Kultur

Trotz Lehre hat Frederic (Matteo Ivan Rasic hier mit Sigrid Hauser als Ruth) mit der Piraterie nichts am Hut. (Foto: Anna Schnauss)

06.12.2024

Rabatz in der Karibik

Irrer Spaß mit Piraten am Münchner Gärtnerplatztheater

Beim Auftritt der Queen, die übergroß auf dem Thron sitzt, mit übergroßem Hund auf ihrem Schoß, gibt es kein Halten mehr. Das Gelächter im Publikum will nicht enden. Eine Schulklasse des Münchner Michaeli-Gymnasiums ist in der zweiten Vorstellung buchstäblich aus dem Häuschen. Für seine Neuinszenierung von Die Piraten von Penzance am Münchner Theater am Gärtnerplatz tat der Regisseur, Schauspieler, Choreograf und ehemalige Tänzer Adam Cooper genau das Richtige: Er schärft die ungehalten alberne Seite des britischen Humors in dem 1879 uraufgeführten Zweiakter von Arthur Sullivan. Mit der Bühne von Karl Fehringer und Judith Leikauf wie auch den Kostümen von Birte Wallbaum entfesselt er einen phantasie- und liebevoll ausgestatteten, kurzweiligen Rausch.

Very british

Zu Beginn wird eine Seeschlacht in Miniatur zwischen Piraten und einer britischen Handelsfregatte auf die Bühne gestellt – samt Riesenkrake. Hier wird bereits der Showdown zwischen den Piraten und der britischen Oberklasse vorweggenommen. Doch die Piraten selbst sind britisch: Wenn die Gendarmerie ihr finales Ass aus dem Ärmel schüttelt, den Auftritt nämlich der Queen, lassen sie sich alle fast schon bereitwillig verhaften.

Bis dahin aber setzen Sullivan und sein Librettist Wiliam Schwenck Gilbert eine köstliche Geschichte vor. Den Untertitel des Werks, „Der Sklave der Pflicht“, muss man ernst nehmen, denn darauf zielt der Sozialklamauk ab. Der fesche Frederic (hinreißend: Matteo Ivan Ra(s)i(´c)) feiert die Vollendung seines 21. Geburtstags und damit das Ende seiner Piratenlehrzeit. Der prächtig lebensfrohe Piratenkönig (Daniel Gutmann) möchte ihn in seine Bande aufnehmen. Doch der junge Mann strebt einen zivilisierten Beruf an und warnt, er werde sich womöglich gegen die Piraten stellen müssen. Sie seien zudem schlechte Piraten, weil sie zu viel Mitleid mit Waisen hätten. Genau das nutzt auch der skurril-bizarre Generalmajor (Alexander Franzen) aus. Als er sein hübsches Mündel Mabel (großartig: Julia Sturzlbaum) schützen möchte und seine Chancenlosigkeit erkennt, gibt er sich selber als Waisenkind aus. Bald schon werden Mabel und Frederic ein Paar, obwohl auch das gar nicht mehr so junge Piratenmädchen Ruth (herrlich: Sigrid Hauser) auf den feschen Jungpiraten steht.

Schnell wird klar: In diesem Opern-Rabatz wird jede Obrigkeit auf die Schippe genommen, auch die Polizei rund um den trägen Sergeant (Holger Ohlmann). Gleichzeitig galoppiert die Musik durch die Operngeschichte, um Walzer- und Operettenseligkeit genauso zu karikieren wie Rezitative, Arien oder Koloraturakrobatik.

Bei der zweiten Vorstellung stand nicht Anthony Bramall am Pult des Gärtnerplatzorchesters, sondern Andreas Partilla. Das Ergebnis war genauso stimmig. Das alles funktioniert, weil das Orchester stilistisch höchst agil agiert und das gesamte Ensemble die köstliche Inszenierung famos verlebendigt: ein toller Spaß für die ganze Familie. (Marco Frei)

 

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