Kultur

Während ihrer Gastprofessur in München wird Tina Frühauf ein internationales Symposium vorbereiten und Seminare zur jüdischen Musik im 20. Jahrhundert veranstalten. (Foto: Pryor Dodge)

23.01.2019

Moderne jüdische Musik

Gastprofessur der New Yorker Musikwissenschaftlerin Tina Frühauf an der Münchner Musikhochschule

Die Musikwissenschaftlerin Tina Frühauf von der Columbia University in New York wird im Sommersemester 2019 an der Hochschule für Musik und Theater München (HMTM) als DAAD-Gastprofessorin unterrichten. Ihr Schwerpunkt wird zum einen auf der Planung eines internationalen Symposiums unter dem Titel "Jewish Music in South Germany – History, Exile, Continuance" liegen, das am 11. und 12. Juli an der HMTM stattfindet. Zum anderen hält Tina Frühauf drei Seminare, die unterschiedliche Bereiche der Jüdischen Musikstudien mit Bezug auf die Geschichte des 20. Jahrhunderts abdecken: Einführung in die jüdische Musik der Moderne; Das jüdische Musikleben in der deutschen Nachkriegszeit; Kompositorische Verarbeitungen des Holocaust und Exils.

Dabei legt Tina Frühauf Wert auf enge Verbindungen zum aktuellen jüdischen Leben in München: "Einblicke in das gelebte Judentum und insbesondere in das jüdische Kantorat sind besonders für angehende Musikpädagoginnen und Musikpädagogen wertvoll. Daher sind Exkursionen ein integraler Bestandteil meiner Seminare: Neben einem Besuch des Jüdischen Museums und der Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern biete ich Interessierten die Teilnahme an einem Gottesdienst in der liberalen Gemeinde Beth Shalom an."

Für die HMTM ist die DAAD-Gastprofessur ein wichtiger Baustein einer lebendigen Erinnerungskultur. Bernd Redmann, Präsident der HMTM erläutert: "Es ist uns ein besonderes Anliegen, die Entwicklung der jüdischen Musik in Süddeutschland stärker zu erforschen und zu vermitteln. Die Anwesenheit von Frau Dr. Frühauf wird hier wichtige Impulse setzen und sich hoffentlich auch positiv auf eine geplante Forschungseinrichtung an unserer Hochschule zu diesem Thema auswirken. Ich freue mich sehr, dass unsere Hochschule, insbesondere durch das Engagement unseres International Office, mit diesem Antrag beim DAAD Erfolg hatte."

Die Hochschule für Musik und Theater München sieht sich u.a. aufgrund ihres Hauptstandorts an der Arcisstraße 12, einem ehemaligen Repräsentationsbau der Nationalsozialisten, in besonderer historischer Verantwortung: Im Sinne einer lebendigen Erinnerungskultur veranstaltet sie daher u.a. regelmäßig Konzerte, die Musik verfolgter Komponistinnen und Komponisten hörbar machen, und kooperiert mit verschiedenen Institutionen wie dem NS-Dokumentationszentrum München oder dem Generalkonsulat des Staates Israel. Eine enge Zusammenarbeit mit der Jerusalem Academy of Music and Dance wurde 2018 begründet. Eine Forschungseinrichtung für jüdische Musik in Süddeutschland befindet sich derzeit in Planung.

Tina Frühauf ist Adjunct Assistant Professor für Musikwissenschaft an der Columbia University und am Graduate Center, CUNY, in New York und leitende Redakteurin bei Répertoire International de Littérature Musicale. Ihre Bücher "Orgel und Orgelmusik in deutsch-jüdischer Kultur", "Salomon Sulzer: Reformer, Kantor, Kultfigur" und "Werner Sander: ›Den Frieden endgültig zu festigen‹ – Ein groβer Vertreter der jüdischen Musik in der DDR" sind in deutscher und englischer Sprache erschienen. "Dislocated Memories: Jews, Music, and German-Jewish Culture" ist Preisträger des Ruth A. Solie Awards 2015 und des Jewish Studies and Music Award der American Musicological Society. Tina Frühauf hat mehrere Noteneditionen zur jüdischen Musik herausgegeben. Ihr jüngstes Buch "Experiencing Jewish Music in America" erschien 2018 bei Rowman & Littlefield. Ein Sammelband mit dem Titel "Postmodernity's Musical Past: Historicity and Temporality after 1945" ist unter Vertrag mit Boydell Press. Eine Monographie über die Musik in den jüdischen Gemeinden Deutschlands nach 1945 ist in Bearbeitung. 

Die Gastprofessur von Tina Frühauf wird gefördert vom DAAD aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. (BSZ)

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