Kommunales

Krankenhausdirektor Gerhard Schneider (rechts) führte die Gruppe durch die 2014 eröffnete Gedenkstätte. (Foto: Knott)

16.03.2018

Symposium zum Thema Holocaust

Veranstaltung von Bezirksklinikum, TH Deggendorf, Uni Passau und der Landeszentrale für politische Bildung

Der Veranstaltungsort für die Tagung zum Thema Holocaustbildung war gut gewählt. Denn die Geschichte des Bezirksklinikums Mainkofen während des Zweiten Weltkrieges beeindruckte einerseits die Teilnehmer, die sich zum Symposium dort einfanden, und zeigte andererseits deutlich, wie gut sich ein authentischer Ort eignet, um das Thema Schülern aus der Region nahezubringen.

Die Tagung, die in Zusammenarbeit von Technischer Hochschule Deggendorf, dem Lehrstuhl für Diversität und Begabung der Universität Passau sowie dem Bezirksklinikum Mainkofen mit Unterstützung des Bezirks Niederbayern und der Landeszentrale für politische Bildung organisiert worden war, hatte zum Ziel, das Thema Holocaustbildung als Anlass zu sehen, um auch gegenwärtig sensibilisiert zu sein im Umgang mit ethnischen oder sonstigen Minderheiten und dem Demokratie- und Geschichtsbewusstsein allgemein.

Rund 90 Teilnehmer


Nachdem Krankenhausdirektor Gerhard Schneider die rund 90 Teilnehmer begrüßt hatte, hob Bezirkstagspräsident Olaf Heinrich in seinem Grußwort hervor, dass Erinnerung nicht selbstverständlich sei. Er dankte dem Krankenhausdirektor für seinen ganz persönlichen Einsatz bei der Geschichtsaufarbeitung in Mainkofen, die im Jahr 2014 ihren Höhepunkt in der Einweihung der Gedenkstätte auf dem Klinikgelände fand. Gerade in Zeiten von „Fake News“ und der Infragestellung von historischen Tatsachen sei es sehr wichtig, so Heinrich, die wahre Geschichte an die junge Generation weiterzuvermitteln.

Diesen Gedanken formulierte auch Professor Peter Steinbach, der sich in seinem Berufsleben intensiv mit dem Holocaust beschäftigte und unter anderem seit 1989 wissenschaftlicher Leiter der Gedenkstätte Deutscher Widerstand Berlin ist. Er erläuterte zunächst, wie die Nazis vorgingen, um nicht nur den Mord an den Juden, sondern schon zuvor die Tötung von psychisch und körperlich Kranken zu legitimieren.

Wie die mehr als 1000 Patienten in Mainkofen bis 1945 ums Leben kamen, erklärte Krankenhausdirektor Gerhard Schneider den Zuhörern. Nach den Zwangssterilisationen verliefen die Tötungen in der sogenannten „Geheimaktion T4“. Mit dem Zug wurden die Opfer in die damalige Tötungsanstalt Hartheim bei Linz transportiert, wo sie mit Kohlenmonoxidgas ermordet wurden. Im Anschluss gingen ab dem Jahr 1941 in den einzelnen Heil- und Pflegeanstalten des damaligen Deutschen Reiches die Patientenmorde weiter: in Bayern mittels der sogenannten Entzugs- oder Hungerkost.

Bisherige Aufarbeitung in erster Linie aus Tätersicht



Bei der Führung durch die Gedenkstätte bekamen die Lehrkräfte sowie Alten- und Krankenpfleger einen nachhaltigen Eindruck vom Ausmaß der NS-Euthanasie. Eine Studie zu den Haltungen angehender Lehrkräfte zur „Holocaust Education“ präsentierte Professor Christina Hansen, Lehrstuhlinhaberin für Grundschulpädagogik der Universität Passau.

Die pädagogischen Grundlinien der Vermittlungsarbeit in Yad Vashem, Israels nationaler Gedenkstätte für den Holocaust, präsentierte Noa Mkayton. Sie verwies auch darauf, dass die bisherige Aufarbeitung in erster Linie aus Tätersicht erfolge – oder dann, wenn die Demütigungen und Gräueltaten bereits begangen waren. Mkayton nahm auch die Perspektive der Betroffenen ein, die aus ihrer Sicht in der Pädagogik die Auseinandersetzung mit dem Davor, dem Währenddessen und dem Danach anrege.

Das Fazit der ganztägigen Veranstaltung fiel sehr positiv aus. Durch die Vielzahl unterschiedlicher Vorträge und Perspektiven bekamen die Teilnehmer einen sehr umfassenden Zugang zum Thema Holocaust. Zudem wurde die vorbildliche Auseinandersetzung des Bezirksklinikums mit seiner eigenen Vergangenheit mehrfach gelobt.
(Christine Knott)



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