Kultur

Bravourös meistern die Schauspieler verschiedene Rollen, eine Pianistin begleitet sie. Von links: Myunghwa Wiede, Tjark Bernau, Alexander Darkow, David Dumas und Klaus Müller. (Foto: Kai Meyer)

02.10.2015

Apokalyptischer Kultur-Crash

Theater Augsburg zeigt "Die lächerliche Finsternis" in einer verstörenden Bilderflut

Eine schwarze Plane, von Bühnenbildner Christoph Ernst zum finsteren Guckkasten aufgefaltet, ist Schauplatz der Textcollage Die lächerliche Finsternis von Wolfram Lotz; es ist die oratorienhaft dramatisierte Hörspielversion eines Textes von Joseph Conrad mit Reminiszenzen an den Filmklassiker Apocalypse now von Francis Ford Coppola.

Mörderische Highheels

Vier skurrile Kunstfiguren in Strumpfhosen staksen mit vollgepackten Plastiktüten auf mörderisch spitzen Highheels durch die Szenerie. Was sie indes spielen, erzählen und immer wieder mit martialischem Gebrüll und unter orgiastischen Körperverrenkungen aus Leib und Seele hinaus schreien, hat weniger mit Kunst als mit der kruden Wirklichkeit zu tun. Begleitet von der Pianistin Myunghwa Wiede, die sowohl mit poetischem Schmelz über Beethovens Mondscheinsonate huscht, als auch drauf und dran ist, im Stile eines Altrockers im Drogenrausch ihr Spielgerät zu zertrümmern, erlebt ein spürbar desorientiertes Publikum den apokalyptischen Kultur-Crash zwischen dem heruntergekommenen Abendland und fernen Kulturen.

Piraten und Voodoo

Ein somalischer Pirat muss sich vor dem Hamburger Landgericht für seine Taten verantworten; ein Bundeswehr-Kommando im Hindukusch auf der Suche nach einem verschollenen Kameraden begegnet einem Händler, der Frau und Kind wegen der Kollateralschäden einer so genannten Präzisions-Bombe verloren hat; ein von der Wildnis verschlungener Wahnsinns-Priester zelebriert vodoohafte religiöse Exerzitien. Regisseur Michael von zur Mühlen fordert mit seiner verwirrend-verstörenden Bilderflut den nicht nur sprachlich brillanten Schauspielern Tjark Bernau, Alexander Darkow, David Dumas und Klaus Müller einiges ab. Sie verkörpern im multiperspektivischen Wechsel immer alle Rollen zugleich.
Langanhaltender Beifall für eine außergewöhnliche Saisoneröffnung, tiefes Durchatmen inklusive. (Hanspeter Plocher)

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