Kultur

Kaiser Rudolf (Alexander Kuchar) zwischen seinen zwei Freundinnen Katharina (Mona Fischer) und der klugen Närrin Bucca (Mica Bara). (Foto: Daniel Werner)

19.07.2024

Munteres Burgenhopping

Bernhard Setzweins Historienstück „Des Kaisers Pfennigfuchser“ verbindet raffiniert Geschichte mit Geschichten

Bernhard Setzwein macht einfach weiter in seinem Reigen der bestens gestrickten Verbindung aus geschichtlichen Fakten und erfundenen Geschichten rund um historische Figuren. Sein schreiberisches Tun ergibt nämlich in dieser Zusammenschau einen immer souveränen, klugen und unterhaltsamen Fluss des Erzählens. Ob das nun im Roman die Lebensgeschichte der außergewöhnlichen Familie Coudenhove-Kalergi (Der böhmische Samurai) oder aktuell eine Kafka-Biografie-Fortschreibung (Kafkas Reise durch die bucklige Welt) ist, ob das zackig rollende Handlungen rund um historische Figuren auf der Theaterbühne sind, die sich um Leute drehen wie Therese Neumann (Resl unser) oder um einen berühmten Franzosen (Monsieur Chateaubriands letzte Reise): Immer zapft Setzwein (er ist auch Autor der Bayerischen Staatszeitung und deren Magazins Unser Bayern) köstliches Schaumgebräu für die Gegenwart aus dem Fass der Geschichte. So auch jetzt mit dem Stück Des Kaisers Pfennigfuchser, das vom Landestheater Oberpfalz auf der Burg Leuchtenberg uraufgeführt wurde.

Zum 900. Jubiläum des Marktes hat der erfahrene Autor einen Blick auf einen der dortigen Burgherren geworfen, nämlich auf Landgraf Georg IV. Ludwig, der von 1565 bis 1613 lebte und ein Berater des ziemlich kauzigen Kaisers Rudolf war. Mit diesem Georg als Kernfigur geschieht zweierlei: Zum einen kann das Ensemble von der Familiengeschichte der letzten Leuchtenberger auf deren Stammsitz erzählen, zum anderen immer wieder wechseln zu den kaiserlichen Abenteuern auf dem Hradschin in Prag – quasi im Burgenhopping.

Es geht ganz schön rund um Kaiser und Landgraf: um des einen aktuelle und verflossene Konkubinen und des anderen Nachkommenschaft. Um obskure Geheimwissenschaften und ganz offensichtliche Bedrohungen und Finanznöte.
In dem ereignisreichen Geschehen lässt Setzwein einen wunderbaren Reigen von Figuren auflaufen, allen voran eine Figur, die am Theater immer schon gut funktioniert hat: den klugen Narren. In diesem Fall ist es eine kluge Närrin, Bucca nämlich, eine der Verflossenen des Habsburgerkaisers. Sie setzt ihm den notwendigen Gegenpart, ist Kommentatorin und Antreiberin der Handlung, weiß von allen am meisten über Gegenwart, Zukunft und Vergangenheit und nährt ihren Witz aus genau diesen Kenntnissen.

Spielfreudiges Ensemble

Regisseur Hartmut Kühn lässt diesem Spiel munteren Lauf mit einem spielfreudigen Ensemble, unterstützt vom historisierenden Ambiente auf der Burg, der entsprechend eingerichteten Bühne von Julia Ludwig und den schillernden Kostümen von Eva Schwab.

Bernhard Setzweins Geschichte spielt sich gekonnt in jeder Beziehung ab. Mica Bara ist eine schwungvolle Närrin Bucca, Alexander Kuchar ein dann und wann regelrecht beunruhigend durchgeknallter Kaiser Rudolf. Und Jens Ulrich Seffen schiebt als Titelfigur Georg, als des Kaisers Pfennigfuchser, also als Mann der Finanzen, der sich viel zu wenig um sein Leuchtenberg kümmern kann, nicht zuletzt deshalb beständig eine spürbare Bugwelle der Melancholie vor sich her.

Alles zusammen garantiert einen tollen Sommerabend. (Christian Muggenthaler)

 

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