Kultur

Ausschnitt aus Michael Mathias Prechtls Porträt "Kater Murr" – E. T. A. Hoffmann hat den Stubentiger berühmt gemacht. (Foto: Prechtls Rechtsnachfolger)

25.08.2023

Auf Samtpfoten

Das Stadtmuseum Amberg zeigt hintergründige Katzenbilder von Michael Mathias Prechtl

Michael Mathias Prechtl (1926 bis 2003), Amberger Maler und Illustrator, war berühmt für seine kulturhistorischen Plakate und die Titelseiten von Magazinen wie dem Spiegel. Aber er war auch Katzenbesitzer – private Details dazu verrät die Kabinettausstellung des Stadtmuseums Amberg zwar nicht, dafür aber zeigt sie viele wunderbare Katzenbilder. Auf Samtpfoten – mit Prechtls Katzen durch die Kulturgeschichte heißt die Schau, allerdings ist damit nur die eine Hälfte des Themas beschrieben – die andere bringt literarische Bezüge und Anspielungen zwischen Katzen und Dichter*innen.

Katzen in der Dichtung

Es ist also eine dichterische Katzenwelt, die da mit 33 Katzen präsentiert wird: die Katze oder der Kater als „homme“ oder „femme de lettres“, und im Mittelpunkt natürlich E.T.A. Hoffmanns „Kater Murr“ mit Tintenfass auf dem Kopf, Brille auf der Nase und dem Federhalter zwischen den Zähnen.

Alle Bilder auf dem Rundgang durch dieses Katzenkabinett sind Federzeichnungen in Sepia oder Aquarelle auf Bütten. Zwei Dutzend davon waren schon vom Münchner Verlag C. H. Beck für eine bibliophile Ausgabe der Lebensansichten des Katers Murr verwendet worden, einem der zentralen Werke der deutschen Romantik. Katzentatzen aus Tüncherhand führen einen zu den kleinen Vitrinen, in denen zum Beispiel ein Vorgänger Prechtls vorgestellt wird: Maximilian Liebenwein, der die Hoffmann-Erzählung schon 1921 illustriert hatte. Oder in das Jahr 1996, als sich Prechtl des Themas annahm: nicht nur mit dem Kater Murr, sondern auch mit dem Porträt von „Pembrokes Katze“ aus der amerikanischen Literaturgeschichte ebenso wie mit der Katze „Jennyanydots“ aus Thomas Stearns Eliots Gedichtsammlung Old Possums Katzenbuch (Anregung für Andrew Lloyd Webbers Musical Cats).

Prechtl hat zu seinen Katzenbildern Informationen formuliert. So erfährt man, dass Picasso mit seinem Bild Katze und Vogel eigentlich das Thema „Fressen und gefressen werden“ gemeint hat.

Die Ausstellung ist nicht nur anregend und geleitet durch die Literaturgeschichte, sie zeigt auch den für Prechtl typischen phantastischen Realismus, mit dem er solche gefeierten Größen wie den Dichter Michail Bulgakow und den Kinderbuchautor Josef Lada mit Kater Mikesch vorstellt, ebenso die französische Schriftstellerin Sidonie Gabrielle Colette, der die kuschelige Katze Saka auf den Kopf fällt: graues Fell auf rotem Haarschopf.

Stubentiger im Paradies

Man begegnet auch dem Romantiker Tieck, dem Physiker Einstein, dem Sonnenkönig Ludwig XIV. und der dicken Katze im Paradies zu Füßen von Albrecht Dürers Adam und Eva – bevor Eva den Apfel pflückt. Obendrein gilt es viele Text- oder Bildzitate zu entschlüsseln. Zum Glück hilft die Ausstellung mit ausführlichen Texten und einer bequemen Ecke, wo man sich notfalls Hoffmanns Erzählung vom Kater Murr anhören kann.

Offen steht die Tür vom Katzenkabinett zur Dauerausstellung A Tribute to Michael Mathias Prechtl mit ihren 200 Werken. Da fällt der Blick dann geradewegs auf das berühmte Plakat zu einer Aufführung von Die Meistersinger von Nürnberg (1971), von dem einem Hans Sachs entgegenlächelt: Ob auch der legendäre dichtende und singende Schuhmacher eine Katze hatte, erfährt man allerdings nicht. (Uwe Mitsching)

Information: Bis 7. Januar 2024. Stadtmuseum, Zeughausstraße 18, 92224 Amberg. www.stadtmuseum-amberg.de

 

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