Freizeit und Reise

Tegernsee, der Ort und der See. (Foto: Irgens-Defregger)

05.04.2017

Refugium unter bayerischem Himmel

Auf der Sonnenseite des Tegernsees

Oben an der Höhe steht die schöne Schießstätte der Tegernseer, von welcher man, wegen der freien Lage nach allen Seiten hin, sich einer vorzüglich schönen Aussicht erfreut“, schreibt der Künstler und Schriftsteller Adolph von Schaden anno 1832 und gibt seiner Beschreibung des Tegern- und Schliersees den Untertitel: „Neue Reisebilder in H. Heines Manier“. Gleichsam anmutig wie erhaben thront heute auf der ehemaligen Bergwiese ein Hotelensemble, das gewöhnliches Alltagsleben an dem Ort vergessen lässt, der zugleich mit seinem Namen verknüpft ist: „Das Tegernsee hotel & spa“ – eine oberbayerische Luxusherberge der Kategorie 4-Sterne-Superior Hotel. Dazu gehören das denkmalgeschützte Sengerschloss samt ehemaligem Bauernhaus, wo die Münchner Hofgesellschaft und europäische Adelsfamilien sich die Türklinge in die Hand gaben.
Seitdem der neue Direktor und Geschäftsführer Sven Scheerbarth das Boutiquehotel mit einem Stab von insgesamt 120 Mitarbeitern dirigiert, wird kontinuierlich renoviert, erweitert und neu gebaut. Kaum noch etwas erinnert an die wechselvolle Vergangenheit des 1842 erbauten Schlössls, das nach dem Advokaten Senger benannt wurde, der 1838 das Grundstück der alten Schießstätte erwarb und weiterverkaufte. Längst vergessen sind auch die Zeiten, als das Anwesen nach zahlreichen Besitzerwechseln unter anderen als Armenunterkunft, Wehrmachtslazarett, Erholungsstätte für die Versicherten der Bayern-Versicherung und „Hotel Bayern“ genutzt wurde. Heute erreicht der Gast vom Sengerschloss (mit stuckverziertem Barocksaal und zwei Panoramarestaurants) über die Häuser „Quirin“, „Tegernsee“ und „Wallberg“ die großzügige neue Spa-Landschaft. Neben Innen- und ganzjährig warmen Außenpool erweitert die neue Panoramasauna für beachtliche 40 Personen – wer es mag – das Spa-Angebot.
Einen vergleichbaren Ort des Rückzugs, des Kräftetankens und der Erholung von zu viel „ora et labora“ suchten bereits vor 1000 Jahren die Benediktinermönche von Tegernsee. Ebenfalls auf der Sonnenseite des Tegernsees und dem Himmel etwas näher gerückt auf einer Höhe von 900 Metern fanden sie ihr Refugium: den Westerhof. O-Ton Adolph von Schaden: „Schon bedeutend höher, von der Schießstätte südöstlich gelegen, erscheint der Westerhof, ein ehemaliger Belustigungsort der Benediktinermönche, dessen Aussicht aber gegen Norden hin durch die Neureuth beschränkt wird. Tegernsees Damen steigen gerne nach dem Westerhof hinan, um dort an schönen Tagen ihre Tasse Caffee zu schlürfen und ein klein bischen nur – zu plaudern.“ Der ehemals größte Klosterhof des Tegernseer Tals wurde im Laufe seiner Geschichte überformt und beherbergt heute das charmante Hotel garni „Der Westerhof“. Hier logieren Gäste, welche die absolute Ruhe der Wohlfühloase mit grandiosem Ausblick zu schätzen wissen. In allen Zimmern mit Terrasse oder Balkon ist Seeblick garantiert. Das sechseinhalb Kilometer lange Urmeer, umrankt vom Mythos der namensgebenden Göttin Tethys, wird umrahmt von einer majestätischen Bergkulisse. Wie aus der Vogelperspektive schweift der Blick über das Stadtbild von Tegernsee. Nicht zu übersehen: das ehemalige Benediktinerkloster, das 1817 zum Schloss umgebaut wurde, welches noch heute zu den Besitztümern der Wittelsbacher gehört.
Wer seine Bergtour auf die Neureuth von der ehemaligen Enklave Westerhof startet, hat sich schon einmal eine halbe Stunde Gehzeit gespart. Auf einer Höhe von 1264 Metern wird er dann mit einer fulminanten Aussicht auf die Alpenkette von der Zugspitze bis zum Großglockner belohnt.
Bereits im Entree des Hotels Der Westerhof spürt der aufmerksame Gast, dass der Besitzer Andreas Greither ein leidenschaftlicher Kunst-Jäger und -Sammler ist. Lokale Künstlergrößen wie der Chiemseemeister Angerer d. Jüngere oder der renommierte Fotograf Michael von Hassel bespielen die Räume. Man darf Greither einen besonderen Hang zu Brauchtum, Kultur und Geschichte unterstellen. So hat der Hotelinhaber nicht nur die Tittmoninger Burgfeste ins Leben gerufen, sondern auch das Klosterhoffest rund um sein Traditionshaus zu seiner Herzensangelegenheit gemacht. In jüngster Zeit amüsieren Ritter, Handwerker, Musiker, Gaukler und Artisten aller Art auch vor der Haustüre des ehemaligen Stielerhauses am Point in Tegernsee das Publikum. Das ehemalige Landhaus am Leeberg der Künstlerfamilie Stieler von 1830 – einst ein nobles Geschenk an den Hofmaler von König Ludwig I. für dessen Schönheitengalerie – hat Greither 2012 erworben, saniert und zum Café Westerhaus umbauen lassen. Neben Biedermeier- Möbeln in der kulinarischen Einkehr gibt es noch den erhaltengeblieben und funktionstüchtigen alten „Kuchl-Ofen“.
Wer das Stiegenhaus hinauf in den ersten Stock geht, entdeckt am Ateliertürstock die originale Messlatte der Stielers. Joseph Stielers bedeutender Spross Karl leistete als Schriftsteller Pionierarbeit. Der Archivar, Jurist und Dichter ließ sich von der Schönheit der Natur auf dem Land inspirieren. Er schuf Volkslieder, sogenannte Gstanzln und inszenierte damit bayerische Volkskultur. In seinen Dialektgedichten verklärte er die vermeintliche Idylle der Alpenbauernwelt. Die publizistische Verbreitung seiner Dichtkunst in den Fliegenden Blättern kurbelte den frühen Tourismus an. Seine späteren ortsansässigen Kollegen und Heimatdichter Ludwig Thoma und Ludwig Ganghofer taten es ihm gleich. Und so lockt denn bis heute, was einmal als lebensfeindliches Terrain verstanden wurde, die Alpenwelt mit ihrer einzigartigen Kulturlandschaft, die Städter in Massen ins bayerische Oberland. (A. Irgens-Defregger) (Das Sengerschloss und der Blick auf das Kloster Tegernsee - Fotos: Irgens-Defregger)

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