Kultur

Raumgreifend gibt sich Lisa Wölfels Werk "Ich passe in die Halle rein". (Foto: Barbara Sophie Nägle)

16.08.2024

Mensch und Raum

Die Kunsthalle Schweinfurt zeigt neue Arbeiten von Künstlerinnen aus Franken

Der Ausstellungstitel Aufgefächert besagt eigentlich wenig: Die Triennale in der Schweinfurter Kunsthalle zeigt zum sechsten Mal zeitgenössische Kunst in Franken und stellt dabei neun Künstlerinnen verschiedenen Alters mit ihren jeweiligen Ausdrucksmetiers vor: mit Malerei, Grafik, Fotografie, Video, Keramik, Textilkunst und Videos. Warum ausschließlich Frauen? Meist sind sie in der bildenden Kunst eher unterrepräsentiert – ein historisches Manko, wie der Verweis auf die Schweinfurter Malerin Margarethe Geiger (1783 bis 1809) zeigt, die wie viele andere erst gar nicht zum Studium an einer Akademie zugelassen war.

Kunst im Ex-Hallenbad

Beim Betreten der Großen Halle im Ausstellungsgebäude fällt sofort ein riesiges, 4 Meter hohes expressives Gemälde von Lisa Wölfel auf: Der Schwimmer erinnert an die ursprüngliche Nutzung des Raumes als Hallenbad. Dieses Bild korrespondiert über die Diagonale mit einem noch größeren Werk von ihr: Man sieht einen Frauenkörper, der sich weit über den Boden erstreckt – kommentiert ist diese räumliche „Besitznahme“ Ich passe in die Halle rein; Schnecken kriechen an der Frau hoch, eine versteckt sich hinter einer Leinwand, und daneben, an der Wand verweist eine zarte Zeichnung mit einer Riesenhand und einer Fledermaus darin auf die Macht, die der Mensch über die Natur hat: Er kann sie schützen oder zerstören.

Programmatisch kommt das Werk von Julia Tiefenbach daher, und das allein schon mit der Graffitiparole All I ever wanted was everything auf der Wand, und mit der Architekturzeichnung Flex Vergnügen an räumlicher Darstellung zeigt, die dann dreidimensional mit einer plastischen „FunBox“ auf dem Boden konkretisiert wird.
Großformatige Tafeln, auf die kurze, farbige Linien scheinbar impulsiv gesetzt sind und von denen farbige Ströme herunterrinnen, geben bei Ursula Jüngst Stimmungen und Empfindungen wieder: Ihre vierteilige quadratische Serie Noli me tangere entwickelt Pinselgesten von dunklerer bis hellerer Färbung, was man als zunehmend optimistisch deuten mag. Die zweiteilige hochformatige Serie Das Schweigen brechen mit dichter besetzten Pinselstrichen ziehen einen intuitiv in diese Farbwelten hinein.

Textile Plastiken

Heidrun Schimmel arbeitet mit textilen Materialien: mit schwarzem Organzastoff und weißen Fäden. Sie formt damit Serien, welche das transparente Gewebe auch zu plastischen zarten Gebilden erweitert, etwa in den rhythmischen Reihungen Nach Strich und Faden. Es entstehen auch Rechtecke zu einem Wandbild, bei dem die Fäden als horizontale Linien aus dem schwarzen Gewebe hell hervortreten und so grafische Effekte bewirken. Auch textile Objekte wie Haut-Hut-Haus lassen mit ihren grauen Zwischentönen plastische Formen entstehen.

Barbara Nägle hat eine Fotowand geschaffen mit Bildern aus extremer Nahsicht unseres Alltags und mit „gewöhnlichen“ Details: von Flecken, Staub, Abfall und dergleichen – von sogenannter Unordnung.

Stefanie Brehm wiederum erschafft Skulpturen mit Malerei in leuchtenden Farben darauf. Ihre Keramiksäulen und Wandobjekte erstrahlen in glänzenden, bewegt aufgesprühten Farben.

Ein Symbol für die Vergänglichkeit von Schönheit stellt die Fotoserie Stillleben mit Seifenblasen von Stefanie Pöllot dar, ebenso thematisieren dies die sensiblen Videoinstallationen: Es sind „bewegte Bilder“, in denen sich etwas spiegelt, in Flüssigkeiten fast schemenhaft abzeichnet oder auf weißen Lilien kaum als Schatten wahrnehmbar ist als Spur von Vanitas.

Birgit Ramsauer dringt ein in Bereiche, die nicht unbedingt jedem zugänglich sind – sie erobert sie als „Maulwurf“, zwängt ihre Hand rein in Strukturen, etwa im Haus der Banken, dokumentiert dies fotografisch als „Performanz des Realen“.
Ganz an
ders kommen die figuralen Werke von Fatma Gürdü daher, die sich in zarten, fast diffus verschwimmenden Gemälden mit Menschen auseinandersetzt und auch die Schwere der Existenz in düsteren Zeiten reflektiert. Man sieht von ihr zum Beispiel in frontalen Porträts den fast fordernden Blick. Aus Gips geformt sind auch Kopfplastiken von ihr ausgestellt. (Renate Freyeisen)

Information: Bis 15. September. Kunsthalle, Rüfferstraße 4, 97421 Schweinfurt. www.kunsthalle-schweinfurt.de

 

Kommentare (0)

Es sind noch keine Kommentare vorhanden!
Die Frage der Woche

Soll eine Zuckersteuer eingeführt werden?

Unser Pro und Contra jede Woche neu
Diskutieren Sie mit!

Die Frage der Woche – Archiv
Vergabeplattform
Vergabeplattform

Staatsanzeiger eServices
die Vergabeplattform für öffentliche
Ausschreibungen und Aufträge Ausschreiber Bewerber

Jahresbeilage 2024

Nächster Erscheinungstermin:
28. November 2025

Weitere Infos unter Tel. 089 / 29 01 42 54 /56
oder
per Mail an anzeigen@bsz.de

Download der aktuellen Ausgabe vom 29.11.2024 (PDF, 19 MB)

E-Paper
Unser Bayern

Die kunst- und kulturhistorische Beilage der Bayerischen Staatszeitung

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.