Kultur

Der Hofstaat versucht den Prinzen zum Lachen zu bringen, der König (Michael Doumas) sitzt gelangweilt mittendrin. (Foto: Thomas Langer)

12.04.2024

Wie man Lachen lernt

Das Theater Fürth bringt in Zusammenarbeit mit Studierenden die Oper „Die Liebe zu den drei Orangen“auf die Bühne, Regie führt Dominik Wilgenbus

Vor fast 20 Jahren war es die Staatsoper Kiew, die mit Prokofjew im Stadttheater Fürth gastierte. Jetzt bringt das Haus zu ganz anderen politischen Zeiten selbst Die Liebe zu den drei Orangen, diesmal zusammen mit der Hochschule für Musik Nürnberg und einem Gästeteam. Es ist wie ein Theaterspiel aus russischen Revolutionszeiten, und diese trieben einst den erfolgreichen Komponisten zur Vollendung und Uraufführung seiner Oper in die USA. Seine geistreiche italienisch-russische Reflexion über das, was Theater soll, kann und darf, wurde zu einer der amüsantesten Opernpersiflagen des damals noch jungen 20. Jahrhunderts.
Die Revolution, das Kriegsende waren dem Klaviersolisten und Komponisten eher egal, heute ist er mit seinen Opern, seiner unsterblichen Symphonie classique, seinen exzentrisch anspruchsvollen Klaviersonaten aktueller denn je.

Erfolgreiches Team

Inzwischen weiß man auch, dass Prokofjew 1923/24 im oberbayerischen Ettal gewohnt, die Tolstoi-Oper komponiert und seine New Yorker Liebe Carolina Codina geheiratet hat: alles Teile einer bizarren Biografie, zu der auch die samstäglichen Zugfahrten zum Karteln mit Arnold Schönberg gehörten. Man versteht, dass ihm das Drei Orangen-Libretto nach Carlo Gozzi und dem russischen Theaterpapst Meyerhold zupass kam.

Die Zusammenarbeit des Fürther Stadttheaters, der Nürnberger Musikhochschule mit ihrem Sinfonieorchester, dem Dirigenten Guido Johannes Rumstadt und den Gesangsstudierenden, besonders aber mit dem Münchner Regisseur Dominik Wilgenbus, hatte schon vor Jahren bei Detlev Glanerts Grabbe-Oper Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung funktioniert – so auch jetzt bei Die Liebe zu den drei Orangen, diesem herrlichen Stück aus der Schatzkiste der Opernzitate, in dessen Zentrum das Thema „hypochrondrischer Thronerbe, der nicht lachen kann“ steht.

Quietschbunt sind dafür die Kostüme (Sandra Münchow), schwarz-weiß die Kinderkritzeleien von Spritzen und Tabletten, die dem Prinzen helfen sollen (Bühnenbild: Peter Engel): Bühnenkunst in völliger Übereinstimmung mit Prokofjews zugespitzt-pointenreicher Musik. Der König lässt Lustbarkeiten, Spaß und Spiele ausrufen: Michael Doumas ist in dieser Rolle in jeder Beziehung wuchtig, ebenso als vielbusige Köchin. Aber erst im dritten Akt und in der Wüste wartet die Lösung des Prinzen-Problems. Einer von Zauberin Fata Morganas Luftballonriesenbusen platz per Piks geplatzt, aber der Prinz jongliert mit den immer größer werdenden Orangen, aus denen jeweils eine durstige Prinzessin steigt. Eine davon wird er auch heiraten (koloraturensicher als Ninetta: Theresa Geyer).

Opernzitate treten hervor

Klar wird manch Rätselhaftes: worauf Prokofjew in seiner Anti-oper anspielt, was er wo zitiert und persifliert. Guido Johannes Rumstadt dirigiert so differenziert, dass man mindestens die Beschwörung der Rheintöchter und der Urmutter Erda entdeckt.
Der Prinz hat schließlich auch das Lachen gelernt, die Intriganten sind abgehalftert. Doch man fragt sich zum Schluss, wo die Darstellenden mithilfe von Wilgenbus und seiner Regie noch mehr clowneske Brillanz hätten entwickeln können, etwa Jeffrey Nardone als Prinz im Wechsel von Langeweile zum Lachen. Aber die Metaebene dieser Oper ist eben doch ein ziemlich unsicherer Boden. (Uwe Mitsching)

 

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