Die Region Wilder Kaiser liegt im Osten des österreichischen Bundeslands Tirol, am Fuße des gleichnamigen Gebirgsstocks und umfasst die vier Orte Ellmau, Going, Scheffau und Söll. Sie ist einerseits mit ihrem mehrfach ausgezeichneten Wegenetz fürs Wandern und zahlreiche Bergsport-Möglichkeiten, andererseits für Kulinarik, Genuss und Erholung bekannt. Viele kennen die Region auch aus der TV-Serie Der Bergdoktor.
Mit der SkiWelt Wilder Kaiser – Brixental beherbergt sie außerdem eines der größten und modernsten Skigebiete der Welt: 284 Pistenkilomter, 90 Lifte und mehr als 80 Hütten lassen bei Ski-Fans keine Wünsche offen. Das Skigebiet befindet sich gegenüber dem Kaisergebirge, das ein ausgewiesenes Naturschutzgebiet ist.
Die Region liegt jeweils eine gute Stunde von Innsbruck, Salzburg und München entfernt und ist über die Bahnhöfe Kufstein, Wörgl oder St. Johann in Tirol gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar . Auch vor Ort ist ein eigenes Auto nicht nötig, es gibt ein breites, kostenloses Mobilitätsangebot.
Mit dem Zug anreisen, sich keine Gedanken über die sogenannte „letzte Meile“ – den Weg vom Bahnhof zur Unterkunft machen –, bereits entspannt ankommen und sich umweltfreundlich und bequem durch die Region bewegen. Das alles bietet die „Grüne Anreise“ zum Wilden Kaiser, die heuer bereits in den zweiten Sommer geht. Wer sie bucht und mit der Bahn zum Wilden Kaiser reist, darf sich auf folgende Vorteile freuen: Ein kostenloses Shuttle vom Bahnhof direkt in die Unterkunft, kostenlose Mobilität (KaiserJet, Wander- und Seebusse, RegioRad) und zehn Prozent Rabatt beim E-Bike-Verleih. Dass die Aktion ein voller Erfolg ist belegen auch die Zahlen: Waren beim Start der „Grünen Anreise“ im Sommer letzten Jahres 50 Gastgeber mit ihren Häusern an Board, sind mit 114 inzwischen mehr als doppelt so viele Betriebe auf diesen „Zug“ aufgesprungen.
Umweltfreundlicher Tourismus
Mit diesem Angebot ist es ein Leichtes, den Urlaub ohne Auto zu genießen und ganz nebenbei CO2 zu reduzieren beziehungsweise zu vermeiden. Denn Tourismus so umweltfreundlich wie möglich zu gestalten, ist der Region Wilder Kaiser ein großes Anliegen. „Mit unserem Angebot Grüne Anreise wollen wir diesen Faktor reduzieren indem wir neuen, bahnaffinen Gästen ein Angebot und unseren Stammgästen den Umstieg schmackhaft machen. Hinzu kommt unsere Vor-Ort-Mobilität, die ein eigenes Auto überflüssig macht. Nur so können wir es schaffen, den Verkehr in der Region konsequent zu reduzieren, denn das ist nicht nur für die Lebensqualität aller hier lebenden, arbeitenden und urlaubenden Menschen ein zentrales Anliegen, sondern auch zum Schutz und Erhalt unserer wunderbaren Natur“, so Lukas Krösslhuber, Geschäftsführer des Tourismusverband Wilder Kaiser.
Denn die Berge, die Natur, die frische Luft, das klare Wasser, die Artenvielfalt in der Tier- und Pflanzenwelt sind es, die diese Region so besonders machen und vielfach auch der Grund sind, warum Gäste zum Wilden Kaiser reisen. „Wir wissen aus Umfragen, dass die Natur – im Sommer mit 78 Prozent – für unsere Gäste der wichtigste Grund für die Entscheidung für einen Urlaub am Wilden Kaiser ist“, erklärt Krösslhuber. Aber nicht nur den Gästen, auch den vor Ort lebenden und arbeitenden Menschen ist die Natur und ihr Schutz ein großes Anliegen.
Es ist wichtig zu wissen, die Mobilität am Wilden Kaiser ist kostenlos. Jeder Übernachtungsgast erhält von seinem Gastgeber die Wilder Kaiser GästeCard – gerne auch vorab, digital aufs Handy, um sie schon bei der Anreise nutzen zu können – etwa für den regulären, öffentliche Bus der Verkehrsbetriebe Tirol (VVT). Wer also in Wörgl, Kufstein oder St. Johann aus dem Zug steigt, kann mit der GästeCard auch die Öffi-Busse nach Ellmau, Going, Scheffau und Söll kostenlos nutzen.
Wilder Kaiser? Zahmer Kaiser? Oder doch Kaisergebirge? Bei dieser kaiserlichen Begriffsflut kann man schon mal durcheinander kommen. Im Grunde ist es aber ganz einfach: Der Gebirgszug Wilder Kaiser, dem auch die Region um die vier Kaiser-Orte an der Südseite seinen Namen verdankt, bildet gemeinsam mit dem Zahmen Kaiser im Norden und dem Niederkaiser im Osten das Kaisergebirge. Der Wilde Kaiser erstreckt sich von Kufstein bis St. Johann (rund 20 Kilometer) und hat mehr als 40 Gipfel, der höchste ist der Ellmauer Halt mit 2344 Metern. Das Naturschutzgebiet Kaisergebirge, das sämtliche Gipfel des Wilden und Zahmen Kaisers umfasst, erstreckt sich auf eine Größe von gut 96 Quadratkilometern.
Die Region hat aber noch viel mehr zu bieten. So gibt es in Ellmau die Schnecken-Farm „Kaiserschnecke“, ja tatsächlich eine leibhaftige Schnecken-Farm. Vor nun mittlerweile fünf Jahren legte Simone Embacher den Grundstein dafür, dieses alte und wertvolle Nahrungsmittel, die Weinbergschnecke, auch im Westen Österreichs wieder regional und in hoher Qualität verfügbar zu machen.
Im Herbst 2018 wurden die ersten zwei kleinen Gehege gebaut und seitdem ist Tirols erste Weinbergschneckenzucht stetig aber kontrolliert gewachsen. Mittlerweile ist der Tierbestand auf über 50 000 Tiere angewachsen. Simone ist mit Leidenschaft Züchterin und hat ein Faible für alternative Landwirtschaft und qualitativ hochwertige Tierhaltung. Die Züchterin freut sich und ist stolz, dass die Kaiserschnecke in so vielen guten Häusern angeboten wird.
Auf der ganzen Welt findet sich die Schnecke in diversen Originalrezepten wieder. Besonders seit dem Mittelalter sind Schecken auch in unseren Breiten von zunehmender Bedeutung. Dabei hat die Schnecke viele Stadien der unterschiedlichen Wertigkeit durchlebt. Vom Arme-Leute Essen nach dem Krieg bis zur willkommenen Proteinquelle der Mönche und Geistlichen. Diese haben durch eine raffinierte Auslegung von Fleisch (wozu sie die Schnecke nicht zählten) die Weinbergschnecke zur Fastenspeise erkoren.
Wien erhob sich zur Schneckenhochburg, mit einem eigenen Schneckenmarkt für die „Wiener Auster“ wie die Schnecke auch genannt wird. Da die Weinbergschnecke jedoch einen langsamen Zyklus hat – sie benötigt drei Jahre zur Geschlechtsreife – hat das jährliche Einsammeln der Schnecke den Bestand empfindlich gefährdet. Daher ist die Weinbergschnecke seit den 1970er-Jahren unter Naturschutz und das einsammeln aus der freien Wildbahn verboten. Das mag dazu geführt haben, dass die Beschaffung von frischem Schneckenfleisch zu schwierig wurde und die Weinbergschnecke langsam von den Speisekarten gestrichen wurde. Seit einigen Jahren haben die Pioniere der Schneckenzucht in Zusammenarbeit mit der gehobenen Gastronomie die „Escargot“ (Speiseschnecke) wieder salonreif gemacht.
Auf den „Food Messen“ der Welt überall trifft man auf sogenanntes „Future Food“. Auch die Schnecke fällt unter diesen Begriff. Der Grund dafür ist, dass sie um 85 Prozent weniger Ressourcen benötigt als die gewöhnliche Fleischherstellung. Sie braucht nur einen Bruchteil der landwirtschaftlichen Fläche, der zu fütternden Nahrungsmittel und des Wassers, um die selbe Menge Muskelfleisch zu produzieren. Und das Ganze, ohne dabei die Treibhausgas produzierende Gülle abzusondern. Das alles macht die Weinbergschnecke zu einer nicht nur schmackhaften und proteinreichen, sondern auch besonders – auf die Zukunft orientiert – wertvollen Nahrungsquelle.
Mit dem Drahtesel
auf die Walleralm
Weinbergschnecken bevorzugen wie die Weinreben die kalkhaltigen Böden, so Simone Embacher. Dort finden sie die optimalen Voraussetzungen für ihr gesundes Wachstum. Kalk wird von der Schnecke vor allem für das eigene Häuschen benötigt, um zu „expandieren“ und um eventuelle Schäden zu reparieren. Aber auch für den Nachwuchs, also die Eiablage verwendet die Schnecke den Kalk. „Wir betreiben hier in Tirol durch die hohe Lage und die kalten Winter zwar keinen Weinbau, aber Kalk gibt es zu Genüge. Der Wilde Kaiser gehört zu den nördlichen Kalkalpen und ist reich an dem kostbaren Mineral“, erklärt Embacher.
Wer es etwas sportlicher möchte kann mit dem Drahtesel die Tour Walleralm-Achleitberg-Hintersteinersee in Angriff nehmen. Zu empfehlen ist ein E-Bike, da es gilt rund 1000 Höhenmeter zu bewältigen.
Von Scheffau aus geht es auf dem Radweg Richtung Söll und weiter auf dem Eibergradweg Richtung Kufstein. Am Forstweg bergauf, geht es dann Richtung Walleralm. Auf der Walleralm befinden sich drei gemütliche Hütten zum Einkehren. Zum Beispiel die urige Stöfflhütte. Sie wurde vor mehr als 350 Jahren gebaut. Heute wie damals werden die Stallungen während der Sommermonate bewirtschaftet und die Kühe weiden auf den saftigen Wiesen rund um die Hütte. Nach alten Rezepten werden Käse und Buttermilch hergestellt und seit einiger Zeit sogar ein eigenes Bier gebraut.
Nach der Brotzeit
ab in die Klamm
Nach einer ausgiebigen Pause mit Brotzeit geht es am selben Forstweg retour. Auf Höhe der Jausenstation Maier geht es nach links in Richtung Hintersteiner See und von dort bergab Richtung Scheffau Dorf. Die Wegbeschaffenheit variiert zwischen Großteils Asphalt, einige Abschnitte sind aber auch Forst- und Schotterwege.
Für etwas Wagemutigere beziehungsweise Adrenalinjunkies biet et sich Canyoning an. Von Anfang Juni bis Mitte September hat man die Gelegenheit, beim Canyoning am Wilden Kaiser in Tirol eine geheime Bergwelt zu entdecken, die nur wenige erleben dürfen.
Für reichlich Adrenalin ist gesorgt: Abseilen durch tosende Wasserfälle, Sprünge von haushohen Felsbrocken und rasante Rutschpartien durch Felsrinnen sind nichts für Warmduscher. Damit bei aller Action die Sicherheit nicht zu kurz kommt, wird die Tour von erfahrenen Guides begleitet.
Einer der Anbieter ist Outdoor Hofer – Abenteuersport & Outdoorschule (www.outdoorhofer.at) von Roman Hofer. Roman holt die Teilnehmer bei den Infobüros der Region Wilder Kaiser ab und bringt sie zum Ausgangspunkt für das Abseiltraining. Diese Einführung wird benötigt, um sich an das Material (unter anderem Gurt und Seil) zu gewöhnen. Zu Mittag gibt es eine Brotzeit (Speck, Käse, Brot, Getränke und etwas Süßes) am Hintersteiner See. Frisch gestärkt geht es dann in eine nahe gelegene Schlucht zum Canyoning wie zum Beispiel in die Taxaklamm bei Erpfendorf. Das Canyoning ist ideal für Erwachsene und Jugendliche ab 14 Jahren oder Kinder ab 10 Jahren in Begleitung der Eltern (Preis: je 99 Euro).
Darüber hinaus kann sich der Tourist*in zum Beispiel auch für Tandem-Paragleiten von der Hohen Salve oder eine Gipfeltour Wilder Kaiser mit einem Bergführer entscheiden. Langweilig wird es am Wilden Kaiser bestimmt nicht.
Aber auch kulinarisch hat die Region einiges zu bieten wie zum Beispiel den Jägerwirt. „Genuss mit Weitblick“ wird in diesem liebevoll renovierten Gasthof, nahe des wildromantischen Hintersteinersees mit beeindruckendem Kaiserpanorama groß geschrieben. Gekocht wird ohne Geschmacksverstärker. Frische, hausgemachte Tiroler Schmankerl aus heimischen Produkten sowie international und kreativ zubereitete Gerichte, verwöhnen den Gaumen der Gäste. Von der herzhaften Bergsteigerjause mit selbstgebackenem Roggen-Dinkel Bauernbrot, bis hin zum saftigen Rehfilet reicht das Angebot. Darüber hinaus dient der Jägerwirt seit April 2015 als neues Hauptmotiv der sehr beliebten und überaus erfolgreichen ORF/ZDF Fernseh-Krimiserie SOKO Kitzbühel und verwandelt sich darin in die bekannte „Pochlarner Stuben“.
Zu empfehlen ist auch das Restaurant Sonneck in Ellmau. Für Genuss suchende Spaziergänger, hungrige und durstige Wanderer, ausgepowerte Radfahrer und für all jene die einfach nur gut essen wollen, ist das Sonneck mindestens genauso ein Logenplatz am Wilden Kaiser wie für die Golfer vom Platz nebenan. Sozusagen ein Platz mit besonderer Aussicht und besonderer Gastlichkeit. Die Speisekarte lockt mit unkomplizierten, aber deshalb umso mehr appetitmachenden, raffinierten, regionalen Gerichten bis hin zu bekannten und weniger bekannten internationalen Klassikern. Vegane und vegetarische Köstlichkeiten werden hier ebenfalls neu interpretiert.
(Friedrich H. Hettler)
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