Kultur

Die Kesten-Stipendiat*innen trafen sich im Biergarten des „Café Hermann Kesten“ der Stadtbibliothek Nürnberg. (Foto: Wraneschitz)

14.09.2021

Zehn Köpfe, sechs Länder, viel Literatur

Stadt Nürnberg vergibt Hermann-Kesten-Stipendien

Fünf Zweierteams aus insgesamt sechs Ländern: das sind die von der Stadt Nürnberg eingeladenen Hermann-Kesten-Stipendiat*innen des Jahrgangs 2021. Am Montag trafen sich die Zehn zum Kennenlernen erstmals im Zeitungscafé Hermann Kesten der Stadtbibliothek Nürnberg.

Fünf Stipendiat*innen kommen aus Nürnberger Partnerstädten, die anderen fünf Tandempartner stammen aus Mittelfranken. Die Teams bestehen jeweils aus Autor*in und Übersetzer*in. So arbeitet der in Fürth wohnende Oberbayer Leonhard F. Seidl mit der Polin Urszula Poprawska aus Krakau zusammen. Ihr Arbeitsfeld: Deutsche Fachliteratur, Romane und Reportagen ins Polnische übertragen. Unter den etwa 50 Büchern sind Uwe Timms Novelle „Die Entdeckung der Currywurst“, Günter Wallraffs „Aus der schönen, neuen Welt, Expeditionen ins Landesinnere“ oder – ganz aktuell - Daniel Kehlmanns „Tyll“. Leonhard F. Seidl wiederum, eigentlich politischer Kriminalautor, hat zuletzt mit dem Schelmenroman „Der falsche Schah“ von sich reden gemacht.

Doris Groß vom Amt für Internationale Beziehungen findet die Zusammensetzung der Stipendiat*innen „spannend, weil so unterschiedlich. Einer macht ausschließlich Gedichte, ein anderer ist Blogger“ – aber im Hauptberuf Forscher für Nachhaltigkeit an der Pädagogischen Hochschule Glasgow. Viele sind bereits zwischen verschiedenen Ländern hin- und hergezogen, „aber es auch junge Leute dabei, die erst reinfinden in die Arbeit“, erklärt Doris Groß.

Kostenfreie Veranstaltungen

In den nächsten Tagen sind Lesungen geplant, aber auch ein Gespräch zwischen Seidl und Poprawska über die Faszination des geschriebenen Worts in der eigenen und in anderen Sprachen. Alle Veranstaltungen sind – unter Corona-Regeln gehalten – kostenfrei.

Zum Abschluss steht am Freitag, 24. September „Literatur aus den Partnerstädten – Von Andalusien über die Cotê d’Azur bis ins traditionsreiche Krakau und an den River Clyde“ an: Die Hermann-Kesten-Stipendiaten präsentieren die Text-Ergebnisse ihrer zweiwöchigen Zusammenarbeit. Und außerdem wird der vom VS Mittelfranken ausgelobte Hermann-Kesten-Preis verliehen. Der Veranstaltung im Literaturhaus Nürnberg ist aber auch via Zoom beizuwohnen.

Hermann Kesten und das gleichnamige Stipendium

Der Schriftsteller Hermann Kesten wuchs als Sohn eines jüdischen Kaufmanns in Nürnberg auf. 1919 legte Kesten das Abitur am Humanistischen Königlich Alten Gymnasium in Nürnberg ab. Danach studierte er Jura und Nationalökonomie, ferner Geschichte, Germanistik und Philosophie in Erlangen und Frankfurt am Main. 1933 floh er nach Frankreich; 1949 nahm Kesten die amerikanische Staatsangehörigkeit an. Trotz allem blieb er der Stadt seiner Jugend gewogen: 1995 stiftete Kesten das Preisgeld für die erste Verleihung des Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreises. Nürnberg ernannte Kesten 1980 zu ihrem Ehrenbürger. Und seit dem Jahr 2000, dem 950-jährigen Stadtjubiläum, gibt es das Hermann-Kesten-Stipendium: Nürnberg lädt dazu alle zwei Jahre Autor*innen und Journalist*innen aus den Partnerstädten ein.

Nach einer Pause seit 2014 jetzt der Neustart mit neuen Regeln: Fünf Gäste aus den Partnerstädten Nizza, Cordoba, Krakau, Glasgow und Edinburgh arbeiten zwei Wochen lang an ihren Texten, jeweils im Tandem mit einem Partner, einer Partnerin aus Mittelfranken. Dabei „lernen sie Nürnberg kennen. Außerdem präsentieren sie sich und ihre Arbeit der Nürnberger Bevölkerung bei einer Reihe von Veranstaltungen“, lautet das Ziel der Stipendien. Die Stadt stellt dafür 14 Tage Gästezimmer im Internationalen Haus  zur Verfügung, einen Raum in der Stadtbibliothek zum gemeinmalen Arbeiten, sowie Fahrtkosten und eine Aufwandspauschale. Seit diesem Jahr arbeitet das Amt für Internationale Beziehungen dabei mit dem Bildungscampus Nürnberg zusammen.
(Heinz Wraneschitz)

Weitere Informationen und Anmeldemöglichkeiten zu den Veranstaltungen stehen hier:
www.nuernberg.de/presse/mitteilungen/presse_74245.html

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