Kommunales

Simone Sommer ist für das Modellprojekt Teilhabenetzwerk zuständig. (Foto: Elisabeth Heisig)

12.12.2023

Inklusion heißt Mitmachen

Bezirk Schwaben startet neues Teilhabenetzwerk in den Landkreisen Neu-Ulm und Günzburg

Mit dem Teilhabenetzwerk startet der Bezirk Schwaben in den Landkreisen Neu-Ulm und Günzburg ein Projekt mit Zukunft: Kommunen, Verbände, Einrichtungen und Menschen mit Behinderungen kommen im Netzwerk zusammen und gestalten gemeinsam die soziale Landschaft in der Region. Wie Menschen mit Behinderungen künftig in ganz Schwaben mitentscheiden sollen und warum ihre Stimmen gehört werden müssen.

Ob Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderungen, Schulbegleitung oder Projekte wie ein inklusives Café: Wenn sich der Bezirk Schwaben mit Trägern sozialer Angebote zusammensetzt, geht es um Menschen, die Unterstützung brauchen. Mit dabei sind Mitarbeitende aus der Verwaltung, Vertreter*innen von Wohlfahrtsverbänden – und im Teilhabenetzwerk jetzt auch Betroffene. In Bayern kümmern sich die Bezirke um die überörtliche Sozialhilfe. Die Eingliederungshilfe zählt zu ihren wichtigsten Aufgaben.

Die Bezirke bezahlen zum Beispiel Leistungen für Menschen mit körperlichen und psychischen Behinderungen. Dazu zählen Wohngruppen oder Tagesstätten für seelische Gesundheit. „Wir als Bezirk beschäftigen uns täglich mit Menschen, die Unterstützung brauchen“, sagt Monika Kolbe, Leiterin der Sozialverwaltung beim Bezirk. „Es ist wichtig, ihre Anliegen ernst zu nehmen und ihre Perspektive bei Gesprächen, Verhandlungen, neuen Projekten und Prozessen einzubeziehen. Der gegenseitige Austausch ist eine Bereicherung für alle Seiten. Deshalb haben wir das Teilhabenetzwerk geschaffen.“

 

Anstoß waren auch neue Gesetze


Den Anstoß für das Teilhabenetzwerk haben auch neue Gesetze gegeben. Mit der UN-Behindertenrechtskonvention haben sich Staaten verpflichtet, Inklusion voranzutreiben. In Deutschland wurde dazu das Bundesteilhabegesetz erlassen. Betroffene sollen künftig nicht mehr nur nach ihrer medizinischen Diagnose beurteilt werden. „Es geht darum, was der oder die Einzelne braucht, um an der Gesellschaft teilhaben zu können“, erklärt Bezirkstagspräsident Martin Sailer. „Menschen mit Behinderungen sollen selbstbestimmter leben und Inklusion mitgestalten können. Wir, der Bezirk Schwaben, haben uns dazu entschieden, Inklusion konsequent voranzutreiben – gemeinsam mit den Betroffenen.“ Ganz nach dem Leitsatz der internationalen Behindertenbewegung: „nichts über uns – ohne uns“. Diesen Leitsatz beherzigt auch das Teilhabenetzwerk des Bezirks.

Dieses ist als Modellprojekt in den Landkreisen Neu-Ulm und Günzburg gestartet und soll künftig die soziale Landschaft in ganz Schwaben bereichern. Neben dem Austausch bestehen die Netzwerktreffen auch aus Vorträgen und Workshops. Menschen mit Behinderungen erfahren von ihren Rechten, von Angeboten und neuen Projekten. Gleichzeitig sind Politikerinnen und Politiker, Behördenmitarbeitende und Expert*innen aus unterschiedlichen Fachbereichen eingeladen. „Im Teilhabenetzwerk kommen alle auf Augenhöhe zusammen“, erklärt Simone Sommer, die beim Bezirk für das Modellprojekt zuständig ist. „Diejenigen, die für die Angebote bezahlen, diejenigen, die Angebote machen und Menschen, die diese Angebote nutzen.“

Da kommt es dann zum Beispiel vor, dass ein Träger Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung in einer Fahrradwerkstatt schaffen möchte und die Rückmeldung von einer Betroffenen bekommt, dass sie sich auch einmal andere Arbeitsmöglichkeiten wünscht. Oder es treffen Leitungen psychiatrischer Einrichtungen auf Betroffene, die von ihrer Klinikerfahrung berichten und erzählen, was sie sich bei ihrem Aufenthalt noch gewünscht hätten. Die Inklusionsbeauftragten der Regionen erfahren wiederum, auf welche Hürden Menschen mit Behinderungen im Alltag stoßen. „Diese Rückmeldungen sind sehr wichtig“, sagt Sommer. „Betroffene sind Erfahrungsexperten. Ihre Ideen, ihre Wünsche und ihre Kritik sind unwahrscheinlich wertvoll. Es ist höchste Zeit, dass wir sie auf Augenhöhe einbeziehen.“
(Raphaela Rehwald)

 

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