Kommunales

Hauptsache, es schmeckt – das reicht als Verhaltensmotto für öffentliches Grillen leider nicht aus. (Foto: dpa)

06.11.2015

Parks vor Müll-Grillern schützen

Die wachsende Liebe zur Wurst im Freien beschert den Kommunen immer größere Abfallberge

Grillen in der Stadt wird offensichtlich immer beliebter. „An einem guten Grill-Wochenende fallen mittlerweile rund 15 Tonnen Müll in den Parks an“, sagt Uwe André Bauer, Werkleiter beim Servicebetrieb Öffentlicher Raum (SÖR) in Nürnberg. Die „Vermüllung“ steige stetig an, sagt Bauer. Er und seine Kollegen haben festgestellt, dass der „Eventcharakter“ der privaten Grillpartys in den Parkanlagen immer mehr zunehme. Gegen die wachsende Verschmutzung wollen nun die Freien Wähler in Nürnberg vorgehen. Deren Stadträte Hartmut Beck und Jürgen Dörfler fordern die Stadt auf, gegen die „Spuren der Spaß- und Freizeitgesellschaft“ etwas zu unternehmen. Beck und Dörfler schlagen konkret die Einrichtung von Grill-, Party- und Chill-Out-Zonen vor. Diese ausgewiesenen Flächen sollen die Grillfreunde vor dem nächsten Barbecue bei der Stadt via Internet buchen können.
Damit wollen die Stadträte nicht eine neue Einnahmequelle erschließen. Vielmehr geht es Beck und Dörfler bei ihrem Vorschlag darum, an die „Daten des für die Sauberkeit verantwortlich zeichnenden Mieters“ zu gelangen. So könne die Stadt gegen Grillgesellschaften vorgehen, die ihren Müll nicht in den vorgesehenen Abfalleimer entsorgen. Als besonderes ärgerlich empfindet Dörfler den inflationären Gebrauch von Einweg-Grillen, die überall in Supermärkten gleich neben der Holzkohle und dem Anzünder angeboten werden

Ohne private Helfer würde der Dreckliegen bleiben

Die Freien Wähler haben sich umgehört, wie der Rest der Welt mit der wachsenden Grillwut der Bürger umgeht. Weil die Saufgelage auch in den städtischen Grünanlagen in Nürnberg immer mehr ausarten würden, solle sich die Frankenmetropole ein Beispiel an New York nehmen. In den Parks von Big Apple sorgen Park-Ranger für Sauberkeit und Ordnung. Sie patrouillieren in schicker Uniform und hoch zu Ross, in Nürnberg sind die Kontrolleure eher mit dem Fahrrad unterwegs. Wenig respekteinflößend sind auch die Greifgeräte, mit denen die Parkwächter von SÖR für Ordnung sorgen können. In Nürnberg gibt es derzeit 40 Gebietsaufseher, die allerdings keine Strafen verhängen dürfen. Weitere 30 Beschäftigte kümmern sich um die Reinigung, berichtet Bauer. In der Regel würden Langzeitarbeitslose diese Jobs übernehmen. Bauer ist sich sicher, dass mit der Größe der Parkanlage auch die Anonymität steigt und Parkbesucher eher dazu neigen, ihren Müll in der Natur zu entsorgen. Trotzdem wolle er nicht mit harten Bandagen gegen Müllsünder vorgehen. „Wir setzen in Nürnberg auf soziale Kontrolle. Die meisten Bürger verhalten sich einwandfrei. Ich will nicht, dass die Allgemeinheit nur wegen der wenigen Saubären unter schärferen Regeln leiden muss.“ Zusätzlich zu den SÖR-Mitarbeitern sorgen Mitarbeiter einer sozialen Einrichtung für Sauberkeit in den städtischen Parks in Nürnberg. „Allein würden wir das alles nicht mehr schaffen“, gibt Bauer zu. In Regensburg bittet sogar der Oberbürgermeister persönlich die Bürger darum, nach dem Feiern im Freien den Müll nicht zu vergessen. Joachim Wolbergs (SPD) hat eine Schicht der städtischen Straßenreinigung begleitet, die frühmorgens die Straßen von den nächtlichen Hinterlassenschaften säubert. „Besonders entlang der Donau stellen wir ein steigendes Müllaufkommen fest. Immer mehr Leute grillen und feiern gerne im Freien“, sagt Stadt-Sprecherin Kristina Klement. Besonders beliebt bei den Grill-Freunden seien derzeit die Jahn-Insel und die Donau-Lände. Die Mitarbeiter des Gartenamtes würden an schönen Wochenenden sogar Extra-Schichten schieben, um die Grünflächen von dem wild entsorgten Müll zu befreien. Außerdem habe die Stadt bereits zusätzliche Müllbehälter aufgestellt. „Wir wollen niemanden etwas verbieten. Wir appellieren an die Vernunft, dass die Leute ihren Müll korrekt entsorgen“, so Klement. Freilich verteile man auch Bußgelder. Allerdings sei es schwierig, die Missetäter auf frischer Tat zu ertappen. Auch deshalb setzt man im lebensfrohen Regensburg mit seinen vielen lauschigen Plätzchen auf Aufklärung statt Abschreckung.

„Die lassen den Abfall sogar neben den Eimern liegen“

Die Würzburger gehen offensichtlich auch gerne zum Grillen in den Park. „In Würzburg haben wir derzeit ein extrem hohes Müllaufkommen in den Grünanlagen“, sagt Stadt-Sprecherin Claudia Penning-Lother. Allein am vergangenen Freitag und Samstag hätte die Stadt säckeweise Grillabfälle aus den Parks auflesen müssen. „Die Leute lassen den Müll schon an Ort an Stelle liegen, obwohl Mülleimer direkt danebenstehen“, so Penning-Lother. An einem der letzten Freitage und Samstage hätten städtische Mitarbeiter allein 70 große 120-Liter-Müllsäcke mit den wild entsorgten Grillabfällen eingesammelt. In den Büschen und Sträuchern fänden sich immer häufiger Fleischverpackungen und Einweg-Grille. Heuer seien bereits 15 Ordnungswidrigkeiten gegen Grillfreunde ausgesprochen und mit 25 Euro geahndet worden. „Wir kontrollieren aber nicht dauernd. Wir möchten natürlich auch Leben in der Stadt haben“, beschreibt die Pressesprecherin der Stadt Würzburg die schwierige Gratwanderung der Städte bei dem Thema Grillen. Das Thema Müll ist in Würzburg besonders aktuell. Die Stadt prüft derzeit im Auftrag des Stadtrates, ob das Alkoholverbot an der Mainpromenade womöglich aufgehoben werden kann. Die Stadt hatte mit dieser drastischen Maßnahme im Jahr 2010 gegen die Auswüchse auf der Partymeile in der Leonhard-Frank-Promenade reagiert. Derzeit sammelt der Arbeitskreis „Mehr Sicherheit im Sozialraum“ und die interfraktionelle Arbeitsgruppe „Sicherheit in der Innenstadt“ die wichtigsten Argumente zu dem Thema und will dem Stadtrat danach eine Handlungsempfehlung für die Mainpromenade aussprechen.

Ein Termin für eine Entscheidung im Stadtrat steht noch nicht fest. Ein mögliche Aufhebung des Alkoholverbots soll aber weiterverfolgt werden. Die Polizei hält davon indes wenig, weil zu befürchten sei, dass die behobenen Probleme erneut auftreten könnten. Die Promenade am Mainufer war in den 2000er Jahren zur Alkoholmeile verkommen. Heuer haben Polizei und kommunaler Ordnungsdienst gemeinsam insgesamt 31 Alkoholverstöße in der unterfränkischen Bezirkshauptstadt feststellen können.
(Nikolas Pelke)

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