Kultur

Max Beier, David Hang und Niels Klaunick als Güldenstern, Hamlet und Rosenkranz. (Foto: Marcinowski)

12.05.2017

Lauter Fragen nach Sein und Schein

„Rosenkranz und Güldenstern“ im Münchner Hofspielhaus

Wenn man in der „Kiste“ liegt: Ist es dann besser, schon tot oder noch nicht gestorben zu sein? Weil, dann hätte man ja noch die Möglichkeit zu leben. Wie ist das, endgültig tot zu sein, und nicht wie ein Schauspieler immer nur den Tod zu spielen, um dann doch wieder quicklebendig aufzutreten? Die Frage „Sein oder nicht sein?“ treibt Rosenkranz und Güldenstern um – dabei sind sie es doch, die auf königlichen Befehl hin den Dänenprinz Hamlet unter die Lupe nehmen und herausfinden sollen, was diesen denn so schwermütig macht. Der Frage aus dem Hamlet-Monolog, zur banalen Alltagsfloskel verkommen, hat Tom Stoppard 1966 mit seinem (später erfolgreich verfilmten) Theaterstück Rosenkranz und Güldenstern sind tot neuen Sinn gegeben – im scheinbar sinnlosen absurden Spiel, das sich um die existenzielle Selbstvergewisserung dreht und in bitterem Ernst endet, in der Selbstnegation. Das heißt: Nicht einmal der Selbstmord durch Erhängen scheint diesen beiden belanglosen Figuren der großen Shakespeare-Tragödie zu gelingen, es entwickelt sich zum kindlich-unbeschwerten Hüpfspiel – so jedenfalls eine der vielen Volten von Dominik Wilgenbus, mit denen er dem Zuschauer im Münchner Hofspielhaus das befreiende Lachen in diesem Kammerspiel der gönnt. Rosenkranz und Güldenstern sind eigentlich die Personifikationen einer gespaltenen Persönlichkeit: Hier der wissbegierige „Geist-Mensch“ Güldenstern, dort der Impuls-Bolzen Rosenkranz. Herrlich, wie Max Beier und Niels Klaunick sich auf nur wenigen Metern der nackten Hofspielhausbühne fein choreografiert – mal spaßeshalber, mal bluternst – duellieren und wieder körperlich suchen. Vor allem Niels Klaunick gelingt es, in feinen Nuancen den Rosenkranz wie einen Simplicissimus zwischen tumbem, bauernschlauem und vor der Erkenntnis zurückschreckendem Kerl zu zeichnen. Und dann ist da noch David Hang, der mit Bravour eine ganze Litanei an Figuren übernimmt – allen voran den Hamlet, der die Existenz der beiden anderen begründet. Dominik Wilgenbus’ Trick mit Bandeinspielungen gibt der Inszenierung vielleicht weniger inhaltliche Fülle, als dass er das Vexierbild der Gespaltenheit einmal mehr betont: Irgendwann „spielen“ die drei auf der Bühne nur noch die Mundbewegungen zur Akustikkulisse, stellen erstaunt fest, dass sie im Augenblick genau so agieren und sprechen wie im Buch geschrieben steht: Sie sind ja nur Tragöden, die schlicht Anweisungen zu befolgen haben, die Bühne ist sowieso eine Welt der Illusionen, sie selbst sind nur Illusion. (Karin Dütsch)

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