Kommunales

Eine Raupe des Buchsbaumzünslers sitzt in einem Busch und frisst Blätter. (Foto: dpa)

20.07.2018

Gefräßiger Zerstörer hält Grüngutexperten auf Trab

Der schädliche Buchsbaumzünsler breitet sich in immer mehr bayerischen Kommunen aus

Eine bis zu fünf Zentimeter lange, gelb-grüne Raupe sorgte in den vergangenen Wochen dafür, dass das Telefon von Gottfried Röll besonders häufig klingelte. „Wegen dem Buchsbaumzünsler bekam ich nicht nur aus der Würzburger Umgebung, sondern sogar aus München Anrufe“, sagt der Gartenbautechniker, der an jedem Donnerstag am „Gartentelefon“ der Bayerischen Gartenakademie in Veitshöchheim bei Würzburg berät.

Vor allem in den kühlen Abend- und Morgenstunden, so der Gartenfachmann, sind die Falter des Buchsbaumzünslers zu beobachten. „Die Raupen fangen immer im Inneren an zu fressen“, informiert Röll. Deshalb sei es wichtig, die Pflanzen alle zwei bis drei Tage innen zu kontrollieren.

Echte Schutzmaßnahmen gegen den ostasiatischen Kleinschmetterling mit dem lateinischen Namen Cydalima perspectalis gebe es kaum: „Das wäre allenfalls durch Einnetzen möglich.“ Besonders betroffen seien Sträucher, die sehr dicht wachsen. Der Zünsler kann einen Buchsbaum vollständig zerstören. Das liegt an den gefräßigen Raupen des Falters, die nicht nur die Blätter, sondern sogar die Rinde an den Ästen fressen. Oberhalb der Fraßstelle sterben alle Pflanzenteile ab.

In München beobachtet man, dass die Situation allmählich etwas besser wird. Hier haben nicht zuletzt die Mitarbeiter der Wertstoffhöfe mit dem Buchsbaumzünsler zu tun. An manchen der Wertstoffhöfe der Landeshauptstadt kommen bis zu zehn Bürger am Tag mit befallenem Strauchschnitt an. „Allerdings wurde an einigen Wertstoffhöfen in den vergangenen Tagen auch nichts mehr angeliefert“, berichtet Bettina Folger vom Abfallwirtschaftsbetrieb München.

In einer Aufklärungsaktion warnte der Abfallwirtschaftsbetrieb Anfang Mai davor, Sträucher, die mit dem Schädling befallen sind, über den Kompost zu entsorgen. „Die Temperaturen in der Trockenfermentationsanlage für Bioabfälle oder im eigenen Kompost reichen nicht aus, um den Schädling und seine Eier unschädlich zu machen“, erläutert Folger. Befallener Strauchschnitt müsse unbedingt in reißfeste Säcke verpackt und über die Restmülltonne oder über die Wertstoffhöfe entsorgt werden: „Durch das Verbrennen des Materials wird sichergestellt, dass sich die Schädlinge nicht weiter verbreiten.“

Kleinstmengen im Kachelofen verheizen

Auch an Grüngutsammelstellen sollte man befallene Pflanzenteile besser nicht abliefern, sagt Clemens Jobst, Kreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege im Landratsamt Altötting: „Dort bleiben sie meist längere Zeit liegen, was bedeutet, dass sich der Zünsler sehr gut vermehren kann.“ Kleinstmengen könnten im Kachelofen verheizt oder zerkleinert in Plastiktüten über die Restmülltonne entsorgt werden.

In Altötting nimmt man befallene Pflanzen allerdings an der Kompostieranlagen an. Bei einer Großkompostierung entstünden Temperaturen von 70 Grad. Dabei würden Eier und Raupen sofort abgetötet. Wichtig sei allerdings, dass der Buchs sofort kompostiert wird. Insgesamt ist das Problem des Buchsbaumzünslers in Altötting laut Jobst „sehr gravierend“. Seit zehn Jahren sei der Zünsler nun schon im Landkreis unterwegs: „Seither hat er schätzungsweise 80 Prozent der Buchsbäume auf dem Gewissen.“ Vor allem in den vergangenen fünf Jahren sei der Befall sehr stark gewesen.

Gegen den Zünsler etwas auszurichten, ist dem Kreisfachberater zufolge kaum möglich. Es gebe nur eines: „Kontrolle, Kontrolle und wieder Kontrolle.“ Gartenbesitzer sollten möglichst täglich nach Gespinsten, Eiablagen oder Raupen schauen: „Ist der Buchs befallen, sollten Raupen und Eier sofort abgesammelt werden.“

Mit einem Hochdruckreiniger abspritzen

Möglich sei es auch, den Buchs mit einem Hochdruckreiniger abzuspritzen. Wer diese Praxis vorzieht, sollte jedoch an eine wasserdurchlässige Unterlage denken: „Damit der Schädling oder die Eier nicht in den Boden gelangen.“ Anschließend könne man mit einem zugelassenen Insektizid die restlichen Eier und Raupen abtöten. Was mancher nicht weiß, so Jobst: „Der Zünsler hat im Jahr bis zu vier Generationen, weshalb auch nach einer erfolgreichen Bekämpfung weiter kontrolliert werden muss.“

Bis in den Oktober hinein sind Kontrollen nötig, ergänzt Petra Kölz, Gartenfachberaterin im Nürnberger Kleingartenverein Kieslinghof. Auch nach ihren Erfahrungen können Gärtner vorbeugend kaum etwas tun. „Allerdings werden immer häufiger heimische Vogelarten dabei beobachtet, dass sie den Zünsler als neue Nahrungsquelle für sich entdecken und auch an ihre Jungen verfüttern“, sagt Kölz. Dies sei erstaunlich, da der Zünsler einen Teil des Gifts aus dem Buchs aufnimmt und sich damit zu schützen versucht. Auf jeden Fall könne es nicht schaden, vorbeugend Nistkästen für Meisen und andere Gartenvögel aufzuhängen.

„Auch bei uns im Stadtgebiet Geisenfeld ist der Befall mit dem Buchsbaumzünsler ziemlich gravierend“, berichtet Katrin Limmer, stellvertretende Geschäftsleiterin der Gemeinde im Landkreis Pfaffenhofen. Nicht zuletzt der Friedhof sei betroffen, da es hier Buchs en masse gab: „Wir hatten die einzelnen Friedhofsbereiche mit Buchs abgegrenzt.“ Der Buchs wurde nun komplett entfernt und über einen separaten Grüngutcontainer entsorgt. Ob man noch einmal Buchs pflanzen wird, darüber werde im Moment diskutiert. (Pat Christ)

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