Kultur

Fußballtalent Jordan (Frederik Bott) mit dem Trainer Kidd (links Marco Steeger) und Zeugwart Yates (Frank Damerius). (Foto: Marion Bührle)

03.03.2017

Dunkle Abgründe unterm Stadiongrün

Ein nachdenkenswertes "Fußballspiel" in Nürnberg

Wenn es um die finsteren Machenschaften im Fußball geht, um Geld und Gier, um Macht und Korruption, um Trainer und Transfers, um Taktieren, Tricksen und Täuschen, kann sich der deutsche Fußball sehen lassen und international mithalten. Eigentlich ist das ein gigantischer Stoff für das Theater – aber die Stücke über Blatter und Beckenbauer, Hoeneß und Co. stehen noch aus. Da musste erst der englische Dramatiker Patrick Marber kommen, um dieses Jahrhundertthema Fußball für die Bühne zu entdecken. Jetzt erlebte sein Fußballdrama Der Rote Löwe die deutsche bzw. deutschsprachige Erstaufführung in den Kammerspielen des Staatstheaters Nürnberg, inszeniert von Schauspieldirektor Klaus Kusenberg.

Transferdeal hintenrum

Der rote Löwe ist das Vereinssymbol eines drittklassigen englischen Fußballvereins, der aufsteigen will, koste es, was es wolle. Da kommt dem Trainer Kidd (Marco Steeger) der junge, neue Spieler Jordan (Frederik Bott) gerade recht: Er will mit dem Talent pokern – gegen seinen knausrigen und finanzknappen Vereinsvorstand. Hinter dessen Rücken hat er für Jordan längst schon einen Deal mit einem anderen Verein eingefädelt, nicht zuletzt, um an der Transfersumme selbst zu verdienen. Wäre da nicht Yates, der ehemalige Profi (Frank Damerius), der als Zeugwart ein eher klägliches Dasein fristet und seligen Fußballträumen nachhängt, jetzt aber den naiven Neuen unter seine Fittiche nimmt und vor den Intrigen des zynischen und skrupellosen Trainers schützen will.

Ende vom Fair Play

Eine Milieu- und Charakterstudie also, angesiedelt in der heruntergekommenen Kabine der „Roten Löwen“ mit den rostigen Blechspinden (Bühnenbild Günter Hellweg). Dort haut sich das dem Fußball zwar verschworene, gleichwohl aber sich bis aufs Blut bekämpfende Trio in sarkastischen, dabei wortwitzigen Dialogen sämtliche Wahrheiten und Lügen rund um den Fußball um die Ohren. Glänzend aufeinander eingespielt, gerät das scheinbare Fair Play der drei Fußballfreunde zum gnadenlosen Schlagabtausch, bei dem es zugeht wie auf dem Spielfeld: taktieren, tricksen, täuschen. Der Kampf um den neuen Spieler wird zum Menschenhandel, bei dem jeder für sich das Beste und Meiste herausholen will. In Kusenbergs Regie wird das zum kurzweiligen, ebenso spannenden wie unterhaltsamen Fußballspiel, das so manchem Fan die Augen öffnen könnte, der den gnadenlosen Konkurrenzkampf und die dunklen Abgründe, die sich unter dem grünen Rasen auftun, nicht wahrhaben will. Aber dieses dann wohl eher dokumentarische Stück steht noch aus, obwohl es längst überfällig wäre. Denn, so legt es der Autor des Roten Löwen dem Trainer in den Mund: „Fußball ist kein Gottesdienst“. Viel Beifall für eine Inszenierung und ein Stück, das dem Fußballgott der Roten Löwen die Rote Karte zeigt. (Fridrich J. Bröder)

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