Kultur

Pferde – eine motivische Passion von Franz Marc. Hier ein Ausschnitt aus „Pferde auf der Weide IV“ von 1912. Das ganze Bild sehen Sie in der Bildergalerie am Ende des Beitrags. (Foto: Franz Marc Museum)

19.08.2016

Hineinfühlen in die Natur

Eine Sonderausstellung zu Franz Marcs "Animalismus" in Kochel

Franz Marcs Weidende Pferde oder die Roten Rehe hängen sich mitunter schon junge Leute als Postkarte oder Poster ins Zimmer. Jetzt kann man sie im Original sehen – der Ansturm aufs Franz-Marc-Museum in Kochel ist entsprechend. „Wie unsagbar sind all diese Dinge. Wie unsagbar schön“, wird Franz Marc auf dem Ausstellungsflyer zitiert – seine Bilder haben nichts von ihrem Geheimnis und ihrer Schönheit verloren. Im Mittelteil der Ausstellungstrilogie zum Marc-Gedenkjahr (er ist vor 100 Jahren gestorben) begnügt sich die Museumschefin Cathrin Klingsöhr-Leroy aber nicht mit blankem Schönheits- und Bekanntheitskult, sondern spürt dem Weg nach, den Franz Marc bis etwa 1911 in der Tierdarstellung genommen hat – und dem Umfeld, das diesen Weg begleitet oder beeinflusst hat.

Heiligkeit der Tiere

Dazu gehören besonders die beiden großen Werke von Wassily Kandinsky: Improvisation und St. Georg. Auch in ihnen spiegelt sich etwas von der „Heiligkeit der Tiere“, ihrer Unschuld, wie man ihr bei Marc begegnet. Inbegriff dafür mögen auch die friedlich liegenden, schnurrenden Katzen sein: Auf einer Postkarte in Gouache-Technik scheinen sie einbezogen in das Weltganze, in ein leuchtend blaues, sternenübersätes Weltall. Dieses spirituelle Element im Rahmen von Marcs „Animalisierung“ zeigt sich auch in Mädchen mit Katze: Die Darstellung erinnert an Maria mit dem Jesuskind, typisch ist der blaue Marienmantel, der das Ganze in einer szenisch abgeschlossenen Bewegung umhüllt. Die kleinen Pferdestudien, auch der Farbholzschnitt Ruhende Pferde: Alles scheint auf den Kreislauf hinzudeuten, den Rhythmus der Natur, wie er für Marcs Tierbilder grundlegend wird. Auch die Farben orientieren sich mehr an Spiritualität als an Realität. Selbst in den Kämpfenden Kühen (Bleistift auf Papier) findet man diesen gerundeten Rhythmus wieder. Nach solchen Beispielen hat man offenbar in den Museumsbeständen gesucht, bringt mit den Heuhocken ein wichtiges impressionistisches Motiv in Anlehnung an Claude Monet zutage. Aber alles läuft dann doch auf diese Weidenden Pferde IV zu, einer Leihgabe aus den USA, zugleich ein Höhepunkt in der Naturinszenierung, die Marc zur Perfektion vorantreibt. Einer Inszenierung, die auch kubistische Elemente (Springendes Pferd) aufnimmt oder die Emanzipation der Farbgebung. Selbstständig erfundene Farben gibt es bei Marc schon seit seiner Pariser Zeit. Wenn man aus dem Museum wieder nach Hause fährt, ertappt man sich bei der Suche nach den Ursprüngen dieser Farben. So weit ist die Realität in ihrer Intensität von Tieren und Wiesen denn gar nicht von Marcs Farb-Emanzipation entfernt. Wie konsequent Franz Marc auch klassische Themen wie Aktmalerei und -zeichnung in diesen Kontext einbezogen hat, lässt ein Extra-Kabinett in der Sonderausstellung gut erkennen: Die Ährenlesenden Mädchenakte haben genau den gleichen Duktus, der auch die großen Gemälde bestimmt. Von inhaltlicher Realität sind diese Bilder ohnehin weit entfernt: „pantheistisches sich Hineinfühlen in das Zittern des Blutes in der Natur ...“, bleibt einem da von den Ausstellungstexten treffend in Erinnerung. (Uwe Mitsching) Information: Bis 11. September. Franz Marc Museum, Franz Marc Park, 82431 Kochel. Di. bis So. 10-18 Uhr. www.franz-marc-museum.de

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