Kultur

Für die Gage des Feuerkünstlers Marc Vogel legen Hausgemeinschaften zusammen. (Foto: KvdF/Gabi Küffner)

30.04.2020

Lust am Hinterhofkonzert

In Fürth kann man Künstler*innen für „Kultur vor dem Fenster“ buchen. Auch Landshut zieht mit

Wer keine Lust mehr auf Computer & Co. hat, kann sich in Fürth eine Live-Band, ein Klassik-Ensemble, Kabarettisten oder eine Feuershow nach Hause vor den Balkon holen. Unter dem Motto „Kultur vor dem Fenster“ liefern Künstler*innen ihre Shows direkt zur Kundschaft.

„Un poco loco“ lautet das Motto von Marc Vogel. Ein bisschen verrückt ist der Fürther Feuerkünstler tatsächlich – allerdings eher positiv bekloppt. Durch die Corona-Krise ist Vogel gemeinsam mit der Fürther Multi-Instrumentalistin Katja Lachmann auf die einfache, aber geniale Idee gekommen, die im virusbedingten Lockdown eingeschlossenen Menschen mit Kulturspektakel zu versorgen. Über die Homepage www.kultur-vor-dem-fenster.de können sich die Fürther zahlreiche Künstler*innen direkt vor die Haustür holen.

„Die Leute sind von der Idee völlig begeistert“, freut sich Vogel. Mehrfamilienhäuser würden Geld sammeln, um gemeinsam Musikabende in Hinterhöfen organisieren und von Balkonen und Fenstern aus verfolgen zu können. „Die Akustik in Hinterhöfen ist wirklich genial“, sagt Vogel und schwärmt von schon heute angeblich legendären Corona-Hinterhof-Konzerten von Bands wie den Rockin‘ Lafayettes. Sogar Klassik-Ensembles wie das Elisen-Quartett oder bekannte Kabarett-Größen wie Lizzy Aumeier seien über das Portal buchbar. Auch Kultfiguren wie der fränkisch-finnische Songwriter Mäkkelä bieten Fenstershows über das neue Kulturportal an.

Auch die Feuershow von Marc Vogel steht im Angebot. „Egal ob Rockshow oder Balkonparty – Feuer gibt es bei meinen Auftritten immer reichlich“, sagt der Fürther und erklärt, dass Kulturfreunde keine Angst vor der Polizei haben müssen: „Wir haben eine Genehmigung vom Ordnungsamt.“ Selbstverständlich informiert Vogel die Polizei, bevor er nach Einbruch der Dunkelheit mit seinem Feuerspektakel auf Bürgersteigen und Hinterhöfen loslegt.

Kostenlos sind die Künstler allerdings nicht zu haben. „Meine Feuershow kostet zum Beispiel rund 250 Euro.“ Die Gagen würden je nach Bandstärke und Bekanntheitsgrad aber stark variieren. Viele Nachbargemeinschaften würden für einen privaten Kulturabend vor der Haustür das Geld für die nötige Künstlergage zusammenlegen. Fans mit größerem Geldbeutel hätten in Fürth auch schon ganze Shows für die komplette Nachbarschaft spendiert.

Geld verdienen und Lebensfreude spenden

Dabei geht es Vogel nicht nur darum, Künstlern*innen in Corona-Zeiten neue Auftrittsmöglichkeiten und damit dringend benötigte Einnahmequellen zu ermöglichen. „Den Leuten wieder Lebensfreude zu geben, das ist mir fast wichtiger als das Geld“, sagt Vogel und schwärmt von den positiven Reaktionen des Publikums. „Die Menschen sind total dankbar, dass sie einen Abend nicht in den Bildschirm glotzen müssen.“ Mit der „Kultur vor dem Fenster“ will Vogel das Publikum davor bewahren, Trübsal zu blasen in den eigenen vier Wänden.

„Das Feedback für uns Künstler ist derzeit wirklich der Hammer“, freut sich Vogel und kündigt an, mit seiner Aktion in ganz Bayern expandieren zu wollen. Derzeit würden beispielsweise Gespräche mit Erlangen und Nürnberg laufen, ob die Kommunen gegen einen kleinen Obolus die Kultur-Plattform in ihrer Stadt unterstützen.

Neben Fürth hat kürzlich Landshut als zweite Stadt im Freistaat die Genehmigung für Fenster-Kultur erteilt. Vogel träumt davon, mit dieser Idee auch nach der Corona-Krise punkten zu können. Allein aus Gründen der Nachhaltigkeit ergibt es seiner Meinung nach Sinn, gerade lokale Künstler*innen für einen Gig vor dem eigenen Fenster zu engagieren. (Nikolas Pelke)

Information: www.kultur-vor-dem-fenster.de

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