Kultur

Detailbereich der stark verschmutzten Freskomalerei mit Reinigungsprobe. (Foto: Stefan Lochner)

06.12.2024

Fingerspitzengefühl gefragt

Die Messerschmitt Stiftung München finanziert die Freskenrestaurierung im Kurfürstensaal des Klosters Benediktbeuern

Benediktbeuern ist eines der ältesten Klöster in Bayern, das kulturell und siedlungsgeschichtlich für seine Region prägend war. Seine Gründung als Benediktinerstift soll mit der bayerischen Bistumsorganisation von 739/40 durch Bonifatius zusammenhängen. Die Legende nennt Landfrid, Waldram und Eliland, drei adelige Brüder aus dem Geschlecht der Huosi, als Gründer; als Datum der Weihe durch Bonifatius wird der 21. Oktober 740 genannt. Die Gründung soll mit Einwilligung des bayerischen Herzogs Odilo aus dem Geschlecht der Agilolfinger erfolgt sein. Gleichzeitig soll Landfrid ins Kloster eingetreten und dessen erster Abt geworden sein.

Wessobrunner Meister

Rund ein Jahrtausend und etliche Bauphasen später wurde der ohnehin kunstgeschichtlich bedeutenden Anlage ab 1728 im Süden ein Gästetrakt angefügt. Nach Abschluss der Bauarbeiten entstand 1731/32 darin ein neuer Festsaal: ein stuckverziertes Meisterwerk des Rokoko mit einem prächtigen Deckengemälde. Auftraggeber war Magnus Pachinger, der als Abt das Kloster von 1707 bis 1742 leitete und dessen Wappen die Decke ziert. Als ausführende Künstler werden der für Süddeutschland bedeutende Maler Johann Baptist Zimmermann (1680 bis 1758), sein Sohn Johann Joseph und seine Werkstatt genannt. Vater und Sohn haben im Kloster verschiedene Malerei- und Stuckarbeiten ausgeführt, sie sollen sogar einige Zeit dort gewohnt haben. Der Wessobrunner Maler und Stuckateur Johann Baptist Zimmermann war, als das Fresko im Neuen Festsaal entstand, auf der Höhe seiner beruflichen und künstlerischen Schaffenszeit.

In 6 Metern Höhe, auf der imposanten Fläche von 74,4 Quadratmetern, wird al fresco die Gründungsgeschichte des Klosters dargestellt: Die Einkleidung des Edelmanns Landfrid bei der Aufnahme in den Benediktinerorden durch den hl. Bonifatius in Anwesenheit der geistlichen und weltlichen Obrigkeit. Der adelige Jüngling kniet auf den Stufen vor dem Thronsessel des Bischofs, der ihm das schwarze Ordensgewand anlegt. Schauplatz ist eine prachtvolle Säulenhalle. Die handelnden Personen treten auf einer bühnenähnlichen Rampe auf, die die ganze Breitseite des Bildes einnimmt, unterteilt durch verschiedene Stufen und Balustraden.

Und weil der aus dem Bild blickende agilolfingische Landesherr die Tracht und die Züge des 1732 regierenden bayerischen Kurfürsten Karl Albrecht, dem späteren Kaiser Karl VII. trägt, spricht man bein Neuen Festsaal auch vom Kurfürstensaal. Die umliegenden kleineren Fresken mit den vier Elementen, den vier Jahreszeiten sowie die Putti sind wie der Stuck ebenfalls Werke der Zimmermann-Werkstatt.

Ruß und Risse

Die letzte Restaurierung des Saales, der seit Jahren als Hauskapelle dient, wurde 1976/77 durchgeführt. In der Zwischenzeit haben sich in der Putzschicht des Deckenspiegels und vor allem in den Hohlkehlen zahlreiche Risse gebildet. Die Fresken sind durch Staub- und Rußablagerungen stark vergraut, teils auch fleckig restauriert. Es bestand seit Jahren ein umfassender Handlungsbedarf, der aus Kostengründen immer wieder aufgeschoben wurde.

Dann kam im August 2023 zudem die Hagelkatastrophe, die zwar den Neuen Festsaal selbst verschonte, allgemein aber am Kloster Schäden in großem Ausmaß verursachte. Diese mussten zum Teil vorrangig gesichert werden. Doch seit Anfang 2024 wird auch die Stuckdecke des Neuen Festsaals restauriert, eine Maßnahme, die inzwischen fast abgeschlossen ist.
Für die Restaurierung der Fresken fehlten den heutigen Eigentümern, den Salesianern Don Bosco, jedoch die Mittel. Die Messerschmitt Stiftung München sprang ein: Die größte private Denkmalschutzstiftung in Deutschland übernimmt die Kosten in Höhe von 360 000 Euro.

Viele Partien der Malerei sind äußerst fragil, sodass die Restaurierung sehr kleinteilig und behutsam vorgenommen werden muss. Für die anspruchsvollen Arbeiten wurden qualifizierte akademische Restauratoren ausgewählt, die die Maßnahmen in enger Abstimmung mit den Restaurierungswerkstätten des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege durchführen. Der Abschluss der Arbeiten wird für Frühsommer 2025 erwartet. (Cornelia Oelwein)

 

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