Kommunales

Wer will ins Rathaus einziehen? Es wird immer schwieriger Kandidatinnen und Kandidaten zu finden. (Foto: picture alliance/SZ Photo/Wolfgang Filser)

24.04.2025

Gehen auch in Bayern die Bürgermeister-Kandidaten aus?

Bürgermeister, die frustriert zurücktreten, Gemeinden ohne Kandidaten und immer mehr Anfeindungen: Haben es Kommunalpolitiker immer schwerer? Und was heißt das für die Kommunalwahlen?

In Bayern wachsen ein Jahr vor der Kommunalwahl mancherorts die Sorgen, engagierte Bürgermeister-Kandidaten zu finden. Es gebe immer mehr Menschen, die sagten: "Mache ich nicht", davor warnt zumindest Innenminister Joachim Herrmann (CSU).
 
Viele gewählte Politiker gäben ihr Mandat auch zurück - oft heiße es dann, sie täten dies aus gesundheitlichen Gründen. Aber: "Wenn Bürgermeister sagen, ich kann nicht mehr, dann heißt das oft, ich will nicht mehr", sagte Herrmann bei der Auftaktveranstaltung des bayerischen Gemeindetags zur Kommunalwahl. Die nächsten allgemeinen Kommunalwahlen finden am 8. März 2026 statt.

So dramatisch wie im benachbarten Thüringen ist die Lage in Bayern bislang nicht. Bei den dortigen Kommunalwahlen im vergangenen Jahr fand sich laut Landesamt für Statistik in 210 Gemeinden maximal eine Kandidatin oder ein Kandidat für das Bürgermeister-Amt, in fünf bewarb sich gar niemand.

In einzelnen Gemeinden fehlten Kandidaten

Doch auch mancherorts in Bayern ist die Lage angespannt. Bei den Bürgermeisterwahlen in den oberpfälzischen Gemeinden Schwarzach bei Nabburg und Trausnitz (beide Landkreis Schwandorf) fanden sich in diesem beziehungsweise im vergangenen Jahr keine Kandidatinnen oder Kandidaten für das Bürgermeisteramt. Es mussten Urwahlen stattfinden. Dabei konnte jeder Bürger einen Namen auf dem Wahlzettel eintragen - am Ende fand sich erst auf diese Weise in beiden Gemeinden jemand, der den Job übernahm.

Konkrete Anhaltspunkte, dass es nächstes Jahr nicht genügend Kandidaten geben könnte, gibt es laut Innenministerium aktuell jedoch nicht. Die Frist für Wahlvorschläge endet am 8. Januar - erst dann werde ersichtlich, ob in Einzelfällen weniger Bewerberinnen und Bewerber zur Verfügung stünden, als Ämter und Sitze zu vergeben seien, sagte eine Sprecherin.

Mehr Hass und Hetze gegen Amtsträger

Gründe dafür, dass viele ein kommunales Spitzenamt scheuen, sind nach Darstellung Herrmanns der Hass und die Hetze, die Amtsträgern teilweise entgegenschlagen. "Es ist unübersehbar spürbar, dass es zugenommen hat. Es ist Gott sei Dank noch nicht die Regel, aber es hat unübersehbar zugenommen", klagte der Minister.

Auch der Präsident des bayerischen Gemeindetags, Uwe Brandl (CSU), hat festgestellt, dass sich die Auseinandersetzungs- und Diskussionskultur stark verändert hat: Früher habe man offen diskutiert, heute müsse man dagegen damit rechnen, eine Online-Petition oder einen Shitstorm am Hals zu haben.

In Einzelfällen führte das schon zu vorzeitigen Rücktritten. Viel Aufmerksamkeit zog der Fall des Markt Schwabener Bürgermeisters Michael Stolze (parteilos) auf sich: Er trat vor knapp einem Jahr zurück, laut eigener Aussage aufgrund der vielen Beleidigungen und Anfeindungen in den sozialen Medien und wegen des rauen Tons im Gemeinderat.

Bürgermeister häufig ehrenamtlich

Manche Amtsinhaber klagen zudem, es werde immer schwieriger, aktiv zu gestalten. "Immer mehr Verpflichtungen stehen immer weniger Finanzierungsspielräumen gegenüber", sagt Birgit Kreß, Bürgermeisterin in Markt Erlbach in Mittelfranken. Hinzu komme noch die Bürokratie.

Und all die Arbeit muss oft nebenher geleistet werden: In Bayern arbeiten Bürgermeister in rund 800 der mehr als 2.000 Gemeinden ehrenamtlich. Erst bei Gemeinden mit mehr als 5.000 Einwohnern ist ein Bürgermeister in Bayern in jedem Fall Beamter auf Zeit. Bei Gemeinden zwischen 2.500 und 5.000 Einwohnern sind Bürgermeister zwar generell berufsmäßig, jedoch kann der Gemeinderat beschließen, dass sie ehrenamtlich arbeiten sollen. Und bei Gemeinden unter 2.500 Einwohnern sind Bürgermeister grundsätzlich ehrenamtlich, sofern vom Gemeinderat nicht anders beschlossen wurde.

Demografie könnte Situation verschärfen

In Zukunft könnte sich die Lage sogar noch verschärfen. Nach Angaben des Innenministeriums sind rund ein Drittel der Bürgermeister und Landräte in Bayern älter als 60. Von den 25 Oberbürgermeistern sind es sogar 17. (dpa)
 

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