Kultur

"Goldfische im Sog" (Ausschnitt) von Bat-Amgalan Orsoo. (Foto: Marc Mösinger)

01.03.2016

Suche nach Glück

„Den anderen wahrnehmen im Gegenüber“: Das Museum am Dom Würzburg zeigt Bilder von Bat-Amgalan Orsoo

„Den anderen wahrnehmen im Gegenüber“ ist derzeit das Motto im Museum am Dom Würzburg. Geradezu prädestiniert für ein solches Thema ist die 1977 geborene Künstlerin Bat-Amgalan Orsoo; vier Kulturen haben sie beeinflusst: die ihres Heimatlandes Mongolei, Deutschland, wo sie in Nürnberg studierte und heute in der Nähe von Aschaffenburg lebt, und Guatemala in Mittelamerika sowie China, wo sie jeweils mehrere Jahre mit ihrer Familie verbrachte. Die Ausstellung beginnt mit frühen Selbstporträts, noch an der Nürnberger Akademie entstanden: pastos, mit dickem Pinsel gestisch aufgetragen; hier befragt sie sich selbst in den verschiedensten emotionalen Stimmungen. Ihr letztes Bild jedoch, „einsam“ unter Wölfen, befasst sich mit der Schutzlosigkeit des Menschen, der hier wie ein kleiner Buddha umringt ist von den Raubtieren; sie gelten allerdings in der Mongolei als Symbol der Freiheitsliebe in und mit der Natur, stellen aber sicher auch eine Bedrohung dar. Andere Gemälde jedoch lassen ihren realistischen Kern nur ahnen. Denn Orsoo hat sich meist beschäftigt mit Übermalungen der Eindrücke, die sie von Menschen und ihren existentiellen Nöten in den verschiedenen Ländern mitnahm. So befasste sie sich intensiv mit den Problemen der Einwohner von Guatemala, die je nach Zugehörigkeit zu einer Volksgruppe unter Gewalt und Unterdrückung leiden. Dies tritt zunächst nicht deutlich hervor; die Künstlerin lässt unter den verschiedenen Schichten der Übermalungen eine Gestalt oder ein Gesicht nur vage hervorblicken; alles dies aber ist nochmals überzogen mit einem Text, etwa in tibetischen Schriftzeichen von einem alten  Gebet gegen die Angst. Auch eine fast unsichtbare dunkle Gestalt ist auf einem anderen Bild überdeckt von goldenen Lettern der altmongolischen Schrift. Ebenso sieht man ein altes chinesisches Paar mit Kind hinter roten Zeichen. Dies weist darauf hin, dass in Zeiten des Umbruchs, der modernen Entwicklungen Menschen und ihre hergebrachten Traditionen bedroht sind vom Vergessen, dass sie schon jetzt vielleicht unwiederbringliche Vergangenheit sind. Auch die überlebensgroßen Formate für Darstellungen von Menschen, die eigentlich klein gewachsen sind, versteht die Künstlerin als einen Hinweis darauf, dass diese nicht gering geschätzt werden dürfen. Menschen aber suchen immer nach Glück und Wohlstand. Ein Symbol dafür sind – in China - die Goldfische; sie tauchen auf vielen Bildern auf. Aber auch die Boddhisatvas versprechen zumindest Harmonie; sie sind ebenso ein Hinweis auf Spirituelles, auf die ständige Sinnsuche des Menschen, und solche Buddha-Figuren sind dann umgeben von Fischen, Friedenstauben oder reinigendem Feuer, oder als goldener Kopf nur zu ahnen. Mit diesen Bildern der mongolischen Künstlerin und ihren mehrschichtigen Aussage-Ebenen ist diese Ausstellung auch eine Aufforderung, den Menschen und das Menschliche in ihm, auch wenn er aus anderen Kulturen oder Lebensräumen kommt, wieder mehr zu achten. Denn das verbindende Element ist das Humane.  (Renate Freyeisen)      

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