Für viele Menschen in Bayern ist das Alpamare in Bad Tölz der Inbegriff des Erlebnisbads. Ende August wurde es geschlossen. Mit der insolventen Königstherme in Königsbrunn bei Augsburg blickt ein weiteres Spaßbad der ersten Stunde in eine ungewisse Zukunft.
Der ehemalige Superstar unter den Bädern war in die Jahre gekommen. Ausgeblichene Sonnensegel, abgeschlagene Fließen, Flecken an der Decke, ein paar ausgerissene Kleiderhaken und Spindschlösser: Dass das Alpamare, das 1970 als erstes Wellenbad Deutschlands eröffnet, schon bessere Tage erlebt hat, ist kaum zu übersehen.
Auf den ersten Blick eröffnet sich dem Besucher nichts, was gegen einen Weiterbetrieb spricht. Sieben Rutschen, Außenbereich, Sauna, Restaurant, Ruhebereich, Surfanlage – für einen gelungenen Familiennachmittag im Spaßbad ist eigentlich alles vorhanden. Dennoch sieht sich Geschäftsführer Stefan Anselm nicht mehr in der Lage, mit den vielen anderen Erlebnisbädern, die in den vergangenen zwei Jahrzehnten in Bayern eröffnet haben, zu konkurrieren: „Es gibt keine Entwicklungsmöglichkeit mehr und damit auch keine Möglichkeit wieder neue Kunden anzulocken“, sagt er. In den vergangenen Jahren seien viele Versuche wie eine Vergrößerung durch den Bau einer großen Saunalandschaft oder einer Parkgarage oder auch eine Verkleinerung und die Beschränkung auf Kunden aus der Region gescheitert.
Zahl der Badegäste sank von 600 000 im Jahr auf 250 000
An eine Trendumkehr bei den Besucherzahlen, die von einstmals 600 000 im Jahr auf heute etwa 250 000 Badegäste gesunken sind, glaubt er daher nicht mehr. Ende August schloss das Bad, das einst eine bayernweite Attraktion war und ganze Busladungen an Menschen aus dem gesamten Freistaat nach Bad Tölz gelockt hat. Auch für Österreicher und Südtiroler war das Alpamare immer ein beliebtes Ausflugsziel. „Mit großen Anlagen wie der Therme Erding können wir aber so nicht mithalten. Das sind ganz andere Dimensionen“, sagt Anselm resigniert, fügt aber gleich hinzu: „Immerhin gehen wir erhobenen Hauptes. Wir sind nicht insolvent, auch wenn wir jetzt einige Jahre rote Zahlen geschrieben haben.“
In Königsbrunn bei Augsburg ist das nicht gelungen. Die dortige Königstherme musste Ende Juli Insolvenz anmelden, nachdem sich der Stadtrat entschieden hatte, das Bad nicht zu kaufen, weil für eine notwendige Sanierung wohl etwa 14 Millionen Euro anfallen würden. Nach 30 Jahren ist auch das Aus der Königstherme vermutlich nicht mehr abzuwenden. „Alleine aus Eintrittsgeldern lässt sich ein Schwimmbad jedoch nicht erneuern und ohne öffentliche Mittel gebe es in Deutschland überhaupt gar keine Bäder“, erklärte Betreiber Uwe Deyle nach dem Gang zum Amtsgericht mit Blick auf andere Bäder in der Krise und kritisierte, dass die Stadt nicht bereit sei in die „Standortqualität für ihre Bürger“ zu investieren.
Und auch Anselm, der seit 25 Jahren die Geschäfte des Alpamare führt, sagt, er hätte sich mehr Unterstützung durch die Lokalpolitik gewünscht und sieht für private Badbetreiber schwarz: „In Deutschland ist der Markt durch kommunale Hilfen völlig verzerrt. Für reine Privatbetreiber wird es daher immer schwieriger.“ Die Stadt Bad Tölz versucht den Verlust dadurch zu kompensieren, dass sie wöchentlich Fahrten in die Erlebnisbäder in Erding und Bad Wörishofen anbietet.
"Ohne staatliche Zuschüsse wird ein Überleben schwierig"
Dass es für die meisten Betreiber ohne staatliche Zuschüsse schwierig wird, sich über Wasser zu halten, das glaubt auch Joachim Heuser von der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen. Eine Wettbewerbsverzerrung sieht er darin allerdings nicht. Schließlich habe jeder Betreiber die Möglichkeit sich Zuschüsse zu sichern, wenn er etwa die Möglichkeit schaffe, dass Schulen oder Vereine die Bäder nutzen. Zudem gebe es auch einige erfolgreiche Privatbetreiber, die ohne Zuschüsse auskämen. Das seien jene, die ein Alleinstellungsmerkmal in ihrer Region hätten.
Das konnte das Alpamare am Ende nicht mehr bieten. Nach 45 Jahren und mehr als 15 Millionen Gästen ist dort das Planschen nur endgültig vorbei. Immerhin ziehen die Besucherzahlen zum Ende hin noch einmal an: „Viele Menschen, die ein Leben lang hierhergekommen sind, statten uns nochmal einen Abschiedsbesuch ab und sind sehr traurig, dass das Bad abgerissen wird“, sagt Anselm und offenbar geht es ihm dabei ebenso wie seinen Gästen. (Daniel Wenisch)
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