Es war Bayerns erstes staatliches Museum, das nicht in München gebaut wurde. 2000 eröffnete das Neue Museum Nürnberg mit seiner markanten 100 Meter langen Glasfassade in der Innenstadt. Seitdem bietet das Haus auf mehr als 3000 Quadratmetern Fläche internationaler Kunst und bedeutendem Design von der Mitte des 20. Jahrhunderts bis in die Gegenwart eine Heimat. Darunter befinden sich unter anderem Werke von Gerhard Richter, Andy Warhol und Joseph Beuys sowie zahlreiche Designobjekte der umfangreichen Neuen Sammlung in München, mit der das Museum kooperiert.
Dazu kommen viele Veranstaltungen und museumspädagogische Konzepte, die das von Volker Staab gebaute Museum zu einem Kulturzentrum in der Stadt für alle Generationen gemacht haben. Immer weiter ausgebaut wird auch die Möglichkeit, das Museum über digitale Medien zu erleben, etwa mit Multimediaguides.
Mehr als 1,7 Millionen Besucherinnen und Besucher zählt das Museum seit seiner Eröffnung. 86 153 kamen allein im vergangenen Jahr – eine Steigerung zum Vorjahr um rund 13 000.
Mehr als 1,7 Millionen Gäste seit dem Jahr 2000
Auch in diesem Jahr dürfte die Zahl hoch sein. Denn das Neue Museum wird 25 Jahre alt und will diesen Geburtstag groß feiern. An diesem Wochenende, 22. und 23. Februar, fällt der Startschuss: Gleich zwei Ausstellungen werden am Jubiläumswochenende eröffnet, dazu gibt es zwei Tage lang ein vielfältiges Rahmenprogramm. Der Eintritt ist an beiden Tagen frei. „Ich glaube, es wird richtig viel los sein“, sagt Simone Schimpf, die Museumsdirektorin (kleines Foto).
Working Out nennt sich die Ausstellung von Daniel Widrig, die am Samstagabend im Rahmen der Jubiläumsfeier eröffnet wird. Der in Nürnberg geborene und in London lebende Künstler, Designer und Architekt wird den großen Ausstellungssaal als sein Atelier nutzen. Von Anfang an sind rund 100 Objekte Widrigs zu sehen, aber es kommen während der Ausstellung einige weitere hinzu. Während der gesamten Ausstellungsdauer bis zum 25. Mai kann man dem Künstler bei seiner Arbeit zusehen – vom Entwurf am Computer bis zur Herstellung der Werke. Er greift dabei auf 3D-Drucker, einen Roboterarm und CNC-Maschinen zurück. Der Titel Working Out ist dabei doppeldeutig gemeint: Zum einen beschreibt es die Ausarbeitung einer Idee, zum anderen als Begriff aus dem Sport das körperliche Training.
Initiative zeigen heißt die zweite Ausstellung, die am Samstagabend eröffnet und bis 6. Januar 2026 zu sehen sein wird. Sie stellt die Tätigkeit der 1987 gegründeten Museumsinitiative in den Mittelpunkt, deren Kunstsammlung eine der Grundlagen für die Entstehung des Neuen Museums war. Inzwischen nennt sich der Verein Museumsinitiative Freunde und Förderer des Neuen Museums und ist auf 760 Mitglieder angewachsen. 203 Werke kaufte die Initiative bisher an beziehungsweise erhielt sie als Schenkung. In den Fassadenräumen werden nun ausgewählte Werke davon gezeigt, etwa eine Krankenstation von Böhler & Orendt, in der ein Baum der Patient ist. Für diese Ausstellung wurde ein Multimediaguide entwickelt, der viele Hintergrundinformationen liefert.
Das ganze Wochenende über gibt es zudem Kurzführungen durch das Museum, ein spezielles Quiz für Kinder wie für Erwachsene, einen Foto-Workshop sowie eine Jubiläumsfotoaktion: Wer bis zum 1. November auf Instagram unter dem Hashtag #nmn_mitanderenaugen Fotos von Erlebnissen, Begegnungen oder Eindrücken in Zusammenhang mit dem Museum gepostet hat, nimmt an einem Publikumsvoting teil. Die beliebtesten Motive werden später im Jahr ausgestellt, eine Jury wählt daraus zudem fünf Fotos aus, für die es jeweils einen Preis gibt.
Große Fotoaktion über soziale Netzwerke
Die Museumsdirektorin freut sich auch über die weiteren Ausstellungen im Jubiläumsjahr, in dem insgesamt zwölf Schauen gezeigt werden. Es geht um Malerei, Fotografie, Zeichnungen, Videoarbeiten, Wasserspiele, Design und Designverständnis. Von 27. Juni bis 21. September 2025 werden etwa Installationen und Videos von Pipilotti Rist und die mit Punkten, sogenannten Polka Dots, bedeckten Werke von Yayoi Kusama aus der Sammlung Goetz ausgestellt. Testimony nennt sich die Schau, die dem Werk von Boris Lurie, der darin die Schrecken des Holocaust verarbeitete, die zeitgenössische Kunst von jüdischen Frauen aus New York gegenüberstellt. Sie ist vom 26. September 2025 bis zum 1. Februar 2026 zu sehen. Und Grand Hotel Parr bringt den Gästen die ironische Dokumentarfotografie des Briten Martin Parr näher. Vom 24. Oktober 2025 bis zum 22. Februar 2026 kann man durch seine mehr als 200 Fotobücher blättern. Und natürlich gibt es auch viele weitere Veranstaltungen und Projekte. „Wir zeigen, was in diesem Haus möglich ist“, sagt Simone Schimpf.
Sie ist seit 2021 an Bord. Sie kam vom deutlich kleineren Museum für Konkrete Kunst in Ingolstadt. Dort steht der Umzug in einen Neubau an. Voraussichtlich wird das Museum für Konkrete Kunst und Design, wie es dann heißen wird, 2026 eröffnen – nach jahrelangen Verzögerungen und massiven Verteuerungen.
Schimpf hatte die Planungen lange Zeit begleitet. Irgendwann wollte sie nicht mehr warten. „Da hätte ich nicht mehr den Atem gehabt“, räumt sie ein. So kam es zum Wechsel nach Nürnberg. Schimpfs Team dort besteht aus 25 Köpfen. „Das ist im Vergleich zu den umliegenden Museen immer noch klein. Dafür rocken wir viel“, sagt die Direktorin.
Lob für Museumsoffensive des Freistaats
299 Ausstellungen wurden seit dem Beginn auf die Beine gestellt, 6460 Führungen und Workshops abgehalten, mehr als 10 000 Schulklassen durch die Räume geführt. Es gab bisher über 2300 Konzerte, Vorträge und andere Veranstaltungen. Jede Woche ist also etwas geboten.
Aus Ingolstadt mitgebracht hat Schimpf das Konzept von langen Nächten zu verschiedenen Themen. 2024 gab es etwa eine lange Designnacht, dieses Jahr wird es die lange Fotonacht geben, bei der auch die Fotos der Jubiläumsfotoaktion zu sehen sein werden. „Da haben wir dann auch mal 1200 Gäste an einem Abend im Haus“, erzählt Schimpf.
Allerorten wird an der Kultur gespart. Im Neuen Museum ist man aber guter Dinge – immerhin hat Wissenschafts- und Kunstminister Markus Blume (CSU) vor Kurzem die Museumsoffensive ausgerufen, eine Reform, die alle staatlichen Museen fit für die digitale Transformation machen soll. „Das ist ein klares Signal vom Freistaat, das gibt einen Modernitätsschwung“, lobt die Direktorin.
Dass voraussichtlich bald in Ingolstadt ein weiteres Museum eröffnet wird, das Kunst und Design unter einem Dach vereinbart, sieht Schimpf nicht als Konkurrenz. „Nein, jedes Museum ist eine Bereicherung. Ich werde dafür Werbung machen, das ist ein Zugewinn für uns alle.“
Dass nun mit Theres Rohde eine andere Museumschefin das Ingolstädter Museum für Konkrete Kunst und Design eröffnen wird, erfülle sie nicht mit Wehmut, sagt Schimpf. „Ich empfinde eine Verbundenheit. Ich habe in Ingolstadt noch sehr viele Freunde. Und Theres Rohde macht das ganz toll.“ Sie selbst fühle sich in Nürnberg sehr wohl – und hat dort noch viel vor. (Thorsten Stark)
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