Kultur

Vom früheren Leben in Oberschönenfeld und im Kloster erzählen inselartig installierte Stationen. (Foto: Andreas Brücklmair)

28.09.2018

Vom Kloster- und Landleben

Das Museum Oberschönenfeld hat im Zuge der baulichen Modernisierung seine Dauerausstellung aufgemöbelt

Als „Schwäbisches Volkskundemuseum Oberschönenfeld“ ist es geschlossen worden, als „Museum Oberschönenfeld“ hat es seine Pforten erneut geöffnet. Neben der baulichen Modernisierung wurde auch die in die Jahre gekommene Dauerausstellung inhaltlich und gestalterisch überarbeitet. Viele der Museumsfreunde trieb deshalb die Sorge um: Kennen wir unser Museum dann überhaupt noch? Gar nachdem sich auch der Name änderte.
Doch siehe da: Die altvertrauten Exponate sind zum größten Teil wieder zu finden, schöner präsentiert als je zuvor. Luftiger, transparenter ist die Dauerausstellung geworden, besser ausgeleuchtet und barrierefrei zu erreichen. Auf einer vergrößerten Ausstellungsfläche gibt es zudem viel Neues zu entdecken.
Die Darstellung vom Wohnen auf dem Land seit mehr als 100 Jahren, mit Stube, Küche, Kammer und Stall, erkundet man nicht mehr auf einem Zwangsrundgang. Man kann an verschiedenen Stellen „einsteigen“. Egal, wo man anfängt, überall wird deutlich, wie rasant der Wandel vonstatten ging, den die Menschen speziell seit den 1960er-Jahren erlebten. Dies beweisen viele Einzelexponate, die teilweise mit einem Augenzwinkern gewählt wurden.

Anzug weitervererbt

Da ist der Bleyle-Anzug, den ein schwäbischer Bub 1935 zur Erstkommunion getragen hatte – obwohl er sicher unangenehm kratzte – und den zehn Jahre später, 1945, ein anderer tragen musste. Für die Männer gibt es Traktoren, für die Frauen die ersten Küchenmaschinen. Das Landleben wird bewusst nicht wie in einem Freilichtmuseum vor Augen geführt, sondern durch eine zeitgemäße Ausstellungsarchitektur.
Moderne Geräte wie Melkmaschinen, Kühlschrank und Elektroherd erleichterten die schwere Arbeit; dafür blieb mehr Zeit für Freizeitvergnügungen, denen die Ausstellung ebenfalls Aufmerksamkeit schenkt.
Neu ist die Abteilung zur mehr als 800-jährigen Geschichte der Abtei Oberschönenfeld, in deren Räumen sich das Museum seit 1984 befindet. 1972 hatten die Klosterschwestern die Landwirtschaft aufgegeben. Sie rentierte sich nicht mehr. Den dadurch funktionslos gewordenen, in die Jahre gekommenen Ökonomiegebäuden drohte der Abbruch. Doch dann war die Entscheidung gefallen, nicht nur die kunsthistorisch bedeutende Kirche und die Kernanlage als „kulturhistorische Dokumente“ zu erhalten und zu sanieren, sondern auch die ehemaligen Wirtschaftsgebäude. Die folgenden Jahre waren geprägt von Überlegungen, die schließlich in einen mehrschichtigen Museumsbetrieb mündeten. Unterschiedliche Sonderausstellungen sowie dauerhafte Einrichtungen in diversen Gebäuden folgten, bis zur nun abgeschlossenen Modernisierung.
In Oberschönenfeld, gelegen bei Gessertshausen, im Naturpark „Augsburg-Westliche Wälder“, gab es bereits um das Jahr 1186 eine Beginen-Gemeinschaft; die älteste erhaltene Urkunde für das Kloster stammt von 1248, die erste Kirche wurde 1262 geweiht. Eine harte Zäsur setzte der Dreißigjährige Krieg; in der Barockzeit wurden das Kloster und die Klosterkirche Mariä Himmelfahrt neu erbaut. Bis heute ist das 1922 zur Abtei erhobene Zisterzienserinnenkloster lebendig (mit einer kurzen Unterbrechung von 1803 bis 1836, von der Säkularisation bis zur Wiederbesiedelung unter König Ludwig I.).
Der Geschichte des Klosters, vor allem der Arbeit und dem Alltag der Nonnen in Vergangenheit und Gegenwart, kann man nun in den Ausstellungsräumen nachspüren. Die derzeitige Äbtissin Gertrud Pesch ist auch eine derjenigen Personen, die an den „Biographischen Stationen“ das facettenreiche Leben in Schwaben von 1800 bis zur Gegenwart lebendig werden lassen.

Geschichten hören

In Beschreibungen und Hörstationen werden Geschichten aus Schwaben erzählt, Firmen, Personen und Objekte vorgestellt, Lebenswegstationen nachgezeichnet: seien sie von Touristen auf dem Weg nach Neuschwanstein, seien sie von Dienstmägden auf der Suche nach Arbeit oder von Heimatvertriebenen, die sich in Oberschönenfeld eine neue Existenz aufbauten..
Zum Abschluss geht es in der Ausstellung um Heimatbilder, die die Region prägten und prägen.
Es gibt viel zu entdecken, nicht nur in den Vitrinen, sondern auch an den interaktiven Medienstationen. Und die Kinder werden durch das Museumsmaskottchen Kater Bernhard durch die Ausstellung begleitet. (Cornelia Oelwein)

Abbildung: In den ehemals landwirtschaftlichen Nebengebäuden befindet sich heute das Museum Oberschönenfeld.    (Foto: Andreas Brücklmair)

Information: Museum Oberschönenfeld, Oberschönenfeld 4, 86459 Gessertshausen. Di. bis So. 10-17 Uhr, feiertags geöffnet. www.museum-oberschoenenfeld.de

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