Kultur

Diese von Picasso doppelt bemalte Keramik (1957) zeigt Köpfe von Männern und Clowns. Hier ein Ausschnitt - im Beitrag finden Sie die Gesamtansicht. (Foto: Archiv Klewan/Succession Picasso/VG Bild-Kunst)

20.12.2024

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Picasso-Grafiken aus der Sammlung Klewan im Lothar Fischer Museum in Neumarkt in der Oberpfalz

Der Bildhauer Lothar Fischer über Pablo Picasso: „ein gigantischer Formgestalter, ein Formgewaltiger“ mit einer „unglaublichen bildnerischen Intelligenz“. Das reicht an Bewunderung und Einschätzung dem Museum Lothar Fischer in Neumarkt, um alle Kräfte für eine Picasso-Ausstellung einzusetzen. Das Museum, das 2004 eröffnete, hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnte bereits einen Ruf erarbeitet mit Ausstellungen etwa zu Alberto Giacometti oder Henry Moore. Für 2004 hatte man vergeblich eine Schau zu Max Ernst eingeplant, anstelle dessen ist mithilfe Helmut Klewan und dessen Bestand von rund 100 Picasso-Grafiken ein Publikumsereignis geworden.

Servus Wien!

Die Schau ist auch ein Treffpunkt der Weggefährten des Galeristen und Sammlers Klewan, Dieser hat Wiener Wurzeln, die er jedoch ebenso wie die altmeisterlich geprägte Galerie seiner Eltern in Österreichs Bundeshauptstadt verlassen, als das Land progressive Künstler wie Arnulf Reiner, Attersee und Maria Lassnig in die Verbannung schickte. Wenigstens ein bisschen progressiver war damals (Ende der 1950er-, anfang der 1960er-Jahre) die Galerieszene in der Münchner Maximilianstraße. Klewan schaute sich von dort aus im Spätwerk Picassos um, kaufte, sammelte und behielt das Beste.

Von Berlin nach Neumarkt

60 grafische Arbeiten hatte Klewan dieses Jahr für eine Ausstellung in Berlin zusammengestellt – anschließend gab er sie nach Neumarkt weiter. Die Werke hängen nicht chronologisch an den Wänden des Museums Lothar Fischer, vielmehr hat man sich bemüht, daraus einen in Kapitel gegliederten Parcours zu machen: durch die Vielzahl von Drucktechniken, die Picasso verwendete, ebenso durch die Themen, die sein Leben und sein Werk bestimmt haben. Das waren Frauen von Marie-Therese Walter bis zu Jacqueline Roque, Weltfragen von Krieg und Frieden, der Stierkampf und die Lebendigkeit antiker Mythen ebenso wie die Pariser Literaturszene zwischen den Weltkriegen.

Ein großes Kapitel dieser Ausstellung gilt dem Leben am Strand – kein Wunder bei einem Künstler, der in Malaga geboren wurde, in Barcelona und der Normandie lebte und am meisten die Côte d’Azur in sein Herz ließ. Und so macht die Ausstellung auch die beiden Nackten am Strand (Homme et femme nus debout) zum Flagschiff ihres Marketings auf Plakaten und Prospekten: der badende Picasso mit blauem Handtuch um die Hüften, wahrscheinlich Marie-Therese Walter mit sandigem Rücken und beide mit der typisch deformierten Physiognomie als Picasso-Kennzeichen. Diese neue Ikonografie zwischen den Demoiselles d’Avignon und Guernica, eine Bizarrerie, verstärkte sich im Spätwerk und ließ Picasso zum Inbegriff der Moderne werden.

Das ganze, in die Tausende gehende Œuvre Picassos kann eine einzelne Ausstellung gar nicht aufarbeiten, die Neumarkter Schau versucht es ansatzweise mit den von Klewan gesammelten und ausgesuchten Blättern, die glaubhaft machen, was Christiane Lange, die einige Jahre in der Münchner Galerie Klewan arbeitete und heute Direktorin der Staatsgalerie Stuttgart ist, in ihrer Eröffnungsrede prophezeite: „Was Picasso geschaffen hat, werden wir in den Jahrzehnten später immer wieder neu entdecken. Das, was wir noch nicht verstehen können und was auch in fünfzig Jahren noch neue Impulse gibt.“ (Uwe Mitsching)

Information: Bis 16. Februar. Museum Lothar Fischer, Weiherstraße 7a, 92318 Neumarkt. www.museum-lothar-fischer.de

Abbildung: Diese von Picasso doppelt bemalte Keramik (1957) zeigt Köpfe von Männern und Clowns.    (Foto: Archiv Klewan/Succession Picasso/VG Bild-Kunst)

 

 

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