Kommunales

Die Erfolgschancen bei einer Reanimation nach einem Herzinfark nach drei Minuten liegen bei 75 Prozent, nach zehn Minuten nur noch bei fünf Prozent. Die meisten Rettungswagen kommen später an. (Foto: dpa/Nicolas Armer)

30.07.2021

Überleben bei Herzinfarkt hängt auch vom Wohnort ab

Wie schnell ist ein Rettungswagen vor Ort? Eine Studie ergibt, dass es hier sehr große Unterschiede gibt

Bei Herzinfarkt, Schlaganfall oder Vergiftung geht es um jeden Augenblick. Die Erfolgschancen bei einer Reanimation nach drei Minuten liegen bei 75 Prozent, nach zehn Minuten nur noch bei fünf Prozent, wie medizinische Erhebungen zeigen. Deshalb sollte der Sanka nach spätestens zehn Minuten beim Patienten eintreffen. Doch eine Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft in Köln zeigt: In zahlreichen Regionen dauert die Fahrt deutlich länger. Der Rettungsdienst ist Ländersache. Jedes Land legt separat fest, wie lange ein Rettungswagen bis zum Eintreffen beim Notfall brauchen darf. In Bayern sind es zwölf Minuten, in Mecklenburg-Vorpommern zehn Minuten und in Niedersachsen sogar 15 Minuten.

Allerdings wird erst gezählt, wenn die Rettungsmannschaft durch die Telefonzentrale alarmiert wird, nicht schon mit dem Notruf. In Bayern tickt die Uhr sogar erst, wenn der Wagen ausrückt. Und auch innerhalb der einzelnen Bundesländer gibt es zum Teil deutliche Unterschiede.

Im Freistaat die schlechtesten Chancen haben laut Studie die Menschen in der Gemeinde Böbrach im Landkreis Regen. Dort dauert es im Schnitt 20,2 Minuten, bis der Sanka eintrifft. Immerhin: kein Vergleich zur Gemeinde Brokdorf im schleswig-holsteinischen Landkreis Steinburg. Dort wurden 60,9 Minuten gemessen. Das östliche Niederbayern schneidet mit am schlechtesten ab. Aber auch im südwestlichen Unterfranken und im Allgäu sieht es schlecht aus.

Gut läuft es, wenig verwunderlich, in den Großstädten. Ganz vorn liegt mit nur acht Minuten Nürnberg, aber auch München, Augsburg und Ingolstadt halten die Vorgaben ein. „Gerade in ländlichen Regionen gibt es immer Ausreißer“, erläutert Leonhard Stärk, Geschäftsführer des Bayerischen Roten Kreuzes. Das hänge mit den Entfernungen, aber auch mit der Anzahl der zur Verfügung stehenden Sanka zusammen. Generell würden die vorgeschriebenen zwölf Minuten in 99,5 Prozent der Fälle auch eingehalten, versichert der BRK-Chef. Um zu erklären, warum genau es in einigen Fällen doch länger dauert, läuft gerade eine Untersuchung am Institut für Notfallmedizin der Uni München.

Ruth Waldmann (SPD), stellvertretende Vorsitzende des Gesundheitsausschusses im Landtag, erachtet es für wichtig, bei der Krankenhausplanung zu berücksichtigen, dass die Wege des Sanka nicht zu weit sind. Und sie meint: Die ehrenamtlichen Sanitäter – sie decken einen Großteil der Einsätze ab – müssten stärker unterstützt und gefördert werden.

Leonhard Stärk warnt unterdessen davor, „einfach nur die Zeitvorgabe zu verringern und für Bayern beispielsweise nur noch acht Minuten festzulegen“. Denn in diesem Fall müssten alle 400 Rettungswachen in Bayern neu positioniert werden. Und, so Stärk, „wir hätten auch nicht das nötige Personal“. (André Paul)

Kommentare (0)

Es sind noch keine Kommentare vorhanden!
Die Frage der Woche
Vergabeplattform
Vergabeplattform

Staatsanzeiger eServices
die Vergabeplattform für öffentliche
Ausschreibungen und Aufträge Ausschreiber Bewerber

Jahresbeilage 2024

Nächster Erscheinungstermin:
28. November 2025

Weitere Infos unter Tel. 089 / 29 01 42 54 /56
oder
per Mail an anzeigen@bsz.de

Download der aktuellen Ausgabe vom 29.11.2024 (PDF, 19 MB)

E-Paper
Unser Bayern

Die kunst- und kulturhistorische Beilage der Bayerischen Staatszeitung

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.