Kommunales

Mit solchen Karten versucht die Feuerwehr Augsburg, Problembewusstsein zu schaffen. (Foto: Feuerwehr Augsburg)

26.10.2018

Wenn Falschparker den Einsatz stören

Feuerwehren in Bayerns Städten kommen oft nicht mehr durch, weil Kreuzungsbereiche zugeparkt sind

Wenn’s brennt, muss es schnell gehen. Doch oftmals kommt die Feuerwehr nicht durch, weil wild geparkte Fahrzeuge den Weg blockieren.

„Wenn’s gar nicht anders geht, wenden wir auch Gewalt an“, sagt ein Sprecher der Berufsfeuerwehr München der Staatszeitung. Dann steigen die sechs Mann Besatzung aus dem Feuerwehrauto und heben den Falschparker weg. Doch dieses Vorgehen funktioniere nur, wenn das betreffende Auto nicht zu schwer ist. Eine Luxuslimousine mit mehreren Tonnen kriegen auch die Wehrmänner nicht weg. „Früher hatten wir spezielles Gerät, um Falschparker aus dem Weg räumen zu können. Doch das musste auch erst extra geholt werden“, so der Feuerwehrsprecher. Also ging auch auf diesem Weg wertvolle Zeit verloren.

Zeitverlust ist das zentrale Problem. „Denn als es noch nicht so viele Autos gab und noch nicht in den Kreuzungen geparkt wurde, kamen wir einfach schneller durch“, erklärt der Münchner Feuerwehrsprecher. Jetzt gehe viel Zeit drauf, vorsichtig durch die Engstellen zu manövrieren. Selbst die Polizei zu holen und abschleppen zu lassen, dauere viel zu lange. Dennoch würde man auch das veranlassen. Insgesamt setzt die Berufsfeuerwehr München auf Aufklärung der Öffentlichkeit.
Das läuft auch in Passau so. „Wir setzen auf Aufklärung, indem die Fahrzeuglenker immer wieder – auch in der Presse – für das Thema sensibilisiert werden. Auch Anfahrts- und Einsatzübungen können dazu positiv beitragen“, erklärt Stadtbrandrat Dieter Schlegl der Staatszeitung.

Keine Rücksichtnahme


Das handhabt man auch in Augsburg so. Pressetermine und Probefahrten unter Anwesenheit der Journalisten würden durchgeführt. „Das gibt dann entsprechend beeindruckende Artikel in der Zeitung, aber leider führt auch dies nicht zu mehr Rücksichtnahme der Verkehrsteilnehmer“, sagt Dirk Wurm (SPD), Berufsmäßiger Stadtrat und Ordnungsreferent der Stadt Augsburg, der Staatszeitung. Er verweist darauf, dass alle Feuerwehrler in der Fuggerstadt Postkarten dabei haben, die sie den Falschparkern unter den Scheibenwischer klemmen. Darauf zu sehen ist ein Drehleiterfahrzeug, das nicht in eine Straße einbiegen kann, weil diese zugeparkt ist.

Doch auch die pädagogische Maßnahme scheint nicht zu mehr Rücksichtnahme zu führen, denn sonst würde Wurm nicht gesetzliche Änderungen fordern. Es müsse ein rechtlicher Rahmen geschaffen werden, damit Falschparker oder Zufahrtsbehinderer abgeschleppt werden können, ohne dass diese Entscheidung eines Polizisten nicht zu unnötigem Verwaltungs- und Rechtfertigungsaufwand für den anordnenden Beamten führt.

Falschparken in der Nachtzeit stärker ahnden


Ansonsten sei es sinnvoll, Gehwegparken rechtssicher herzustellen und Falschparken in den Kreuzungsbereichen gerade in der Nachtzeit stärker zu ahnden. In Augsburg habe man darum eine Nachtschicht beim kommunalen Verkehrsüberwachungsdienst gegründet.

Die Verkehrsüberwachung ist auch in Regensburg und im Großraum Nürnberg und in Passau unterwegs, um Falschparker konsequent abschleppen zu lassen, die den Weg der Feuerwehr behindern. Im Großraum Nürnberg wollen jetzt Polizei und kommunale Verkehrsüberwachung wegen der vielen Falschparker die Kontrollen verstärken.

Ähnlich wie in München geht auch die Berufsfeuerwehr in Regensburg mit Falschparkern um. Sie sieht jedoch keine Notwendigkeit, das geltende Recht auszuweiten.

Geradezu paradiesisch scheint es in Würzburg zu sein. Dort ist es laut einem Sprecher der dortigen Berufsfeuerwehr in den letzten Jahren zu keinerlei signifikanten Einsatzverzögerungen durch Falschparker mehr gekommen. Dennoch würde man auch in der unterfränkischen Residenzstadt auf Aufklärung der Fahrzeughalter setzen.
(Ralph Schweinfurth)

Kommentare (3)

  1. Wurzelsepp am 30.10.2018
    Feuerwehrfahrzeuge mit Rammbügel vorne und an der Seite ausrüsten und was im Weg steht wird weggeschoben. Den Schaden hat der Verursacher = Falschparker zu tragen!
    Das mit entsprechend bebilderten Presseberichten ein paar mal durchgezogen und schon bleiben die Kreuzungen frei ;-)
  2. Wasi am 29.10.2018
    In München versuche ich seit Langem, die Polizei zu mehr Aktivität gegen das tägliche Zuparken unserer Rettungswege zu motivieren -- leider ohne Erfolg. Abgeschleppt wurde seit wir hier wohnen kein Fahrzeug, Strafzettel sind extrem selten. Selbst wenn die Polizei vorbeifährt, wird sie nicht aktiv. Bei einem Fehlalarm vor einiger Zeit hätte die Feuerwehr keine Chance gehabt, bis an unser Haus heranzufahren und blieb 50 Meter entfernt blockiert stehen -- zum Glück war es ein Fehlalarm!

    Die Branddirektion München hat unsere Eigentümergemeinschaft aufgefordert, die Fahrräder aus den Rettungswegen zu beseitigen, für die Autos sei sie jedoch nicht zuständig, wie sie auf Nachfrage erklärte. Seitdem parken noch mehr Autos die Rettungswege zu, da ja die Räder nicht mehr stören...
  3. Masl am 28.10.2018
    Eine Schweinerei ist das, wenn Menschenleben durch Faulheit (längere Wege), Uneinsichtigkeit (Der Platz in den Städten kann eben nicht mit der Zahl der Autos mitwachsen.) oder Geiz (keine bezahlte TG) gefährdet werden.
    Die Bußgelder (65€ für Behinderung eines Noteinsatzes) haben keinerlei Abschreckungswirkung. Da muss man die Höhe endlich an den europäischen Durchschnitt anpassen, die Schweiz, Holland oder Schweden zeigen, wie es geht.

    Aber was soll bitte der Vorschlag "Gehwegparken rechtssicher herzustellen" bringen? Da gibt es schon jetzt eine Mentalität, die Fußgängern, Rollstuhlfahrer und Eltern mit Kinderwagen das Leben schwer macht und überdies einfach respektlos ist.
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