Kultur

Bariton Benjamin Appl begeisterte beim Würzburger Mozartfest. Der gebürtige Regensburger lebt heute in London. (Foto: Würzburger Mozartfest/Dita Vollmond)

28.05.2024

Beeindruckende Sangeskunst

Zum Auftakt des Würzburger Mozartfests begeisterten Christophe Rousset mit seinem Orchester Les Talens Lyriques sowie der Bariton Benjamin Appl

Ein fulminanter Auftakt zum Würzburger Mozartfest war das Eröffnungskonzert mit dem diesjährigen Artiste étoile Christophe Rousset und seinem wunderbaren Orchester Les Talens Lyriques sowie dem exzellenten Bariton Benjamin Appl. Rousset wollte dem Publikum wenig bekannte Werke der europäischen Musikgeschichte nahebringen, präsentierte aber auch nicht ganz so geläufige Kompositionen Mozarts für Bassbariton und stellte sie in Zusammenhang mit ihn inspirierenden Stücken von Mozarts zeitgenössischen Kollegen.

So ließ Rousset den Abend beginnen mit der später aus der Oper Cosí fan tutte gestrichenen Arie des Guglielmo, mit „Rivolgete a lui lo sguardo“, und einer tragischen Abschiedsarie „Mentre ti lascio, o figlia“ KV 513. Beide Stücke liegen recht tief und ließen die Vorzüge der großen, kernig-kräftigen, angenehm timbrierten Stimme des charismatischen Baritons Benjamin Appl zwar noch nicht so sehr aufleuchten, aber die lebendige Gestaltung von Wut, Schmerz, Empörung und anderen zutiefst erregenden Gefühlen erwies ihn als großartigen Operndarsteller.

Außerdem ließ Rousset in den kurzen Opern- und Oratorienausschnitten eine Ahnung aufkommen, warum die zitierten Zeitgenossen Mozarts für damalige Ohren erfolgreicher waren als er.

Benjamin Appls Bariton konnte sich bei Giuseppe Sartis Arie aus dessen 1782 uraufgeführten Oper Fra i due litiganti il terzo gode (Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte) – übrigens von Mozart mehrfach erwähnt – freier und runder entfalten zum schön durchsichtig begleitenden Orchester. Und bei Jopseh Haydns Arie des Creonte aus der zwa schon 1791 komponierten, aber erst 1951 uraufgeführten  Opera serie L’anima del filosofo ossia Orfeo ed Euridice gefiel Appls Stimme mit festlicher, fülliger Ausstrahlung in der Höhe und im Zusammenspiel mit den hervorragenden Bläsern.

In Mozarts Abschiedsarie „Io ti lascio, o cara, addio“ KV Anh. 245 (KV621a) betonte der Sänger mit viel Gefühl schmerzvolle Momente, doch das alles war nicht so ernst zu nehmen, wie der humorvolle „Handkuss“  (Un baccio di mano, KV 541) mit den neckischen Orchestertrillern verriet. Die Partie des Lubino aus Vincente Martin y Solers Operndrama Una cosa rara o sia Bellezza ed onestà (Der seltene Fall oder Schönheit und Ehrbarkeit, 1786 uraufgeführt) beeindruckte durch den Impetus der glanzvoll gestaltenden Stimme, und Antonio Salieris Arie „Torbido mar che freme“ aus dem Oratorium La Passione di nostro Signore Gesu Cristo (1776) , begleitet von illustrierendem orchestralen Meeresrauschen, gefiel besonders bei den großartigen Aufschwüngen des Baritons. Dass der Conte Almaviva in Mozarts Oper Le nozze di Figaro (Die Hochzeit des Figaro, 1786) sich so herrlich empören kann, vermittelte Appl in der Szene aus dem dritten Akt mit sich zunehmend steigernder Erregung und Höhenglanz.

Vor solch beeindruckender Sangeskunst vergaß man fast das faszinierend abwechslungsreich aufspielende Orchester. Rousset regte seine begeistert mitgehenden Musiker in der Ouvertüre zu Mozarts La clemenza di Tito zu mächtigen Eingangsakzenten an, aus denen sich fein schimmernde Streicher entfalten konnten. In abgestuften Betonungen gefielen dann tänzerisch schwebende Bläserfiguren bis zum energischen Ende. Auch bei der Linzer Sinfonie Mozarts KV 425 konnte sich alles sanft entwickeln, um dann in unglaublich schneller, duftiger Präzision großartige Binnenspannung zu erzeugen. Das mit viel Muße breit gegebene Andante wurde abgelöst durch ein übermütig hüpfendes Menuett, und das delikat dahinschäumende Presto zauberte einfach beste Stimmung. (Renate Freyeisen)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

      

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