Kommunales

Nahmen die digitale Verwaltung ins Visier (von links): Ralph Schweinfurth (Chefredakteur der Bayerischen Staatszeitung), Rodings Bürgermeisterin Alexandra Riedl, Matthias Greiner (Abteilungsleiter im bayerischen Digitalministerium), Hochschulprofessor Thomas Meuche und Kongressveranstalter Günther Betz (Geschäftsführer der ViWa GmbH aus Cham). (Foto: Stadt Roding)

14.02.2025

Portale sind die Zukunft

Kongress in Roding mit dem Medienpartner Staatszeitung zeigt auf, wohin die Reise in der digitalen Verwaltung geht

Der demografische Wandel und die digitale Transformation stellen die Kommunen vor Herausforderungen. Immer weniger Menschen müssen immer mehr Aufgaben erledigen. Das wurde erneut bei einem Kongress in Roding (Landkreis Cham) in der Oberpfalz deutlich. Gemeinsam mit dem bayerischen Digitalministerium und der Bayerischen Staatszeitung als Medienpartner veranstaltete die ViWa GmbH aus Cham ein Intensivseminar zu Möglichkeiten der Automatisierung in Städten und Gemeinden.

„Die Digitalisierung ist ein Prozess, der niemals abgeschlossen sein wird“, betonte Franz Löffler (CSU), Landrat des Landkreises Cham, Bezirkstagspräsident der Oberpfalz und Präsident des Bayerischen Bezirketags, der den Kongress eröffnete. Doch dieser Prozess sei eine Chance für den öffentlichen Dienst. Denn digital gestaltete Prozesse werden sowohl den Bedürfnissen der Bürger als auch der Wirtschaft und auch der Verwaltung gerecht. Für Löffler ist es wichtig, ,,digital mutig unterwegs zu sein“. So baut der Landkreis Cham zum Beispiel sein eigenes Glasfasernetz auf, um alle Bereiche digital zu erschließen. Denn die großen Telekommunikationsunternehmen würden nur dort das Netz aufbauen, wo es für sie wirtschaftlich interessant ist. ,,Auch wenn wir keine Autobahn im Landkreis haben, auf der Datenautobahn sind wir ganz vorne dabei“, sagte Löffler.

Es sollte so einfach sein wie bei Amazon

Wie wichtig es ist, die digitalen Möglichkeiten zu nutzen, illustrierte Markus Lemberger von der Wirtschaftsförderung des Landkreises Cham. Denn trotz rückläufiger Geburtenzahlen ist eine wirtschaftlich prosperierende und lebenswerte Entwicklung möglich, so der Regionalmanager, der auch an der Hochschule für angewandtes Management in Ismaning bei München unterrichtet.

Damit die Digitalisierung auch zu einem Erfolg wird, müssen die Kommunen laut Thomas Meuche ganz neue Wege bei Prozessgestaltung, Umgang mit Daten und der Entwicklung digitaler Lösungen gehen. Der Professor und Leiter des Kompetenzzentrums Digitale Verwaltung der Hochschule Hof sieht die Lösung in Portalen, die die Verwaltung anbieten müsse. Sämtliche Behördenleistungen sollten auf diese Weise einfach abruf- und bezahlbar sein, wie bei Amazon. „Alles sollte für den Bürger möglichst einfach sein“, so Meuche. Analoge Prozesse nur digital abzubilden, genüge nicht. „Man muss vor der Digitalisierung alles durchdenken und neu aufsetzen.“ Allein schon eine Bezahlfunktion an den Anfang eines digitalen Angebots zu setzen, beuge dem Missbrauch vor. Damit würden Verwaltungen nicht mit unnötiger Arbeit von Antragstellern überfrachtet, die nur mal eben den digitalen Prozess ausprobieren wollen, es aber nicht ernst meinen.

Mitarbeiter in der Verwaltung mitnehmen

Auch Rodings Bürgermeisterin Alexandra Riedl (Freie Wähler), betonte, dass die Bürger immer mehr auf digitalem Weg erledigen. Das hat sie zum Beispiel bei den Wahlunterlagen festgestellt. Diese würden viele Bürger durch Scannen eines QR-Codes beantragen. Beim Personalausweis hake es aber noch. Darum müssten digitale Verwaltungsleistungen auch benutzerfreundlich sein.
„Es macht für die Bürger keinen Sinn, wenn es im lnternet langwieriger und komplizierter ist, als wenn sie ins Rathaus kommen“, so Riedl. Derzeit gebe es viele Tools, die aber nicht alle gut funktionieren würden. „Der Bürger muss alles komplett in einem Portal machen können“, so die Zukunftsvorstellung der Rathauschefin. Dabei gelte es aber auch, die Mitarbeiter in der Verwaltung mitzunehmen. Nur so könne der Fortschritt in diesem Bereich gelingen. Obwohl sie privat sämtliche digitalen Angebote nutzen, würden Verwaltungsmitarbeiter im beruflichen Kontext die Nutzung digitaler Anwendungen ablehnen – aus Angst, dass ihre Arbeit komplett überwacht werden kann.

Ganz digital gab sich der Schirmherr der Veranstaltung, Bayerns Digitalminister Fabian Mehring (Freie Wähler). Er betonte in einer Videobotschaft, dass die Verbesserung digitaler Angebote dazu beitragen kann, dass die Bürger den Staat „gut finden“. Sein Ministerium werde den Kommunen helfen, die Herausforderungen der Digitalisierung zu meistern.

Die „BayernPackages“ des Digitalministeriums nutzen

Darum stellte Abteilungsleiter Matthias Greiner vom Digitalministerium auch die „BayernPackages“ vor. Diese beinhalten Dutzende Onlinedienste aus verschiedenen Bezugsquellen, unter anderem zu Führerschein, Personenstandswesen, Kraftfahrzeugzulassung, Unterhaltsvorschuss, Wohnsitzanmeldung, Aufenthaltstitel und vielem mehr. Viele davon seien komplett neu, andere in verbesserten Versionen verfügbar. Die BayernPackages sind laut Greiner so eine Art „Amazon für Verwaltungsleistungen“. Bei der Finanzierung biete der Freistaat Unterstützung an und zahle etwa die Hälfte der Anschaffungskosten und der laufenden Ausgaben.

Digitalisierung ist aber nicht nur im Kontakt mit den Bürgern wichtig. Über digitale Lösungen können in Kommunen eine Menge Ressourcen gespart werden, weil durch Verbrauchsablesen in Echtzeit festgestellt werden kann, wo sich zum Beispiel ein Leck im Trinkwasserleitungssystem befindet, die Heizung übers Wochenende unnötig läuft oder im Schulgebäude nachts das Licht brennt. Um diesen unnötigen Verbrauch zu detektieren, bietet Kongressveranstalter Günther Betz, der auch Geschäftsführer der ViWa GmbH aus Cham ist, mit seinem Unternehmen entsprechende Soft- und Hardware.

Auch Tom Gutzke, Geschäftsführer der Envi-Systems GmbH aus Darmstadt, illustrierte, wie man anhand von Digitalisierung die Trinkwasserversorgung verbessern kann. Eine entscheidende Rolle hierbei spielen laut Gutzke elektronische Funkwasserzähler. Sind diese engmaschig im Leitungssystem einer Kommune verbaut, können Leckagen frühzeitig erkannt werden.

Wie man nachhaltig einen auskömmlichen Trinkwasserpreis in Kommunen realisiert, erläuterte Thomas Junger, Leiter Anlagen Gas/Wasser bei den Stadtwerken Memmingen. Hierbei seien Kosten für Anlagen und Personal zu berücksichtigen. „Aber das Wasser an sich kostet in Deutschland nichts“, so Junger.

Abgerundet wurde der Kongress von diversen Ausstellern aus dem Wasserver- und Wasserentsorgungsbereich. So war die FlowChief GmbH aus Wendelstein bei Nürnberg mit ihren Prozessleitsystemen vertreten, genauso wie die Carela GmbH aus Rheinfelden mit ihren Produkten zur Wasserhygiene in Hochbehältern oder die Schraml GmbH aus Vagen bei Feldkirchen-Westerham (Landkreis Rosenheim) mit ihren Softwarelösungen. Auch die ViWa GmbH und die Envi-Systems GmbH zeigten ihre Produkte. Und die Locaboo GmbH aus München präsentierte ihr KI-gestütztes Buchungssystem für Kommunen.
(Ralph Schweinfurth)

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