Eine halbe Stunde hat er Zeit für das Interview, dann steht schon der Salzburger Tenor Wolfgang Holzmair im Vorzimmer und Siegfried Mauser will mit ihm einen Menge „interessanter Projekte“ besprechen.

Grad hat er von einer Schubert-
Winterreise erzählt, die er demnächst mit dem Münchner Bariton und Hochschuldozenten Thomas E. Bauer in Paris gestalten wird – man sieht: der Noch-Präsident der Münchner Musikhochschule ist schon voll drin im Wechsel von der Isar an die Salzach zur „Universität Mozarteum“.
Nicht dass er weg gewollt hätte: Aber noch einmal darf der bald Sechzigjährige in München nicht kandidieren. Und Salzburg kennt er noch von früher und seinen 15 Professorenjahren dort. 2015 wäre seine letzte Amtsperiode in München ohnehin zu Ende gegangen. „Ja, ins Glied der Professoren zurückzukehren, das hätte ich mir schon auch vorstellen können“, überlegt Siegfried Mauser – aber in Salzburg könne er noch einmal alles ausleben, was sein Leben von Jugend an bestimmt habe: „Gestaltungsenergetik“ nennt er sowas.
In Salzburg studiert
„Künstler und Gelehrter“, das habe er immer werden wollen: Musik und Philosophie, Klavier und Musikwissenschaften habe er getreu seinem „Grundimpetus“ studiert.
Den Spagat lebt Mauser auch geografisch weiterhin: Der Musikhochschule München bleibt er als Professor und Betreuer seiner Doktoranden und mit einer Lehrveranstaltung erhalten. Er hat Wohnungen hier wie dort, schwärmt von der exzellenten Bahnverbindung.
Mauser sieht die Konkurrenzsituation bei der Salzburger Bewerbung und die überraschende Entscheidung zwischen Reinhard von Gutzeit und ihm im Gegensatz zu einem Teil der österreichischen Presse ganz entspannt. Auch das problemlose Anknüpfen an die alten Zeiten seiner Salzburger Promotion über expressionistisches Musiktheater und an die persönlichen Verbindungen zu all den Professoren von einst, die er noch kennt: „Das Mozarteum damals war eine großartige Zeit für mich.“ Die Jahre danach und bis zur Ära Reinhard von Gutzeit hatte er allerdings noch nicht erleben wollen. Da hat sich der gebürtige Straubinger lieber nach Bayern davongemacht.
Man kann nicht anders, als die Diversifikation von Mausers Energien in all den zurückliegenden Jahren zu bewundern: Präsident, Pianist, Projektberater, letzthin erst Herausgeber von 1094 Seiten über Brahms-Interpretationen – die Liste könnte noch viel länger sein.
Auch wenn Mauser der Münchner Musikhochschule nicht weh tun will („Salzburger und München sind auf Augenhöhe“) und er bei Qualität oder Größe kaum Unterschiede sieht: Das Image der Universität Mozarteum war es offenbar, das ihn gereizt hat. „Salzburg, das ist die Juilliard School Europas, dem Mozarteum öffnen sich international alle Türen.“
Und was ihn denn doch in München, Bayern, Deutschlnd gegenüber Salzburg, Österreich stört: „So eine Institution spielt dort eine ganz andere Rolle. Man identifiziert sich mit dem Mozarteum, genauso wie mit der Wiener Staatsoper. Das ganze Land steht dahinter, und der Chef repräsentiert seine Hochschule, das Land in der ganzen Welt.“
Das drückt sich auch in der Ausstattung aus: Für (sicherlich mehr) Bürokratie hat er ein ganzes Drittel mehr Verwaltungsbeamte.
Auch wenn seine Teams in München hervorragend sind: Jetzt lockt eben auch ein Markus Hinterhäuser mit den Salzburger Festspielen und ab 2017 mit verstärkter Kooperation.
Neue Studiengänge
Beim Hearing vor der Findungskommission hat Mauser eine offenbar sehr nötige Neuorganisation der „Sommerakademie Mozarteum“ entwickelt, die Erweiterung und Einführung neuer Studiengänge (Kulturmanagement, Jazz, Neue Musik). Und was er schon in München und in der deutschen Musikhochschul-Landschaft als problematisch empfunden hat, nämlich den Bologna-Prozess, den würden die Österreicher mit erheblich mehr Gelassenheit vorantreiben – „und da haben sie recht, das muss nachgebessert werden.“
Wie einer mit 60 Jahren das alles schaffen will? Siegfried Mauser über sich: „Ich bin ein umgänglicher und durchsetzungsfähiger Mensch, ein team-worker, der delegieren kann, ein Kommunikator.“ Das haben seine Münchner Kollegen offenbar bisher auch so gesehen, seine Wiederwahlen waren ohne Gegenstimme. „Dialog und Durchsetzung“ ist sein Rezept, offenbar aber auch das „Schreiben und Spielen“. Da spielt er nicht nur Schubert in Paris: Eben erscheint auch eine Gesamteinspielung der Mozart-Klaviersonaten plus Buch.
Soll man ihm da glauben, dass er sich in die Findung seines Nachfolgers in München „überhaupt nicht einmischt“? Zum ersten Mal ist die Stelle intern und extern ausgeschrieben – Bewerbungen liegen von außen und innen vor: Am 18. Juni fällt die Entscheidung. (
Uwe Mitsching)
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