Kultur

Zeitlos schön: einige der etwa 240 Ausstellungsstücke. (Foto: Kohl)

27.08.2010

Kunst und Markt

Jean Beck, Pioniergeist der seriellen Gestaltung im Glasmuseum Frauenau

Jean Beck (1862 bis 1938) war ein wirtschaftlich denkender Künstler. Der Entwerfer für Glas und Keramik schuf nicht nur ungewöhnlich moderne, sachliche Formen, die sich bald vom Jugendstil lösten und zu einem unverkennbaren, eleganten, sachlichen Stil fanden, er konnte sich auch als Kunstgewerbler erfolgreich etablieren. Jean Beck schuf sein eigenes Label. Er war Entwerfer, Hersteller, Auftraggeber und Unternehmer und legte einen Pioniergeist an den Tag, der ihn bei seinen Kollegen zum unbequemen Außenseiter machte. Das Glasmuseum Frauenau widmet ihm mit etwa 240 Stücken aus verschiedenen privaten Sammlungen und aus dem Passauer Glasmuseum eine erste Ausstellung seines Werkes überhaupt.
Im Bayerischen Wald wurde in der Zeit, als Jean Beck seine Gläser in Auftrag gab, das qualitativ und gestalterisch beste Glas im deutschen Kaiserreich hergestellt und erhielt auf den Weltausstellungen viele Auszeichnungen.
Jean Beck war nicht mehr der klassische „Kunstgewerbler“, der in seiner Werkstatt vor sich hin- werkelt, aber auch nicht der „Industriedesigner“ im heutigen Sinn, der Massenprodukte entwirft. Er verstand sich als Verfechter einer qualitätsvollen kunstgewerblichen Industrie, die höheren Ansprüchen gerecht werden will, dennoch aber in großen Auflagen erschwinglich produziert und sich selbst trägt. Am ehesten hat er sich mit seiner Idee dem Prinzip der Wiener Werkstätte angenähert.
Seine Vita zeugt von einem weiten Horizont. Nach einer Keramikerausbildung bei Villeroy und Boch (Metten) studierte Beck an der Kunstgewerbeschule in München, war dann von 1882 bis 1890 Leiter des Malerateliers, Dekorationschef und Zeichenlehrer bei Villeroy und Boch. Bis in die 1890er Jahre studierte er an verschiedenen Kunstgewerbeschulen und Akademien und reiste viel. 1898 gründete er die „Kunst- und kunstgewerbliche Anstalt für die keramische und Glasbranche“. Zwischen 1916 und 1920 war Beck stiller Gesellschafter, ab 1932 bis zu seinem Tod Teilhaber der bayerischen Kristallglasfabriken, vormals Steigerwald in Regenhütte. 1929/30 ließ er in der Freiherr von Poschinger‘schen Krystallglasfabrik in Frauenau produzieren.
Jean Becks Design zeigt trotz der stilistischen Vielfalt eine stringente Entwicklung, mit der er auf den jeweils vorherrschenden Zeitstil flexibel reagierte und Formen schuf, die immer ein wenig dem gängigen Trend voraus waren, zeitlos und bis heute schön anzusehen sind. (Ines Kohl)

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