaidt sein Grabkreuz „entsorgen“.
Vom Alatsee
aufs Himmelhorn
Der Alatsee, Schauplatz von Seegrund, ist eines der rätselhaftesten Gewässer Europas und vielerlei Hinsicht einzigartig. Kluftinger interessiert an dem sagenumwobenen Bergsee vor allem eines: Warum man dort versucht zu tauchen, obwohl es verboten ist. Was suchen die Leute dort? Kluftingers neunter Fall Himmelhorn führt den Kommissar tief in die Allgäuer Alpen, genauer gesagt auf das Himmelhorn, einen der gefährlichsten Berge des Allgäus. Der neueste Streich von Gesundheitsfetischist Langhammer befördert den Kommissar samt E-Bike ins Oytal von Oberstdorf, wo die beiden prompt auf drei Leichen stoßen. Dieser Fall zwingt Kluftinger auf Gipfeltour zu gehen.
Dies sind nur einige Beispiel von interessanten Originalschauplätzen, die in den Kluftinger Romanen eine Rolle spielen. Die Allgäu GmbH hat jetzt die Karte „Mörderisch spannendes Allgäu – Auf den Spuren von Kommissar Kluftinger“ aktualisiert. Anhand der Karte kann man nicht nur den Spuren des Kommissars folgen, sondern auch die unbekannten Seiten des Allgäus kennenlernen. Darüber hinaus informiert die Karte darüber, wo und wie Führungen angeboten werden. So bietet zum Beispiel Erih Glößler wöchentlich, stimmungsvoll in den Abendstunden, eine Krimiführung zu Seegrund am Alatsee an.
Es gibt noch viel zu entdecken und kennenzulernen zu Kluftinger und zum Allgäu.
(Friedrich H. Hettler)
(Der bußfertige Sünder in der Kartause Buxheim und das Hohe Schloss in Bad Grönenbach. Kässpatzn sind Kluftingers Leibgericht. Der Alatsee bei Füssen Schauplatz zu "Seegrund" - Fotos: Friedrich H. Hettler)
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