Kultur

Helmut Klewans Sammler-Fressgier, wie er es nennt, begann schon in seiner Jugend. (Foto: Archiv Klewan)

08.02.2025

Ein obsessiver Sammler

Der mittlerweile 81-jährige Helmut Klewan ist nicht nur Galerist, sondern auch ein großzügiger Leihgeber

Helmut Klewans runder Geburtstag ist schon fast zwei Jahre her. Aber so richtig in seine 80er eingestiegen ist er erst im vergangenen Jahr: Da richtete die Staatsgalerie Stuttgart zusammen mit der früheren Münchner Kunsthallen-Direktorin Christiane Lange für ihn eine fulminante Geburtstagsparty aus.

Sein Leben war bisher ganz entschieden mit Wien und München verbunden, geboren allerdings wurde Klewan im Mai 1943 in Bad Friedrichshall. Man trifft ihn heute, gerne mit seinem Alter kokettierend, in Münchens Prinzregentenviertel inmitten seiner Kunstsammlung, die in Petersburger Hängung die Wände überfüllt. Aber auch in Wien oder dort, wohin er gerade seine Bilder ausgeliehen hat. Klewan ist nicht nur Sammler, sondern auch großzügiger Leihgeber, auf dessen Bildern hinten steht, wo sie überall schon waren. Und er war ein Galerist, der seine besten Bilder immer am liebsten selber behalten hat.

Wann immer in Deutschland, zumal in Bayern, Not am Mann ist, wenn man Alberto Giacometti, Maria Lassnig oder zuletzt Pablo Picasso wie in Passau oder Neumarkt ausstellen will, bestimmte Themenstellungen wie in Ismaning oder Penzberg und selbst Lücken im Bestand hat, heißt es: Klewan, hilf! Und wenn der Ruf von Leuten aus der Galeristennachbarschaft aus alten Zeiten (bis 1999) kommt, aus der Maximilianstraße oder dem Gärtnerplatzviertel, dann bitten sie meist nicht umsonst. Denn Klewans Motto heißt heute noch: „Man hört nie auf zu sammeln.“ Er spricht geradezu von einer Sammler-Fressgier, satt ist er auch in den letzten Jahren nicht geworden.

Sammelleidenschaft seit der Jugend

Begonnen hat diese Gier schon in Jugendtagen: Klewan war Sohn eines Antiquitätenhändler-Ehepaars in Wien. Der Vater nahm ihn zu Auktionen und zum Freiverkauf am Dorotheum mit. Später studierte er in Wien. Und als Arnulf Rainer ihm mit seiner Serie der „schwarzen Bilder“ die Augen für die moderne Kunst öffnete, da begann er selbst zu sammeln.

Seine erste Galerie war in der Dorotheergasse. Sie war vor allem Anlaufstelle für die Künstler, die aus Wien hinausgeekelt oder staatlicherseits ausgewiesen wurden. Noch heute hat er zu ihnen Kontakt. Ein „obsessiver Sammler“ sei er damals gewesen, habe eine „Augensammlung“ gehabt, die von der Vorliebe zum Surrealismus als Geisteshaltung bestimmt war, erzählt Klewan. Nach grenzüberschreitenden Künstlern hat er immer gesucht, er hat den größten in Pablo Picasso gefunden. Die 60 Picassos, die er derzeit dem Museum Lothar Fischer in Neumarkt ausgeliehen hat, fallen angesichts seiner Bestände gar nicht ins Gewicht: Die Wände zu Hause sind immer noch voll.

Begonnen hat Klewans Sammelleidenschaft aber mit dem, was vor 60 Jahren modern war. Sein Kosmos, das waren damals die Bilder von Bernard Buffet, die Skulpturen Giacomettis, auch schon ein Gerhard Richter – besonders aber die österreichischen Revolutionäre der 60er-Jahre. Niemand, den er nicht kannte, dem er nicht begegnet war: der Schwager von Le Corbusier, schöne Frauen, denen er die Koffer getragen hat. Die New Yorker Schickeria, für die er seine „Tanzfeste“ in Manhattan veranstaltete. So sagen denn seine Wegbegleiter und Wegbegleiterinnen: „Du bist fortgesetzte Kunstgeschichte für mich.“

Wie diese Geschichte für ihn und seine Sammlung fortgeschrieben werden soll, weiß Helmut Klewan definitiv noch nicht. Wie bei seinem Freund und Kollegen aus Münchner Zeiten, Otto van de Loo, in einer Stiftung? Vielleicht mit einem Museum zwischen der Albertina und der Staatsoper Wien? Schließlich gibt es keine Kinder als Erben. Wo ergibt sich für seine Sammlung ein regelrechter Museumsbetrieb als Organisationsform (wie bei Buchheim) oder eine personenbezogene Stiftung wie im Museum Lothar Fischer, wo gerade Klewans Picassos hängen? Eine „Wunderkammer“ wie bei den alten Habsburgern ist seine Sammlung bis hin zu Schallplatten allemal, in erster Linie ist sie aber ein Schaufenster der modernen Kunst. Die sehr erfolgreich laufende Picasso-Ausstellung der Sammlung Klewan ist übrigens noch bis zum 16. Februar in Neumarkt in der Oberpfalz zu sehen. (Uwe Mitsching)
 

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