Kultur

Der Kaisersaal der Würzburger Residenz bieter ein traumhaftges Ambiente für Musik auch ohne Bühneninszenierung. (Foto: Dita Vollmond)

16.06.2023

Mitreißender Auftakt

Glanzvolle Auftritte von Sängerinnen und Sängern beim diesjährigen Mozartfest in Würzburg

Verheißungsvoll begann mit viel Schwung das Würzburger Mozartfest mit der vielfach ausgezeichneten artiste étoile, der Pianistin Ragna Schirmer und einem mitreißenden Kammerorchester aus Finnland, mit der völlig unbekannten Vorgänger-Oper zur „Zauberflöte“ und mit einem exquisiten Liederabend mit dem wunderbar flexibel gestaltenden, glänzenden Sopran von Christiane Karg in träumerischen Vertonungen von Debussy, Respighi und Strauss, „geadelt“ von der Harfen-Begleitung durch Anneleen Lenaerts.

Das Ostrobothnian Chamber Orchestra eröffnete das Festival mit der Hamburger Sinfonie B-Dur von Carl Philipp Emanuel Bach: spannungsgeladen, voller Gegensätze im Wechsel der Stimmungen, mit einem sehr lyrischen Mittelsatz und einem sich heftig entladenden Presto, angetrieben von der exzellenten Konzertmeisterin, der Geigerin Malin Broman.

Der Canto V von Eino Rautuvaara aus dem Jahr 2011 war eher sanft, flächig angelegt mit sehnsüchtigem Violinsolo, und an Mozarts berühmter g-Moll-Sinfonie KV 550 beeindruckten der permanente Fluss mit präzisen Akzenten, die heitere Geste trotz düsteren Aufwallungen, ein wild entschlossenes, schnelles Menuett und ein sehr straffer Finalsatz mit feinsinnigen Anwandlungen. Im Klavierkonzert B-Dur KV 595 konnte sich die Pianistin mit nachdenklichen Momenten profilieren, spürte den inneren Spannungen in träumerischen Klavierläufen und unaufdringlicher technischer Brillanz nach.

Einen interessanten Einblick in Mozarts Umfeld gewährte das Singspiel „Der Stein der Weisen oder die Zauberinsel“, ein Jahr vor der „Zauberflöte“ 1790 uraufgeführt, aus der Feder von deren Librettisten Emanuel Schikaneder, Theaterunternehmer und künstlerischem Tausendsassa. Von ihm, dem ersten Papageno, stammt zwar der Text, aber er steuerte auch selbst Musik bei; weitere vier Mitglieder und Freunde seines Theaterensembles engagierte er für die Komposition der durchaus anspruchsvollen Musik, für Chöre, Arien und Duette, auch Mozart selbst; die eingängigen Melodien lassen auch heute noch bei konzertanter Darbietung etwas von den Vorlieben des damaligen Publikums ahnen; für das war wohl die vollkommen wirre Handlung eher nebensächlich, interessant aber waren witzige Dialoge, schöne Gesangspartien und ein überwältigender Bühnenzauber.

Im Kaisersaal erschienen die Solisten in heutiger Kleidung, begaben sich auf die Bühne zu ihren meist kurzen Auftritten, ohne verdeutlichende Gestik. So war das Konzertpublikum auf die eigene Vorstellungskraft beim Geschehen angewiesen und konzentrierte sich auf die Musik. Rüdiger Lotter leitete die Hofkapelle München mit Umsicht. Mit Klangstärke und Tonschönheit imponierte der Chor der KlangVerwaltung als diverse Geister und Schäfer. Die Solisten, angeführt von Michael Schade als Astromante, gestalteten ihre Partien, von denen viele schon die Rollen der „Zauberflöte“ vorausahnen ließen, mit Hingabe und Einsatz. Joachim Höchbauer war der gestrenge Tempelpriester Safik, Sreten Manojlovic ein temperamentvoller Eutifronte, Theresa Pilsl ein liebenswerter Genius, Jonas Müller zusammen mit Elena Harsányi ein köstlich neckisches Paar Lubano und Lubanara mit einem herrlichen Miau-Duett, und als Nadine glänzte Leonor Amaral mit rundem Sopran. Daniel Behle als Nadir aber überstrahlte alle mit seinem ausdrucksvollen Tenor und lockeren Verzierungen in seiner Bitte an die gütigen Götter. Die standen Mozart dann bei der Zauberflöte bei.  (Renate Freyeisen)       

 

  

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