Kommunales

Größte Angst der Handwerksmeister, wenn sie einen jungen Asylbewerber einstellen: Dieser könnte vor Ende der Lehrzeit abgeschoben werden. (Foto: dpa)

25.09.2015

Der Gesellenbrief garantiert das Bleiberecht

Mit einer bundesweit einzigartigen Vereinbarung wollen Stadt und Handwerkskammer Nürnberg jungen Migranten in der Lehre eine Chance geben

Um Rechtssicherheit für Asylbewerber und Handwerksbetriebe gleichermaßen zu schaffen, haben Stadt und Handwerkskammer Nürnberg eine Vereinbarung unterzeichnet. „Nach dem Motto ,Ausbildung schützt vor Abschiebung’ erhält jeder jugendliche Flüchtling, der eine Ausbildung beginnt, diese erfolgreich abschließt und anschließend in seinem erlernten Beruf tätig wird, die Rechtssicherheit, dass er auf Dauer in Nürnberg bleiben kann“, sagte Elmar Forster, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für Mittelfranken. Bislang würden sich viele Handwerksbetriebe davor scheuen, einem jungen Flüchtling ohne sicheren Aufenthaltsstatus eine Ausbildung zu ermöglichen. Die Handwerksbetriebe befürchten, dass die ausländischen Azubis während der Ausbildung das Land verlassen müssten.
Mit der Vereinbarung zur Arbeitsmarktintegration will Nürnberg nun Rechtssicherheit für alle Beteiligten schaffen. „Wir bürgen mit unserer Unterschrift dafür, dass Flüchtlinge ihre Ausbildung zu Ende machen können“, sagte Olaf Kuch von der Ausländerbehörde der Stadt. Das Angebot richtet sich an jugendliche Flüchtlinge bis 21 Jahre, die aus einem sicheren Herkunftsstaat stammen und nach einer Ablehnung ihres Asylverfahrens in Deutschland nur geduldet werden. Diese Gruppe befindet sich derzeit in einer Zwickmühle. Wirken die Flüchtlinge bei ihrer Identitätsfeststellung mit, droht ihnen bislang die schnelle Abschiebung. Tun sie es nicht, bekommen sie kein Recht auf eine Lehre.

Richtig anstrengen im Job

Man geht bei der Handwerkskammer davon aus, dass sich gerade diese Flüchtlinge im Job richtig anstrengen werden. Denn nach erfolgreichem Abschluss der Ausbildung hätten die abgelehnten Asylbewerber als „qualifizierte Geduldete“ eine wesentlich höhere Chance auf eine dauerhafte Aufenthaltserlaubnis in Deutschland. „Bislang steht im Aufenthaltsgesetz nur eine Kann-Bestimmung. Wir machen daraus eine Muss-Bestimmung. Wer eine Ausbildung macht, wird nicht abgeschoben“, sagt Nürnbergs Wirtschaftsreferent Michael Fraas (CSU).
Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD) will die Metropolregion und vielleicht ganz Deutschland von dem „Nürnberger Modell“ überzeugen. „Die Unterzeichnung der Vereinbarung ist ein wichtiges Signal, dass wir jungen Menschen ohne sicheren Aufenthaltsstatus eine berufliche Perspektive bieten wollen“, sagte Maly.
In Nürnberg gibt es allein 38 Schulklassen für minderjährige Flüchtlinge. Dort sollen sie in zwei Jahren die Sprache lernen und auf das Berufsleben vorbereitet werden. Die Handwerkskammer geht davon aus, dass allein in Nürnberg derzeit jährlich rund 300 Stellen im Handwerk nicht besetzt werden können. Mit der Vereinbarung wolle man auch dem Fachkräftemangel entgegenwirken. „Es ist ein kleiner Schritt für das Handwerk aber ein großer Schritt für die Flüchtlingsintegration“, freute sich Elmar Forster von der Handwerkskammer. (Nikolas Pelke)

Kommentare (2)

  1. Erstaunter am 04.10.2015
    Der Bericht ist leider falsch. Das, was hier verkündet wurde, ist Gesetz. Neu ist, dass die beiden Akteure - Geduldete und potentielle Arbeitgeber - zusammengebracht werden sollen. Und: Gerade eben KEINE Betroffenen aus sicheren Herkunftsstaaten.
  2. Politisch tituliertes Pack am 26.09.2015
    Ich bin dagegen!
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