Kultur

Im Streit um mögliche NS-Raubkunst bei den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen verlangt Bayerns Kunstminister Markus Blume (CSU) nun mehr Transparenz bei der Bekanntgabe strittiger Kunstwerke. (Foto: dpa/Sven Hoppe)

28.02.2025

Streit um NS-Raubkunst: Minister bittet um Verzeihung

Haben die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen die Aufklärung möglicher NS-Raubkunst in ihren Beständen verschleppt? Die renommierte Institution weist die Vorwürfe aus Medienberichten scharf zurück. Doch Kunstminister Markus Blume kündigte jetzt im Landtag mehr Tempo und mehr Transparenz an

Ein an die Öffentlichkeit gelangtes internes Dokument der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen sorgt für Aufsehen in Bayerns Kulturszene: Darauf vermerkt sind Werke im Bestand der Staatsgemäldesammlungen, bei denen es Anhaltspunkte für einen NS-Raubkunstverdacht gibt. In mehreren Berichten der Süddeutschen Zeitung wurde der Institution Verschleppung und mangelnde Transparenz vorgeworfen. Die Rede war von rund 200 Kunstwerken, die rot markiert waren und damit nach gängigem internationalen Usus als Raubkunst gelten. Die Staatsgemäldesammlungen wiesen die Vorwürfe zurück. Aktuell seien nur 97 Werke im Bestand rot markiert, teilte die Institution mit. Die SZ habe sich auf ein veraltetes Dokument bezogen. Und vor allem seien diese Markierungen kein Beleg dafür, dass es sich um Raubkunst handle. Das zeige nur, dass weiterer Recherchebedarf gegeben sei.

Der zuständige Kulturminister Markus Blume (CSU) verteidigte die Staatsgemäldesammlungen zwar gegen die Kritik. Es sei, anders als in der Zeitung behauptet, keine Raubkunst zurückgehalten worden. Blume kündigte aber gleichzeitig die Einrichtung einer externen Taskforce, zwei zusätzliche Stellen sowie eine Million Euro an. In der Plenarsitzung des Landtags am Donnerstag bat Blume zudem um Entschuldigung. Er sicherte den Opfern des NS-Regimes und ihren Nachkommen zu, „dass wir alles tun werden, um NS-Unrecht wiedergutzumachen“. Er versprach mehr Tempo, maximale Transparenz und die Anpassung der Provenienzforschung in den Staatsgemäldesammlungen an die gängigen Standards. Er kündigte außerdem die Zentralisierung der Provenienzforschung für alle staatlichen Museen in Bayern an.

Seltener Erfolg: CSU und Freie Wähler stimmen einem Dringlichkeitsantrag der SPD zu

Blume kritisierte aber die aus seiner Sicht fehlerhaften Artikel zum Thema in der SZ sowie die Grünen-Abgeordnete Sanne Kurz, deren Äußerungen darin den Freistaat und seine Kultursammlung international in Misskredit gebracht hätten. Kurz wies das zurück. Nur wegen der Oppositionsarbeit der vergangenen 20 Jahre diskutiere man heute darüber.

Der Landtag stimmte schließlich einem Antrag der Regierungsfraktionen CSU und Freie Wähler sowie einem Dringlichkeitsantrag der SPD zu. Darin wurden umfassende Aufklärung der Versäumnisse, eine Neuausrichtung der Struktur der Provenienzforschung und mehr Transparenz gefordert. Abgelehnt wurde dagegen ein Dringlichkeitsantrag der Grünen. Diese hatten die Staatsregierung aufgefordert, unverzüglich die Rückgabe von NS-Raubgut in die Wege zu leiten. (Thorsten Stark)

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