Kultur

Gabriele Münter (Vanessa Loibl) mit Wassily Kandinsky (Vladimir Burlakov). (Foto: Stephanie Kulbach, CCC Cinema und Television)

09.07.2024

In der Kunst auf ewig vereint

Weltpremiere des Spielfilms „Münter & Kandinsky“ in München

Sie ist gebürtige Berlinerin, er ist Russe und zehn Jahre älter als sie. Er nennt sie „Ellchen“ und „mein Schwimmfüchschen“. Im blauen Voralpenland genießt das Künstlerpaar Gabriele Münter und Wassily Kandinsky eine zeitlang ihr privates Sommermärchen. Die eigenwillige wie charakterstarke Münter ist Kandinskys begabte Malschülerin und heimliche Geliebte. Während sie ihn zum Ehevertrag drängt, bleibt sein Lebensmotto: „Meinem Gefühl nach bist du (Münter) schon meine Frau.“ Der Synästhet, der Farben hören und Klänge sehen kann, liebt nicht nur die Farbe blau. Er verspricht Münter auch das blaue vom Himmel, wenn es um die Bindung fürs Leben geht.

Faszinierende Bilder

Erstmals widmet sich ein Spielfilm ihrer Lebens- und Liebesgeschichte. Das präzise recherchierte und aufwendig inszenierte Biopic Münter & Kandinsky von Marcus O. Rosenmüller, das auf dem diesjährigen Münchner Filmfest seine Weltpremiere gefeiert hat, wartet mit faszinierenden Bildern auf: Koloristisch gesteigerte Weitwinkelaufnahmen blühender Landschaften mit Bergen und Seen, gedreht an Originalschauplätzen, wechseln sich ab mit historisch eingekleideten Interieurbildern.

Klar, dass zur Komplettierung des opulenten Szenenbildes zahlreiche ikonische Bilder reproduziert wurden. In dem aus der Perspektive Münters erzählten Liebesdrama, das 125 Minuten die Spannung hält, treten in Nebenrolle jede Menge weitere Künstleregos auf: Alexej von Jawlensky, Marianne von Werefkin, Franz Marc, August Macke, Paul Klee, Arnold Schönberg sowie der Grafiker Ernst Neumann. Letzterer ist Mitglied im legendären Münchner Kabarett „Elf Schaftrichter“. Er lehrt die an der Damen-Akademie bei Maximilian Dasio künstlerisch unterforderte Münter die Kunst des Holzschnitts, bevor diese 1902 am Unterricht Abendakt bei Kandinsky teilnimmt.

Eine komplizierte Liebesbeziehung nimmt ihren Lauf. Im oberpfälzischen Künstlerort Kallmünz verloben sich ein Jahr später Münter und Kandinsky. Der Verlobungsring ist allerdings nur auf Reisen tragbar, denn für den weitere acht Jahre mit seiner Cousine verheirateten Ehemann gilt es, über das Liebesverhältnis Stillschweigen zu bewahren. Auch nach seiner Scheidung perfektioniert der Meister der Abstraktion über Jahrzehnte seine Hinhaltetaktik. Bevor das Künstlerduo in Murnau sesshaft wird und mit Gründung des Blauen Reiters ihren künstlerischen Durchbruch erlebt, führt ihre Reiselust sie unter anderen ins Rheinland, nach Holland, Tunesien, Italien und nach Frankreich.

Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs bedeutet eine Zäsur. Vergeblich hofft Münter, dass der über die Schweiz nach Russland zurück gekehrte Kandinsky ihr nach Skandinavien folgen wird, wo Münter als Künstlerin gefeiert wird. Von Angesicht zu Angesicht begegnen sie sich das letzte Mal 1916 in Stockholm.

In Zeiten des Nationalsozialismus rettet und bewahrt Münter im Keller ihres als „Russenhaus“ verschrienen rustikalen Landhauses in der Kottmüllerallee in Murnau (heute Museum) jene als „entartet“ diffamierten Werke von Kandinsky und weiteren Vertretern des Blauen Reiters, die sie 1957 dem Münchner Lenbachhauses vermacht. (Angelika Irgens-Defregger)

 

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