Kommunales

Die Verwertungsquote liegt bayernweit – je nach Landkreis – bei etwas mehr als 70 Prozent. (Foto: Christ)

18.09.2015

Wertstoffhöfe sollen bürgerfreundlicher werden

Die Verwertungsquote im Freistaat ist noch steigerungsfähig – was mitunter auch am schlechten Service einiger Kommunen liegt

Wertstoffhöfe sollten vor allem bürgerfreundlich sein. Nur dann ist es möglich, eine hohe Recyclingquote zu erreichen. Viele Kommunen in Bayern verbesserten deshalb in den vergangenen Jahren den Service ihres Wertstoffhofs, um mehr Bürger zu motivieren, ihre Überreste ordentlich zu entsorgen.

„Unser Wertstoffhof ist schon lange nicht mehr zeitgemäß“, gibt Josef Eisner (CSU), Bürgermeister von Höslwang im Landkreis Rosenheim, ehrlich zu. Die alte Einrichtung aus dem Jahr 1991 wurde in einem aufgelassenen Maschinenschuppen untergebracht: „Was für damalige Verhältnisse angemessen war.“ Doch modernen Ansprüchen genügt dies bei weitem nicht mehr. Deshalb steht aktuell eine Neuerrichtung an. „Der neue Wertstoffhof soll zwischen 7 und 20 Uhr nutzbar sein, um jedermann die Möglichkeit zu geben, seinen Abfall mit angemessenem Aufwand legal und ohne zusätzliche Fahrten loszuwerden“, erläutert Eisner. Die Menschen seien beruflich heutzutage so eingespannt, dass enge Öffnungszeiten als Zumutung empfinden werden: „Von den Bürgern zu fordern, sie sollten doch bitte ihren Rasenschnitt am Freitag zwischen 14 und 16 Uhr am Wertstoffhof vorbeibringen, halte ich für anachronistisch.“
Realisiert werden sollen die längeren Öffnungszeiten in Höslwang mit einer Zugangskontrolle per Chip. Auf diesem Chip ist die Mülltonnennummer registriert. Eine Kamera dient dazu, eventuelle „Störer“ zu identifizieren. Wer zu den erweiterten Öffnungszeiten kommt, wird wahrscheinlich einen jährlichen „Systemkostenbeitrag“ berappen müssen. Eisner: „Es gibt mittlerweile auch Annahmesysteme, bei denen gewogen wird und die Bezahlung per Karte erfolgt. Dies ist in unserer Größenordnung aber nicht machbar.“

Kurze Fahrt für die Bürger gewährleisten


Um kurze Fahrtwege für die Bürger zu gewährleisten, wurde im Nürnberger Land ein flächendeckendes System mit einem Wertstoffhof in jeder der 27 Gemeinden errichtet. „Zwei dieser Wertstoffhöfe sind in großem Maßstab ausgebaut worden, so-dass dort nahezu sämtliche Abfälle, die beim Bürger anfallen, abgegeben werden können“, berichtet Michael Oberleiter, Chef der kommunalen Abfallwirtschaft. Anhand der angelieferten Mengen lasse sich ablesen, dass die Wertstoffhöfe immer besser angenommen werden: „Gerade bei unseren zwei großen Wertstoffhöfen ist in den letzten Jahren eine kontinuierliche Steigerung der Anlieferzahlen zu verzeichnen.“
Im Frühjahr führte dies bei einigen Wertstoffhöfen sogar zur Kapazitätsauslastung. Dass die Gebühren seit Jahresbeginn von fünf auf 7,50 Euro pro Kofferraumladung erhöht wurden, hat einer Auswertung des ersten Quartals 2015 zufolge nichts an der Akzeptanz geändert. Oberleiter: „Im mittelfränkischen Vergleich ist die Gebühr von 7,50 Euro ohnehin als moderat einzustufen.“
Wilde Ablagerungen gibt es im Nürnberger Land inzwischen fast nicht mehr. Die Verwertungsquote liegt bei 73 Prozent. „Auch wenn die Abfalltrennung bei uns bereits nahezu optimal ist, werden stetig neue Fraktionen aus dem Restabfall herausgelöst und einer Verwertung zugeführt“, erläutert der Abfallwirtschaftschef. Seit Anfang des Jahres ist zum Beispiel die Abgabe von Tonerkatuschen möglich.

Öffnungszeiten speziell für Berufstätige


„Alle unsere 23 Wertstoffhöfe stoßen auf gute Akzeptanz“, freut sich auch Anton Fink vom Eigenbetrieb Kreisabfallwirtschaft des schwäbischen Landkreises Günzburg. Hier wurde der Service ebenfalls kontinuierlich erweitert: „In den letzten Jahren wurde etwa die Annahme von Elektro- und Elektronikgeräten ausgebaut.“ Einzelne Wertstoffhöfe im Landkreis nehmen inzwischen auch Sonderfraktionen wie Sperrmüll, Altspeisefett, CDs und DVDs, Polyurethan-Schaumdosen, Flachglas und Altholz an.
Der Wertstoffhof Krumbach bietet seit Mai speziell für Berufstätige zusätzliche Öffnungszeiten bis 19 Uhr an, um Staus an Wochenenden zu vermeiden. 2016 soll das bislang praktizierte Bringsystem für Verkaufsverpackungen via „Gelber Tonne“ auf ein Holsystem umgestellt werden. Weil dadurch Erfassungscontainer auf den Wertstoffhöfen wegfallen, können dort weitere, bislang noch nicht bediente Fraktionen angeboten werden. Bei künftigen Neuplanungen sollen in Günzburg außerdem Auffahrrampen oder versenkte Container zum Einsatz kommen, um die Nutzung der Wertstoffhöhe zu erleichtern. Die Verwertungsquote des Landkreises lag 2014 bei knapp 70 Prozent, so Fink: „Sie liegt damit geringfügig unter dem bayerischen Durchschnittswert.“


Manchmal Verwertungsquoten von unter 75 Prozent


Der Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises Fürstenfeldbruck (AWB) betreibt 19 große und drei mittelgroße Wertstoffhöfe sowie acht Kunststoff- und 14 Grünabfallsammelstellen. An allen großen Wertstoffhöfen können Sperrmüll und Wertstoffe gebührenfrei abgegeben werden. „An einigen Standorten werden zusätzlich Kühlgeräte, Problemabfälle, Asbestzement und andere Spezialabfälle akzeptiert“, informiert Werkleiter Herbert Britzelmair. Das 1995 eingeführte „Kunststoffmobil“ hält einmal pro Woche für jeweils ein bis vier Stunden an 13 verschiedenen Halteplätzen im Landkreis an. „Die Wertstoffhöfe sind Grundpfeiler unseres ökologischen Abfallwirtschaftskonzepts“, betont Britzelmair.
Um den Kundenservice zu erhöhen, wurden auch im oberbayerischen Landkreis Fürstenfeldbruck die Öffnungszeiten an den Wertstoffhöfen sukzessive auf teilweise 19 Uhr erweitert. Vor allem samstags kann nun an acht Höfen bis 14 Uhr angeliefert werden.
An neuen Standorten ließ der Abfallwirtschaftsbetrieb Rampen bauen: „Darüber können Gartenabfälle ebenerdig in die Container geworfen werden.“ Fürstenfeldbruck hat derzeit eine Verwertungsquote von 72 Prozent. Wobei die Quote eigentlich noch etwas höher liegen dürfte, hilft doch eine Wertstoffbörse schon seit 2003 durch Annahme und Verkauf von Gebrauchtwaren, Abfälle zu vermeiden. Herbert Britzelmair: „Seit November 2014 sammeln wir außerdem Nichtverpackungen aus Kunststoff über die großen Wertstoffhöfe sowie über eine freiwillige Wertstofftonne.“ Das soll noch mehr Wertvolles aus dem Restmüll klauben helfen. (Pat Christ)

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