Allen Unkenrufen zum Trotz läuft alles rund in Münchens staatlichen Museen. Insbesondere in der Rotunde der Pinakothek der Moderne, die im Sommer zur Spielwiese der Klangkunst wird: Eigens für das kreisrunde Foyer hat der österreichische Komponist Rupert Huber ein polyphones Musikstück komponiert. Von Sensoren erfasste Zufallsbegegnungen und -bewegungen der Besucherinnen und Besucher generieren dabei interaktiv digitale Töne. Der Raum wird zur „Sozialen Musik“, wie Huber sein musikalisch-räumliches Format nennt. Zu erleben ist das außergewöhnliche Projekt vom 6. Juni bis zum 9. November.
Eine Verschränkung von Musik, Bewegung und Kunst nimmt im Frühjahr das erfolgreiche Museum Brandhorst vorweg. Seine interdisziplinäre Ausstellung Fünf Freunde in Kooperation mit dem Museum Ludwig in Köln ist den US-amerikanischen Nachkriegskünstlern Jasper Johns, Robert Rauschenberg, Cy Twombly sowie dem Tänzer Merce Cunningham und dem Musiker John Cage gewidmet. Im Fokus: queere Aspekte ihrer Arbeiten, die in der repressiven McCarthy-Ära im Verborgenen schlummerten. Die Ausstellung wird am 10. April eröffnet und ist bis zum 17. August zu sehen.
Die Zahlen zeigen: Die staatlichen Museen sind sehr gefragt
Mit Zuversicht schaut der Generaldirektor der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, Bernhard Maaz, in die Zukunft. Zum einen freut er sich über die Besucherzahlen seiner Häuser. Immerhin kamen in die von ihm verantworteten Museen insgesamt rund eine Million Menschen im vergangenen Jahr. Zugleich, erklärte Maaz, freue er sich auch über das Vertrauen, das der Institution Museum generell entgegengebracht wird. Laut einer Studie des Berliner Instituts für Museumsforschung stärken Museen das Zusammengehörigkeitsgefühl und schaffen Vertrauen, womit sie im deutschlandweiten Ranking gleich hinter den Kategorien Familie und Freunde rangieren. Beim diesjährigen Pressefrühstück in der Alten Pinakothek präsentierte der Hausherr einen bunten Reigen weiterer neuer Ausstellungen für dieses Jahr.
In der Ausstellung Storytelling von Albrecht Altdorfer bis Peter Paul Rubens etwa gibt es neben dem Rendezvous mit den alten Meistern auch Entdeckungen mit dem weitgehend Unbekannten: großformatige Historienbilder aus Süddeutschland der frühen Neuzeit zum Thema Tugenden und Heldentaten. Die Ausstellung ist vom 5. Juni dieses Jahres bis zum 5. Juli 2026 zu sehen.
Ebenfalls in der Alten Pinakothek kommen unter dem Label „All Eyes On“ die Prinzipien der Achtsamkeit zum Zug. Ein Werk der Sammlung rückt in den Mittelpunkt: François Bouchers Ruhendes Mädchen, das jüngst vom Doerner Institut nach allen Regeln der Restaurierungskunst und Kunsttechnologie untersucht und erhaltend konserviert wurde. Am Beispiel des Frauenakts in der Pose der sich bäuchlings auf dem Kanapee Räkelnden eröffnen sich ungeahnte Perspektiven auf Malerei, Mythos, Modell und Auftraggeber im Zeitalter der Aufklärung. Darauf muss man nicht mehr lange warten: Am 18. Februar geht es los, Schluss ist am 6. Juli.
Dass ein Rahmen zu einem Meisterwerk gehört, aber nicht immer ein Original ist, darauf wird im selben Haus eine weitere Schau ihr Hauptaugenmerk lenken. Am Beispiel einiger Werke der italienischen Renaissance widmet sich die Ausstellung Rahmen machen Bilder diesem schmückenden Beiwerk vom Original bis zur Neuschöpfung – und zwar vom 29. Juli 2025 bis zum 11. Januar 2026.
Voraussichtlich bis 2029 wird die Neue Pinakothek noch geschlossen sein, weil sie grundlegend saniert wird. Über diese Schließungsphase soll die Fans der Malerei des 19. Jahrhunderts die Ausstellung Von Turner bis van Gogh hinwegtrösten. Kurator Herbert W. Rott präsentiert turnusmäßig jedes Jahr eine Auswahl bekannter Meisterwerke aus der Neuen Pinakothek jeweils in der Galerie Schack sowie in der Alten Pinakothek. Mit dem Fokus auf französische Malerei, prominent vertreten durch die Wegbereiter der Moderne, Courbet, Manet, Monet, van Gogh und Vuillard, wird hier auch die weitsichtige Erwerbspolitik des damaligen Direktors und Ausnahmekunsthistorikers Hugo von Tschudi zum Thema. Die Ausstellung läuft bereits, Interessierte haben aber noch bis 31. Dezember 2026 Zeit, sie zu besuchen.
Ausstellung am Ort des Verfassungskonvents von 1948
Könnt ihr noch? lautet der Titel der Sommerausstellung der Sammlung Moderner Kunst. Sie verhandelt „Kunst und Demokratie“ in der „Königsklasse“ und lässt sich hervorragend mit einem Sommerausflug ins Voralpenland verbinden. Schließlich gastiert sie im Neuen Schloss von Herrenchiemsee. 1948 fand dort der Verfassungskonvent statt, bei dem die Grundlagen für die deutsche Verfassung erarbeitet wurden. Die ausgestellten 50 Arbeiten von internationalen Künstlerinnen und Künstlern der Gegenwart und der klassischen Moderne nehmen Bezug auf den brandaktuellen Diskurs über Demokratie und Freiheit. Die Ausstellung wird am 10. Mai eröffnet, sie ist bis zum 12. Oktober zu sehen.
Im Stammhaus der Sammlung Moderner Kunst in der Pinakothek der Moderne wird ab der Mitte des Jahres mit der opulenten Überblicksausstellung On View (4. Juli bis 12. Oktober) dem Medium Fotografie kunstvoll gehuldigt. Zum Jahresausklang folgen dann Kalligrafie und Konzeptkunst in der Schau Zeichen, Geste, Worte, die das Unsichtbare in der Schrift und das Unlesbare in der Malerei ans Tageslicht bringt. Die Sonderausstellung ist vom 11. Dezember 2025 bis zum 12. April 2026 zu sehen. (Angelika Irgens-Defregger)
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